Ich wusste, dass sich der Abend nicht so leicht überstehen lassen würde. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis jemand etwas heikles ansprechen würde. Dabei hätte ich an Lena oder Anna gedacht, aber das war wohl eine Fehleinschätzung meinerseits..
"Und wie läuft's so mit deinen Eroberungen, Gregor?" Jeder schaute, schon fast synchron, in die Richtung aus der dieser Satz kam. Es war Niko. Er war anscheinend schon etwas angetrunken und versuchte nun sich gegen alle und jeden zu stellen die ihm auf die Nerven gingen.
Aber warum Gregor? Ich meine ja, er hat Lena verletzt aber Niko war jenem Abend nicht einmal dabei und so gut kannte er sie auch wieder nicht.
"Gibt es irgend ein Problem?" Gregor drehte sich , immer noch mit einem Becher in der Hand, zu Niko und nahm die ganze Situation anscheinend nicht ernst. Mit einem grinsen im Gesicht kam er Niko näher und fing an leiser zu reden. "ich glaube du setzt dich jetzt besser, bevor hier noch irgendjemand verletzt wird." Langsam gab Gregor Niko seinen Becher und drehte sich um. Doch als Gregor auf den Weg in ein anderes Zimmer war, schrie Niko wieder in seine Richtung. "Du meinst, so wie du alle verletzt?"
Man konnte Gregor ansehen, wie rot er wurde, da seine Freunde nichts davon wussten. Ich stand zwar nur neben den ganzen Geschehen, aber ich bin nicht blind. Es war nicht schwer zu erkennen, dass die Leute, die Gregor einlud, keine Ahnung hatten von was Niko da redete.
"Niko! Es reicht!" Ich versuchte nicht unbedingt zu schreien, aber irgend etwas hielt mich nicht davon ab. Ich zog Niko in die Küche wo gerade niemand zu sein schien. "Hey, was sollte das gerade? Ich weiß, Gregor ist kein Unschuldslamm, aber das ist kein Grund ihn vor allen Leuten so fertig zu machen!" Niko starrte in den schon leeren Becher, den er von Gregor in die Hand gedrückt bekommen hatte. Und dann sah er mich an.
"Also hast du doch was mit ihm?" Mit einem an gefressenen Blick zerquetschte er den Becher und warf ihn in den Mistkübel hinter sich. "Was? Nein, ich dachte das hätten wir geklärt?" - "Gar nichts haben wir geklärt! Du hast geredet und ich habe dir zugehört. Bevor ich etwas sagen konnte ist auch schon Lena in die Klasse gekommen. Soll ich sie einmal fragen was sie davon hält?" Ich hatte keine Ahnung, dass Niko so aufgebracht sein konnte, schließlich war er immer eher der schüchterne Typ.
"Was ist dein Problem? Ich habe dir schon gesagt, dass ich NICHTS für Gregor empfinde! Es gibt keinen Grund eifersüchtig zu sein! ... Warte... warum bist du eifersüchtig?" Er ging ein paar Mal hin und her bevor er etwas sagen konnte und setzte dann zum reden an. "Erklärt sich das nicht von selbst? Merkst du es nicht? Ich kann kaum reden in deiner Gegenwart. Wenn ich dich sehe wünschte ich, ich währe unsichtbar. In der Schule kann ich mich kaum konzentrieren, weil du immer in meiner Nähr bist! ... Ich fühle etwas!!"
Ich wusste nicht wie ich darauf reagieren sollte und blieb still schweigend stehen. Nach einigen Momenten ging Niko aus der Küche. "Wie auch immer."
Ich blieb noch ein paar Minuten stehen bis dann schließlich Lena in die Küche kam. "Ist alles in Ordnung? Das vorher war ja nicht gerade angenehm, und? Was hat er gesagt?" Sie schien wie immer aufgedreht und fröhlich zu sein. "Geht dir das gar nicht nah Lena?" ,schrie ich sie an. "Nein, warum? Nur weil er von mir geredet hat? Komm, ich bin nicht so empfindlich wie du vielleicht glaubst."
Ich setzte mich noch immer mit einem geschockten Blick auf den Barhocker, nahm einen Apfel in die Hand und konzentrierte mich auf seine rötliche Färbung. "Sorry...ich bin nur etwas aufgewühlt.."
Lena nahm mir den Apfel aus der Hand und biss hinein. "Vielleicht ist das das Problem, Emma! Ich kenne dich und ich sehe wenn es dir nicht gut geht. Was ist es? Ist es wegen Niko?" Ich sah zu ihr auf und bemerkte, dass sie ungewöhnlich ruhig blieb. "Niko? W-was soll mit ihm sein?", stotterte ich und versuchte dabei unentdeckt zu bleiben.
"Emma bitte, als ob das keiner bemerken würde. Sogar ein Blinder sieht die sehnsüchtigen Blicke die er dir zu wirft." Sie verzog das Gesicht als sie erneut in den Apfel biss und warf ihn anschließend in den Mistkübel. "Also? Willst du mir jetzt sagen, was passiert ist?"
Ich stand auf und ging ein paar Schritte in der Küche herum. "Es ging nicht um dich. Vorher, als er Gregor so angeschrien hat." Sie stand erwartungsvoll, mit verschränkten Armen, da. "Sondern?", sagte sie mit einer gewissen Erwartungshaltung. "Sondern um mich..."
Nun war auch ihr neutraler Blick dahin. "Warum sollte er dich als 'Gregors Eroberung' bezeichnen?" Ich konnte kaum meinen Mund öffnen. "Lena... bitte sei nicht böse. Gregor...er hat mich geküsst." Da ich sowieso irgendwann mit der Wahrheit herausrücken musste, beschloss ich es lieber jetzt zu tun bevor noch jemand verletzt werden würde.
"Aber ich habe sofort abgeblockt! Bitte, das musst du mir glauben!" Lena kam mit langsamen Schritten in meine Richtung und legte ihre Hand auf meine Schulter. "Ich glaube dir Emma. Weißt du, ich habe durchaus Vertrauen in dich." Sie beendete den Satz mit einem kleinen Kichern.
"Und das vorher mit Niko? Was hast du ihm gesagt?" Ich setzte mich wieder auf den Hocker. "Die Frage ist nicht was ich gesagt habe sondern er." - "Und?" - "Er hat gemeint, dass er etwas fühlt...etwas...für mich empfindet..." Jetzt setzte sich auch Lena, neben mich. "Und...hast du auch welche für ihn?"
Ich konnte ihre Besorgnis bis tief unter meine Haut spüren. "Ich weiß nicht, mag sein...vielleicht aber auch nicht. Das Problem ist, dass ich ihn nicht verletzen will. Ich habe einfach zu wenig Erfahrung in solchen Sachen wir Liebe." Sie stand auf. "Dann sag's ihm!" - "Und was?" - "Das, was du mir gesagt hast natürlich, wenn er wirklich etwas für dich empfindet, dann wird er es verstehen."
Gesagt getan. Ich ging also auf die Suche nach Niko, als mir plötzlich Gregor vor die Nase lief. "Na, da hast du dir was ganz schönes eingebrockt." Er hielt eine schon fast leere Bierflasche in der Hand und redete mit einem betrunkenen Akzent. "Gregor bitte, dass ist nicht dein Problem. -Obwohl, eigentlich doch! DU hast mich geküsst, schon vergessen? DU bist derjenige, der meine Freundin verarscht hat nur um an eine ran zukommen, die so und so unerreichbar für dich ist! DU, mein lieber Freund, solltest jetzt vielleicht aus meinen Augen verschwinden, bevor ich noch vollkommen die Kontrolle verliere!"
Er sagte nichts mehr, ging einfach seiner Wege und ich setzte meinen, zu Niko, fort. Nach einigen erfolglosen Minuten der Suche, fand ich ihn doch schließlich, draußen im Garten auf einer Bank, vor.
Ich setzte mich zu ihm und fing an zu reden. "Ein schöner Abend." Er starrte weiter in die Ferne. "Mag sein.", antwortete er aber ich gab die Hoffnung nicht auf: "Niko, ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst, aber bitte sei nicht so abwesend zu mir." Jetzt erst sah er mir in die Augen. "Du weißt doch gar nicht wie das ist, du warst die ganze Zeit über mit Problemen von anderen beschäftigt und konntest dich nicht ein einziges Mal auf dich konzentrieren. Du hast nicht einmal bemerkt, dass ich.." Er stockte.
"Ich weiß, Niko. Bitte sei nicht wütend, ich bin einfach kein Mensch der sich emotional auf irgendetwas einlassen kann, was - was so real ist. Es hat nichts mit dir zu tun. Ich glaube einfach, dass wir als Freunde einen viel wertvolleren Schatz miteinander teilen." Niko stand auf und ging ein paar Mal hin und her. Und ich beobachtet jeden seiner Schritte. "Ich verstehe, dass du dich missverstanden und ungewollt fühlst, aber muss das das Ende sein? Wir hatten eine so schöne Zeit!"
"Emma, ich verstehe dich. Ja, ich weiß wie das ist, etwas im Leben zu haben mit dem man nicht zurecht kommt, und in deinem Fall bin ich das. Ich kann nur nicht...", für einen Moment pausierte er ", ich kann nur nicht aufhören an dich zu denken. Und das werde ich wahrscheinlich nie. Du bist mir in den letzten Monaten sehr wichtig geworden, mir ans Herz gewachsen. Ich will dich nicht verlieren, will immer bei dir sein." Er sah mich mit traurigen Augen an und blieb vor mir stehen.
"Niko, du weißt, dass du mich nie verlierst. Und ja, du hast recht, in den letzten Monaten sind wir uns immer näher gekommen. Und ich werde auch immer für dich da sein. Aber, nur als gute Freundin. Ich hoffe du verstehst das. Ich will nicht, dass wir dadurch auseinanderkommen."
Ich stand auf und nahm in in den Arm. Erst als er meine Umarmung erwiederte merkte ich, dass er verstand, was ich meinte.
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In aller Freundschaft
Novela JuvenilEmma, ein 16 jähriges Mädchen, kommt in eine neue Schule wo sie niemanden kennt. Allerdings ändert sich dies, als sie die aufgedreht Lena kennen lernt. Angefangen mit einem kleinen Trasch über nervige Burschen und Schwärmereien, endwickelt sich eine...