Beste Freunde

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Sie war tatsächlich nicht in der Klasse. Lena. Den ganzen Unterricht lang hatte sie sich nicht blicken lassen. Wo war sie nur? Niko war auch aufgetaucht aber das war nicht wirklich verwunderlich. Wenn man bedenkt, was die Stunde davor passiert ist...

Es läutete, ich wurde aus meinen Gedanken gerissen. "Was? schon aus?", sagte ich als alle aufstanden und ihre Sachen packten. "Ja, wach auf! Schlafmütze!", hörte ich hinter mir einen unserer Burschen sagen. Ich wollte mich aber nicht auf diese anstehende Diskussion einlassen. Also nahm ich meine Sachen und machte mich auf den Weg zu dem Café, wo Lena mich erwartete. Doch dieser Trottel ließ nicht von mir ab und schrie mir richtig nach: "Hey, Emma! Was is mit dir? Bist du dir zu fein um zu antworten?", er hatte keine Ahnung wie gern ich ihm antworten wollte! Am liebsten mit der Faust direkt in sein Gesicht! Aber ich musste mich beherrschen. Ich wollte nicht unnötig Aufmerksamkeit erregen. Aber antworten musste ich dennoch, ansonsten würde er nie von mir ablassen. "Weißt du ich habe besseres zu tun, als mich mit dir zu streiten!" Ich ging einfach weiter, keine Ahnung ob er mich noch verfolgt hatte, aber das war mir auch egal. Ich hatte größere Sorgen um die ich mich kümmern musste.

Das Café war nicht weit von der Schule entfernt und ich war in kürzester Zeit dort. Als ich davor stand fing ich an zu zweifeln. War das alles vielleicht nur eine Falle und würden da drin Alex und Lena auf mich lauern? Oder hatte sie vielleicht erst recht Niko eingeladen?  Wie auch immer die Wahrheit aussah ich musste wissen, was Lena mit "Ich weiß es" meinte. Egal ob es bedeutete, dass mich eine zweite Befragung erwartete. Oder Schlimmeres.

Ich sah Lena an einem Ecktisch sitzen, was komisch war, da sie normalerweise die freundlichere, hellere Seite bevorzugte. Sie hatte vor sich einen Kaffee, diesen mit ihren Händen umschlungen. "Lena?" Ich näherte mich ihr und setzte mich neben sie. "Emma, schön das du gekommen bist. Komm setzt dich auf die andere Seite, da können wir besser reden." Lena wirkte niedergeschlagen. Warum? Vor ein paar Stunden war sie doch noch völlig aufgedreht.

"Lena, kannst du mir sagen, was du mir deiner Nachricht meinst? Was weißt du?" Sie sah mich an als würde sie sofort in Tränen ausbrechen. "ich hab es nicht erzählt, aber jetzt bin ich bereit. Ich werde dir erzählen, was am Tag von Julias Party passiert ist." Ich hatte es schon fast vergessen. Keine Ahnung ob es etwas schlimmes war, ich wollte nie wirklich nachfragen. "J-ja sicher, wenn du meinst, dass du bereit dazu bist." Sie fing an zu erzählen, von all den Dingen die passiert sind als sie mit Gregor den Keller verlassen hatte.

"Er nahm mich mit in den Garten und sagte mir er würde meine Blicke bemerken, dass er sehen würde wie ich ihn bewundere. Dass er wüsste wie ich mich fühle. Und, dass er mich schon lange beobachten würde. Ich hätte sein Interesse geweckt und, dass er sich nicht sicher sei, ob er das selbe für mich empfinden würde."

Ich sah wie ihr einige Tränen die Wangen hinunter flossen. Mit einem Taschentuch wischte ich ihr die Tränen aus dem Gesicht. "Und dann?" Sie startete erneut: "Er kam mir immer näher und ich konnte nichts sagen, ich hatte einen richtigen Knödel im Hals. Als er mir nun ganz nah war konnte ich seinen Atem spüren, wie er mir auf meine Stirn und Nase hauchte. ich war wie versteinert und konnte mich nicht bewegen. Plötzlich küsste er mich, ich wusste nicht wie mir geschah. Es war ein tolles Gefühl, Emma!"

Ich lächelte sie an und sie fing ein wenig an zu lachen, aber eben nur ein wenig bis ihr Gesicht wieder dem Vorherigen glich. "Bis..", sagte sie. "Bis?" - "Bis ich ein schlechtes Gewissen bekam und aufhörte. Ich versuchte ihm zu erklären, dass Ich noch nicht so weit bin, aber er wollte es nicht verstehen. Also machte er weiter und ich konnte mich nicht wehren. Gott sei dank kam Julia noch rechtzeitig und sagte ihm er solle aufhören. Ich ergriff die Chance  und haute ab. Und den Rest kennst du ja..."

Ich brachte kein Wort mehr heraus und starrte Lena mit großen Augen an. "Aber, aber warum hast du mir das nicht erzählt? Du weißt doch, du kannst mir alles sagen." Sie nickte und antwortet ohne Augenkontakt. "Ich hatte Angst, das ganze könnte zu real werden. Und außerdem wollte ich dich nicht belasten." - "Du belastest mich doch nicht. Lena...sowas kannst du mir doch immer sagen. " Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und sah auf das Schoko-Papier, dass ich immer noch in der Hand hatte. "Aber was meintest du mit 'ich weiß es'?" Sie nahm mir das Papier und und starrte ewig drauf, bis sie endlich etwas sagte. "Ich weiß auch warum er das gemacht hat. Nicht weil er interessiert an mir war sondern weil er jemanden eifersüchtig machen wollte. Wie konnte ich nur glauben Gregor wäre anders? Wie konnte ich nur so naiv sein??"

Sie haute sich mit dem ganzen Körper auf die Sitzbank auf der sie saß und ich sprang auf um mich zu ihr zu setzten. "Lena," Sagte ich mit einer beruhigenden Stimme,"du brauchst keinen Mann um glücklich zu sein, du hast  genug Freunde. Und mit denen bist du doch glücklich, oder?" Sie setzte sich langsam auf und umarmte mich. "Danke, Emma. Danke, dass du für mich da bist!"



In aller FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt