Kapitel 1

640 27 7
                                    

Tess

Mit geschlossenen Augen lehne ich mich an einem Baum des Waldes, während Kyle sanfte Küsse auf meinem Hals verteilt. Seine Hände wandern meine Taille entlang und ich atme hörbar aus, als seine Lippen einen Weg zu meinem Schlüsselbein finden. Sein Name entweicht meinen Lippen, als er mich an den Baum presst und seine Lippen drängend auf meine legt.

Seine Zunge beginnt mit meiner Unterlippe zu spielen, weshalb ich ihr Einlass gewähre und meine Hände in Kyles Haaren vergrabe.

,, Ich liebe es wenn du betrunken bist, Baby," flüstert er mir ins Ohr, bevor seine Lippen wieder einen Weg zu meinem Hals finden.

Als seine Hände jedoch meine Taille hinunterwandern und sich schließlich an meinem Reißverschluss zu schaffen machen, reiße ich erschrocken die Augen auf und schiebe Kyle leicht von mir.

,, Nicht hier," lalle ich und greife nach Kyles Hand, die sich wieder meinem Reißverschluss nährt. 

,, Ach komm schon. Hier sieht uns doch keiner. Es ist schon dunkel," versucht er mich zu überzeugen, doch ich schüttle bestimmend den Kopf.

Ich mag zwar betrunken sein, aber leichtsinnig bin ich nicht.

,, Nicht hier," wiederhole ich, wodurch er mir einen verärgerten Blick zuwirft und mich ruckartig loslässt, sodass ich beinahe den Halt verliere.

Schließlich beginnt der Wald um mich herum zu schwanken und ich kann das Gleichgewicht nicht länger halten, weshalb ich leicht zur Seite kippe.

Dies bringt Kyle dazu, mich wieder an der Taille zu packen, um mich zu stützen, was ihm gerade so gelingt.

Doch selbst durch seinen Griff dreht sich der Wald immer noch, weshalb ich Übelkeit verspüre, die sich einen Weg in meinen Magen bannt und schließlich dazu führt,dass ich mich übergeben muss.

,, Ich glaub ich bring dich lieber nach Hause," stellt Kyle schließlich genervt fest, als er seit fünf Minuten meine Haare halten muss, nachdem ich mich immer wieder übergebe.

Ein Teil von mir will wirklich nach Hause. Mein Bett und eine Flasche Wasser erscheinen mir gerade so verlockend wie nie, doch auf keinem Fall will ich diese Party jetzt schon verlassen. Schließlich ist das die letzte Party auf der High School und die werde ich bis zum Ende durchziehen.

,, Lass uns noch ein bisschen feiern," erwidere daher und entreiße mich Kyles Griff. Laufe Richtung Lagerfeuer zurück, das in der Ferne brennt und um das mittlerweile laut Musik gespielt wird.

Kyle gibt ein genervtes Stöhnen von sich und folgt mir, wobei er mich auf dem ganzen Weg immer wieder stützen muss, was ich nicht einmal mehr wirklich realisiere.

                                ***

Ich öffne die Augen, da ich ihre Stimme erkenne und realisiere erst langsam wo ich bin.

Dunkle Bäume umgeben mich und ich kann die Wärme des Feuers neben mir spüren.

Meine Augen treffen auf die meiner Mom, die mich besorgt und zugleich enttäuscht von oben herab ansieht, da ich mit meinem Kopf auf Kyles Schoß liege.

,, Es tut mir leid Misses Fray. Ich hätte besser auf sie aufpassen müssen," entschuldigt dieser sich bei ihr und ich spüre seine Hand, die über meine Stirn streicht.

Meine Mom seufzt leise und beugt sich schließlich zu mir hinunter, um meine Hand zu nehmen und mir aufzuhelfen, doch ich ziehe meine Hand sofort zurück.

,, Danke, dass du mich wenigstens angerufen hast," wendet sie sich an Kyle und sieht mich schließlich wieder enttäuscht an. Ich hasse es, wenn sie mich so ansieht.

,, Komm, Theresa. Ich fahr dich jetzt nach Hause," fordert sie mich auf, doch ich schüttle bestimmend den Kopf.

,, Nein!," lalle ich und lehne mich wieder näher an Kyle, obwohl ich eigentlich stockwütend auf ihn bin.

Dass er meine Mutter angerufen hat, da ich anscheinend zu betrunken bin, um später alleine mit ihm nach hause zu gehen, ist einfach nur bescheuert.

Ich meine wie alt bin ich. 12 ?

,, Komm schon Tess. Du bist total müde und solltest ins Bett," versucht Kyle mich zu überzeugen, woraufhin ich ihn wütend ansehe.

,, Ich bin nicht müde und du kannst mich später auch heimbringen," werfe ich ihm vor, wobei man nur die Hälfte meiner Wörter versteht.

,, Tess...," versucht er es weiter aber ich lasse ihn nicht ausreden. Er will mich anscheinend loswerden.

,,  Ach vergiss es einfach!," falle ich ihm ins Wort und stehe ruckartig auf, was ein Fehler ist, denn nun beginnt wieder alles um mich herum zu schwanken.

Sofort beginnt meine Mom mich zu stützen, weshalb nun die Blicke meiner Mitschüler auf mich gerichtet sind.

Leises Gemurmel und Gelächter der anderen dringt in meine Ohren, weshalb ich mich verärgert und beschämt zugleich von dem Griff meiner Mom befreie und alleine Richtung Wagen laufe.

Mit einem lauten Knall lasse ich die Tür unseres Wagens ins Schloss fallen und wende meinen Blick nach vorne, da ich noch deutlich die Blicke auf mir spüren kann.

Schon jetzt weiß ich, dass ich morgen das Gesprächsthema Nummer eins in der Schule sein werde.

Ich höre meine Mom, die sich neben mich auf den Fahrersitz setzt und spüre nun auch wieder ihren Blick auf mir ruhen.

Als ich sie eine Weile ignoriere und nur mit verschränkten Armen neben ihr sitze, höre ich sie leise frustriert ausatmen, bevor sie schließlich den Motor startet und wir diese bescheuerte Party hinter uns lassen.

Eine Weile sitzen wir einfach schweigend nebeneinander, während der Waldweg an uns vorüberziehen.

Ich werfe einen Blick auf mein Handy und erkenne zum Einen, dass es bereits vier Uhr morgens ist und zudem eine Nachricht von Kyle,in der sich bei mir entschuldigt. Anscheind bekommt er das persönlich nicht hin.

Mit einem genervten Stöhnen werfe ich das Handy zurück in meine Tasche und lehne mich mit geschlossenen Augen im Sitz zurück,denn nun wird die Übelkeit durch Kopfschmerzen ersetzt.

,, Warum machst du nur soetwas Tess? Das ist doch gar nicht deine Art," fragt meine Mom mich schließlich enttäuscht, als wir auf die Landstraße einbiegen.

,, Ich hatte einfach nur Spaß, Mom," erwidere ich gereizt und kann ein Lallen immer noch nicht verhindern.

,, Du hast es übertrieben, Tess," tadelt sie mich und sieht mich kurz streng an. ,, Du weißt, was alles passieren kann, wenn du deinen Körper nicht mehr unter Kontrolle hast."

Ich atme genervt aus und stelle das Radio lauter. Auf so eine Unterhaltung habe ich jetzt keine Lust. Ich bin 18  und kann machen was ich will.

,, Ich bin kein Kind mehr, Mom. Hör auf mich wie eins zu behandeln. Das nervt!," ist das Letzte das ich sage, bevor ich sie wieder ignoriere.

Meine Mom atmet frustriert aus und betätigt den Blinker, da wir gleich auf die Schnellstraße einbiegen.

,, Ich weiß, Tess. Ich will nur nicht, dass dir was passiert. Ich mache mir einfach Sorgen."

Ihre Worte lösen leichte Gewissensbisse in mir aus, doch ich fange mich gleich wieder. Ich bin einfach immer noch zu wütend.
Doch nach einer Weile halte ich das Schweigen nicht mehr aus.

,, Mom...es..."

Doch weiter komme ich nicht, da ein Licht meine Sicht blendet.

Ein Licht, das direkt auf unseren Wagen zusteuert und meine Mom auf die Bremse treten lässt.

Das Letzte das ich spüre, ist meine Mom, die meine Hand in ihre nimmt, während das Licht uns einholt und mich in die Dunkelheit reißt...

Die Zeit unseres Lebens Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt