25# - Die Wahrheit

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Seit Tagen halten Liams Männer wache um das ganze Gebäude herum. Ella und ich werden rund um die Uhr bewacht, auch wenn wir raus gehen.

Ich weiß, ich sollte mich beschützt fühlen. Aber mit so vielen getarnten Männern um mich herum fühle ich mich nur noch gefährdeter. So etwas sollte nicht passieren. Ich sollte nicht von einem Kerl beschützt und von einem anderen bedroht werden. Mein Ex Freund sollte nicht im Krankenhaus liegen und nicht vergessen haben dass ich existiere. Aber wem erzähle ich das? Es ändert eh nichts.

,,Bedienung!", ruft ein Mann.

,,Kommt sofort.", sage ich und eile an den Tisch.

,,Die Rechnung bitte."
Ich nicke und zähle alles auf was er und seine Freunde bestellt haben. Ich lege ihm die Rechnung, als auch die Karte auf den Tisch wo er dann das Geld rein legt.
,,Den Rest können sie behalten.", sagt er und steht mit den anderen zwei Männern auf.

,,Vielen Dank Sir.", sage ich und bringe das Geld an die Kasse. Ich runzle die Stirn. Hundert Dollar Trinkgeld? Bestimmt ein versehen.

Als ich heraus eilen will, um den Mann das Geld wieder zu geben, bleibt mein Auge an einem Zettel hängen. Ich öffne es und lese.

>>Hallo Teuerste,

ich hoffe du lässt dir deinen entsetzten Gesichtsausdruck nicht anmerken, denn sonst geschehen nämlich sehr schlimme Dinge... <<

Ich versuche meine Atmung unter Kontrolle zu bringen und sehe mich um. Niemand verdächtiges. Die Männer sind schon weg.

>>...Ich habe von Darrows kleinem Unfall gehört, der Arme. Du musst wirklich am Ende sein. Aber vergiss diesen langweiler.

Hast du mich schon vermisst? Es ist schon so lange her dass wir uns gesehen haben, ich hoffe du leidest nicht sehr unter dieser Trennung. Aber kommen wir mal zum Punkt. Du wirst deinen süßen Hintern nach der Arbeit schön in die Stadt bewegen und in das Taxi steigen, dass vor dir halten wird. Natürlich bevor dich Liams Männer aufhalten. Wenn nicht... sagen wir mal... ich kenne deine Freundin Ella. Du willst doch nicht, dass sie einen Kopf kürzer wird?

Viele liebe Grüße
Dein Verehrer

Ps. Vernichte dieses Stück Papier oder ich vernichte alles was dir lieb ist. Du stehst unter Beobachtung.<<

Ich renne auf die Toilette und schließe mich ein. Leise beginne ich zu schluchzen. Oder versuche es zumindest.

Ella ist in Gefahr und das nur wegen mir...! Ich kann nicht zulassen dass er ihr etwas antut...!

Ich atme mehrmals ein und aus.

Beruhig' dich... Ich darf nicht die Fassung verlieren...
Nur noch eine Stunde, dann ist meine Schicht vorbei. Ich muss mir gut überlegen was ich jetzt tue...

Ich wasche mir das Gesicht und gehe hinter die Theke. Sam ist in der Küche, also muss ich schnell machen.

Ich nehme das Stück Papier und klemme es in eine Ritze unter der Theke wo niemand nachsieht, statt es zu vernichten. Dabei tue ich so, als wäre mir etwas hingefallen und ich würde mich bücken um es aufzuheben. Ich sehe mich um, aber entdecke niemanden der mich beobachtet. Ich muss einmal darauf vertrauen, dass es nur ein bluff von ihm war, dass ich noch immer beobachtet werde. Falls ich es irgendwann mal schaffe, dann gehe ich damit zur Polizei. Aber erst muss ich zu ihm, damit Ella außer Gefahr ist.

Ich versuche ruhig meine Arbeit fortzusetzen. Blicke immer wieder zu Liams Männern die vor dem Restaurant im Auto sitzen oder im Restaurant selbst. Wenn sie es merken, ist alles vorbei...!

Nachdem meine Schicht vorüber ist verabschiede ich mich schnell von meinen Kollegen und gehe raus. Ich gehe in Richtung Stadt, merke, wie Liams Leute in meiner Nähe bleiben.

Als ich die Straße überqueren will, bleibt ein Taxi vor mir stehen. Mein Herz rast. Ohne zu zögern steige ich ein. Habe Angst, dass wenn Liams Männer mich aufhalten, Ryan Ella etwas antut. Das Taxi verriegelt die Tür und fährt sofort los. Ich sehe nach hinten. Sie fahren sofort hinterher.

Ich kann den Fahrer nicht sehen, da eine Art Wand uns trennt. Er fährt schnell und versucht die Männer abzuhängen, während ich versuche vor Angst nicht zusammen zu brechen. Ich frage mich die ganze Zeit was er vor hat. Was er überhaupt noch von mir will. Er hatte seine Rache doch schon. Er hat mich vergewaltigt und dafür gesorgt dass Darrow wie Müll mit mir umgeht, um ihm dann zu verraten, dass ich doch nicht gelogen habe. Ich weiß nicht was er will, was er mit mir machen wird. Ich verstehe nicht was er davon hat, mein Leben so zu ruinieren. Egal was er mit mir machen wird, Darrow weiß gar nicht, wer ich bin und dass ich überhaupt existiere. Also was bringt es ihm?!

Nach langer Zeit scheint der Fahrer die Männer abgehängt zu haben. Er fährt eine gefühlte Ewigkeit, bis er vor einem Hotel stehen bleibt. Ryans Hotel.

Mein Herz klopft mir bis zum Hals als zwei Männer zu mir kommen, mir die Tür öffnen und mir deuten ihnen zu folgen. Ich gehe mit ihnen in das große Gebäude und versuche mich zusammen zu reißen. Wir steigen in den Aufzug. Als dieser dann nach so vielen Stöcken hält, öffnet sich die Tür. Wir gehen wieder diesen Flur entlang, bis wir vor seine Suite stehen bleiben. Mir wird die Tür geöffnet. Ich trete ein.

Ich zittere am ganzen Leib, als die Tür wieder hinter mir geschlossen wird. Er steht am Fenster mit zwei Gläsern Wein in der Hand.
,,Was stehst du so rum? Komm her.", sagt er ohne mich anzusehen. Ich gehe mit unsicheren Schritten zu ihm. Bleibe hinter ihm stehen. Ich weiß nicht genau, was ich tun soll.
,,Kleine, süße Celeste. Hast du mich vermisst?", sagt er grinsend und dreht sich um. Er trägt diese Augenklappe wo 'RC' drauf steht.

,,Was willst du schon wieder von mir? Du hattest deine Rache...!", sage ich und versuche nicht schwach zu klingen. Ich schaffe es nicht im geringsten.

,,Das hatte ich Tatsächlich.", sagt er leise und reicht mir ein Glas Wein. Ich nehme es zögernd an. Er macht mir Angst. Mehr als je zuvor.
,,Aber ich hatte dich nicht.", sagt er und trinkt einen Schluck. Ich sehe ihn verwirrt an.

,,Ich verstehe nicht...!", sage ich.

,,Dann erkläre ich es dir...", sagt er und kommt mir näher. Er nimmt mir das Glas ab und stellt auch seins hin. Er nimmt meine Hände in seine vernarbten. Man erkennt die Nahten deutlich.
,,Als ich da unten war...", fängt er an und berührt meine Wange mit seinen Fingerspitzen.
,,...habe ich gesehen wie rein wirklich du bist.", haucht er leise.

,,Wa-"

,,Shh... Lass mich ausreden...", sagt er ruhig und streicht mit seinem Finger über meine Lippen. Ich kriege Gänsehaut. Habe dermaßen Angst, dass mir mein Herz droht aus der Brust zu platzen.
,,Du hast es nicht genossen mich so elendig zu sehen... Stattdessen hast du ihn angeschrien. Und das, obwohl ich dir solche Dinge angetan habe...", sagt er leise und sieht mir tief in die Augen.

Ich versuche krampfhaft nicht loszuweinen und wegzulaufen.

,,W-Was willst du damit sagen...? Ich verstehe deinen Punkt nicht.", sage ich verwirrt.

,,Du bist viel mehr als ein Mittel zur Rache für mich Celeste...", haucht er.
,,Deswegen möchte ich dich belohnen."
Ich sehe ihn verwirrt an. Ich verstehe gar nicht worauf er hinaus will. Wieso ich hier bin. Was soll 'Belohnung' jetzt heißen?

,,Belohnen?", frage ich. Er lächelt mich an.

,,In dieser Nacht Celeste...", sagt er leise.
,,...habe ich dich nicht angerührt."



His PrisonerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt