29# - Fassade

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,,Jetzt hör' auf diese Fragen zu stellen...!", sage ich.

,,Es ist aber mein Recht es zu erfahren!", meckert er.

,,Wieso bist du so stur?", frage ich.

,,Sagt die Richtige! Sag' mir einfach was zwischen uns läuft und Ende!", verlangt er.

,,Wir sind Freunde Darrow!", sage ich jetzt genervt. Sebastian bringt mich um wenn ich es erzähle.

,,Nein sind wir nicht! Ich bin nicht mit Menschen befreundet! Ich habe nur zwei Freunde und das sind Liam und Sebastian!", sagt er trotzig. Ich seufze.

,,Okay. Fein. Wir sind verheiratet.", sage ich.

,,Lüg' nicht! Du hast keinen Ring und Sebastian würde es mir sagen!", sagt er.

,,Du bist auch mit keiner Antwort zufrieden...!", sage ich genervt.

,,Wie soll man mit Lügen zufrieden sein?", fragt er jetzt auch genervt.

,,Okay! Schön! Du willst die Wahrheit?", sage ich genervt. Er nickt energisch. Scheiß drauf! Er wollte es so!
,,Wir waren zusammen!", sage ich. Er starrt mich intensiv an und sagt nichts.
,,Was?", frage ich verwirrt.

,,Du meinst wir sind zusammen?", sagt er skeptisch. Ich sehe bedrückt auf den Boden.

,,Nein. Wir waren zusammen. Wir haben schlussgemacht.", sage ich und seufze.
,,Zufrieden?"

,,Nein.", antwortet er.
,,Wieso haben wir schlussgemacht?", fragt er. Ich schlucke schwer.

,,Na ja... Wir kamen einfach nicht klar also... E-Es hat nicht funktioniert.", sage ich und verdränge die Erinnerungen.

Ich überlege.

Also ich war mit ihr zusammen, habe ihr von meiner Kindheit erzählt und was weiß ich nicht alles und jetzt ist schluss weil es nicht funktioniert hat. Ich schüttle den Kopf.

Wenn ich schon das erste Mal in einer richtigen Beziehung bin, dann lasse ich doch nicht zu dass es endet, nur weil es 'nicht funktioniert' hat. Nope. Darrow Harsen ist nicht so simpel.

,,Da steckt mehr dahinter.", sage ich bestimmt. Sie seufzt.

,,Kannst du es nicht für's erste hinnehmen? Bitte, ich habe keine Lust darüber zu sprechen...", sagt sie. Ich sehe sie skeptisch an.

,,Sag mal... Hast du mich etwa betrogen...?", frage ich. Sie sieht mich finster an. Ihr Auge zuckt. Oha.

,,Nein. Das habe ich nicht...!", sagt sie unter zusammen gebissenen Zähnen. Sie atmet durch.
,,Keine Fragen mehr darüber!", sagt sie wütend.

*****

Ryans P.O.V

Ich sitze an meinem Schreibtisch und trinke das letzte bisschen Scotch leer. Sie ist noch immer im Krankenhaus und spricht seit Stunden mit ihm, laut meinen Männern.

Sie hat ja noch keine Ahnung was auf sie zukommt.

Ich stehe auf, nehme mir eine neue Flasche und fülle mein Glas nach. Ich muss diese Gelegenheit nutzen. Es kommt mir nur gelegen, dass dieser elende Bastard Amnesie hat. Das macht das alles viel einfacher. Ich muss mir nur überlegen wie ich Celeste komplett an mich binde, auch wenn sie mich hassen wird. Ich lasse niemals zu, dass die beiden zusammen kommen. Niemals.

Ich stehe auf und gehe zum Fenster. Es dämmert langsam. Ich trinke einen Schluck.

Ich muss mich an ihren hasserfüllten Blick erinnern. Daran, wie sie sagte, dass ich ein grausamer Mensch sei. Wie sehr dieser Kuss sie angewidert hat. Wie sie mich von sich gedrückt hat, wie sehr sie meine Berührungen verachtet.

Ich trinke das Glas leer und fülle nach.

Ich will für dieses dumme Mädchen nichts fühlen, aber wenn sie vor mir steht, kann ich mich nicht zusammenreißen. Ich will mich nicht an einen Menschen binden. Das macht mich schwach, verwundbar. Ich will keine überflüssigen Gefühle für eine Frau haben, die einen anderen Mann liebt. Die den Mann liebt, den ich mit allem was ich habe verachte. Aber ich kann es einfach nicht kontrollieren. Es geht einfach nicht und ich hasse mich dafür.

Ich betrachte New Yorks Skyline. Für jeden anderen wäre es ein wunderschöner Anblick. Für mich ist es nur eine dämliche Fassade. Ich hasse sie. Ich hasse sie alle.

Sie lächeln alle, als sei jeder Tag kostbar. Genießen jeden Atemzug als würde es kein Morgen geben. Sehen die alle denn nicht, dass es keinen Sinn hat? Dass es nur eine Sache braucht, um dieses Lächeln für immer aus deren Gesichtern zu radieren? Alle streben danach, jemanden zu finden, mit denen sie sich das Leben teilen können. Mit denen sie eine Familie aufbauen und glücklich zusammen leben können. Die verstehen doch gar nicht, wie schwach sie sind. Wie verletzlich sie sind.

Ich müsste mir nur eine Person die auf der Straße rumläuft aussuchen. Es bräuchte nur ein Anruf und schon wäre alles vorbei. Nur ein verdammter Befehl von mir, und deren Lebenssinn wäre mit einem mal ausgelöscht. Ich lache verächtlich auf. Trinke die bittere, goldbraune Flüssigkeit, die auf meiner Kehle brennt.

So naiv, so verdammt naiv. Glück ist nur eine jämmerliche Illusion, um den Menschen ein Ansporn zu geben, das Leben fortzuführen. Es hält nur, wenn du die Personen bei dir hast, mit denen du glaubst, dein Leben verbringen zu wollen. So einfach sind wir Menschen gestrickt. Hast du jemanden, der dir Beistand, Schutz und Liebe vorgaukelt, bist du glücklich. Deswegen muss man viel weiter denken. Man muss sich von alles und jeden abgrenzen. Man muss zeigen wie viel Macht man hat, wenn man niemanden braucht um auf eigenen Beinen zu stehen. Bist du allein, bist du mächtig. Aber bindest du dich an andere, zerstört man dich von innen heraus. Und das braucht nur eine einzige Sekunde. Ein einziger Augenblick, und jemand anderes hat dich in der Hand. Ich fülle mein Glas nach. Trinke.

Deswegen will ich dieses Mädchen nicht in meinem Leben. Ich will mich nicht in ihren Augen wie ein idiotischer Narr verlieren. Ich will nicht anfangen mein Herz schlagen zu spüren wenn sie um mich herum ist. Das Herz, welches seit Joshuas Tod mit ihm begraben wurde, ganz tief unter der Erde, wo pure Dunkelheit herrscht. Möchte nicht diesen Drang haben, wie ein kleines Kind in ihren Armen versinken zu wollen. Möchte nicht, dass sich mein Verhalten in ihrer Gegenwart mit einem Schlag ändert. Ich will nicht diese Reue verspüren, sie so sehr verletzt zu haben. Ich will sie ansehen können, ohne gleich von ihren Lippen kosten zu wollen. Ich will Handeln, ohne dass es mich interessiert, was sie über mich denkt. Ich möchte es so sehr verhindern, weil sie mich mit jedem ihrer hasserfüllt Blicke, immer wieder auf's neue umbringt. Als hätte sie dieses Herz ausgegraben und würde immer wieder zudrücken, bis es kurz davor ist zu platzen.

Sie hasst mich, und ich hasse es, dass es mir etwas bedeutet. Ich trinke das Glas aus.

Plötzlich fängt mein rechtes Auge wie verrückt an zu pochen. Ich halte mir mit Schmerz verzerrtem Gesicht das Auge. Ich packe angestrengt die Dose Schmerzmittel aus meiner Hosentasche und schüttle mir zitternd welche auf die Handfläche. Ich schlucke sie runter und stütze mich am Schreibtisch ab.

Mein Handy klingelt. Ich gehe ran.
,,Ja?", frage ich und reiße mich zusammen.

,,Wir haben sie.", sagt er.

,,Gut. Bringt sie hierher.", sage ich und lege auf. Ich atme schwer.

Mal sehen wie lange sie es aushalten wird...


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Hey!🤗

Und? Wie findet ihr Ryans Sicht? Kommt ein bisschen überraschend, ich weiß😂

Ich kann ja mal im laufe der Zeit die POV's von Ella und Liam mit einbringen wenn es mal passt. Das wäre mal so ein kleiner Einblick, wie so ein Buch wäre welches von einen dieser drei Charaktere handelt. Ich mache das aber nur wenn es auch gerade ins Geschehen passt.😊

Vielen Dank für Kommis und Votes!❤

His PrisonerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt