Tiefe Wunden

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Alexis:

Er stöhnte. Alles um mir herum schrie und weinte. Dann regte sich keiner mehr. Ein höhnisches Lachen schallte an mein Ohr. Ein Lachen, welches eindeutig von meinem Onkel ausging. Meine Augen weiteten sich als ich sah wie sich überall Blut auf dem Rasen ausbreitete. Immer mehr und mehr. Schmerzen, doch das Messer befand sich nicht mehr nur in einer Hand.

Der schwere Körper lag auf mir, meine Atmung glich einem Hecheln. Alles was ich wollte war die Augen schließen. Ich hoffte das alles nur ein Traum ist. Ich spürte das warme Blut an meinem Bauch. Spürte wie ich selbst immer schwächer wurde. Langsam schloss ich die Augen. Ich hörte wie Katrin zu schreien begann, zu weinen. Es brach mir das Herz, doch ich wusste einfach nicht weiter. Ich spürte wie sein Körper von mir heruntergezogen wurde. Und dann? Nichts.

Es hallte eine Stimme an mein Ohr. Jemand hantierte an meinem Arm, andere an meinem Bauch. Doch ich wollte nichts spüren, nichts sehen. >>Hören sie mich?<<, sagte eine Stimme zu mir. Ich spürte einen Schlag an meiner Wange, dann ein stechen in meinem Arm. >>Wir werden jetzt landen und dann werden wir sie sofort in einen OP bringen<<, erklärte mir jemand. Mir kam alles unwirklich vor. Ich spürte einen Beatmungsschlauch in meiner Nase. Spürte wie ich müder wurde. >>Wir haben ihnen das Narkosemittel gespritzt, damit sie sofort in den OP können. Die Schnittwunden werden genäht und sie haben anscheint innere Blutung, welche nicht weiter schlimm sind. Wenn alles gut geht können sie bald nach Hause... <<, erzählte die Stimme mir. Ab dann war ich am Einschlafen. Die Stimme wurde dumpfer und ich nahm nur die Stimmen wahr, achtete nicht darauf was sie sagten. Es wackelte etwas, dann wurden die Türen aufgerissen ich wurde in die Kälte getragen und auf eine andere Unterlage gelegt und sofort weiter geschoben. Der Wind verschwand und der Krankenhausgeruch stieg in meine Nase. Die Ärzte schrien, dass die Leute zur Seite gehen sollen. Ich hörte hinter mir auch etwas was rollte. Ab dann bekam ich nichts mehr mit.

>>Ist sie wach?<<, hörte ich eine mir bekannte Stimme sagen. Ich öffnete den Mund, schloss ihn wieder, denn er war unglaublich trocken. Ich schluckte mehrmals. >>Katrin<<, ein flüsterndes krächzen von mir. Ich spürte den Druck an meiner Hand deutlicher. >>Hörst du mich?<<, fragte mich Katrin und ich versuchte ein Nicken.

Dann schlangen sich zwei Arme um meinen Hals. Sie küsste meine Stirn, mehrmals. Langsam öffnete ich die Augen. >>Was genau ist passiert?<<, fragte ich. >>Ja, du hast es geschafft Schwesterherz. Durch die Rangelei hattest du mehrere Einschnitte und wohl kurzzeitig innere Blutungen<<, sagte nun Andy, der auch mit am Bett stand. Ich drehte meinen Kopf, er versuchte ein leichtes Lächeln. >>Was..was ist mit..?<<, fragte ich und konnte seinen Namen nicht aussprechen. >>Ihn hat es schlimm erwischt. Du hast ihm das Messer anscheint gezielt in den Bauch gerammt. Er hatte starke innere Blutungen und ist schon seit Stunden im OP. Sie wissen nicht ob er es schafft<<, erklärte Andy mir. Ich nickte. >>Flo?<<, kam von mir verzweifelt. Ich blickte ängstlich auf. >>Sie ist zu Hause bei Anna und schläft. Bis jetzt hat sie noch nichts gesagt.<<, erzählte Andy. Ich nickte nur. Langsam schloss ich die Augen. >>Übermorgen darfst du schon nach Hause<<, das war das letzte was ich von Katrin noch hörte, dann war ich eingeschlafen. Traumlos. Nur ab und an sah ich sein Gesicht vor mir.

Am übernächsten Tag fuhren wir nach Hause, die Anweisung war nur den Verband täglich zu wechseln und die Tabletten nehmen. Mein erster Gang führte mich zu Flo. Sie lag in ihrem Bett und starrte an die Wand. >>Sie hat bis jetzt noch nichts gesagt und nicht geweint<<, meinte Anna als ich die Tür langsam schloss. Ich nickte nochmal und dann war ich mit der Kleinen allein. >>Hey mein Engel<<, sagte ich und ging zu ihrem Bett. Sie drehte sich um und sah mich an. Dann passierte es, Tränen stiegen in ihre kleinen blauen Augen, sie schluchzte. Ich setzte mich auf die Bettkante, sofort zog ich sie zu mir und drückte sie an mich. Sie weinte bitterlich. >>Ich...ich dachte schon...und dann..das Messer<<, sagte sie weinerlich. >>Hey, es ist alles gut<<, versuchte ich sie zu Beruhigen.

>>Ist er..?<<, sie fragte nicht weiter, sie schaute mich nur mit verheulten Augen an. Ich schüttelte den Kopf. >>Nein, aber er kommt sofort in Haft. Das heißt du bist sicher, er wird dir nie wieder zu nahe kommen und es muss keiner sterben?, ermunterte ich sie. >>Niemand wird dir jemals etwas antun. Es tut mir so unglaublich leid mein Engel<< ,sagte ich zu ihr. Sie sagte nichts, küsste meine Wange und kuschelte sich an mich.

Nach dem Flo eingeschlafen war und ich Bescheid gesagt hatte, dass es ihr soweit gut ist ging ich ins Bad.


Katrin:


Ich hörte das Wasser von der Dusche. Im Grunde etwas Normales, aber ich machte mir wirklich Sorgen. Man konnte in Alexis Gesicht vorher sehen das es ihr alles andere als gut ging. Ich machte einen Schritt auf die Holztür zu, drückte den Goldfarbenden Griff langsam runter und steckte meinen Kopf durch die Tür. Alexis stand unter dem Wasser wie paralysiert starrte sie auf die Wand gegenüber, genoss das Wasser welches auf ihre Haut prasselte. Ihre Augen waren rot, was mir verriet das sie weinte. Ihre Beine gaben nach und sie rutschte an der Wand entlang auf den Boden. Ihr Gesicht vergrub sie in ihren Händen und weinte. Ein lautes Schluchzen folgte dem nächsten. Ich ging zur Dusche, öffnete sie und schaute zu Alexis herunter. Sie hatte mich noch nicht bemerkt, hatte nun ihre Beine angewinkelt, ihre Arme darum. Ihr Körper bebte, zuckte und schien zu frösteln. Ohne nachzudenken ging ich unter die Dusche. Sofort zogen meine Klamotten das eiskaltes Wasser auf. Ich stellte das Wasser wärmer, setzte mich zu ihr und zog sie in meine Arme. Sie zuckte erschrocken und klammerte sich dann an mir fest und weinte weiter. Ich strich ihr beruhigend über ihren nackten Rücken, welcher immer wieder zuckte. >>Hey es ist alles gut<<, erklärte ich ihr. Immer wieder versuchte ich beruhigend auf sie einzureden, versuchte irgendwie ihren Weinkrampf zu stoppen. Doch es gelang mir erst nach mehreren Minuten.

Ich strich ihr immer noch beruhigend über den Rücken und die Arme. >>Es ist alles gut, du bist sicher, wir sind sicher<<, sagte ich.

>>Jetzt habe ich ihn schwer verletzt. Ich bin ein Unmensch, kein deut besser als er<<, erklärte Alexis mir. Wieder liefen ihr Tränen über die rosigen Wangen. Ihre Augen strahlten so viel Angst aus und doch schwang Wut mit, Wut auf sich selbst wie ich erschreckend feststellen musste. >>Sieh mich an<<, sagte ich. Sie hob nur kurz ihren Kopf, blickte mich kurz an und schaute dann wieder auf ihre Arme. Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände und zwang sie so mich anzusehen. >>Hör mir zu, du hast keine Schuld. Er hat Flo entführt und hat dich vor eine Unmenschliche Wahl gestellt. Er ist der Unmensch, nicht du. Du hattest Angst, er wollte dich umbringen, er hat dir den Tod quasi an den Bauch gedrückt. Es ist menschlich das du da so reagierst. Das ist der menschliche Überlebenswille. Niemand macht dir einen Vorwurf und ehrlich niemand würde sagen, dass er es anders verdient hätte. Er hat überlebt, du hast niemanden umgebracht. Er wird bestraft und das ist gut so<<, sagte ich zu ihr und schaute sie durchdringend an.

Sie nickte zaghaft. >>Er...er wollte mir alles nehmen...<<, sagte sie mit weinerlicher Stimme. >>Ich weiß und genau darum wird er auch bestraft. Ebenso wie Franz<<, erklärte ich. Sie schniefte geräuschvoll. >>Ich habe meinen eigenen Verlobten dann hinter Gitter gebracht<<, sagte sie. >>Nein Alexis, sie haben dir das angetan und nicht umgekehrt. Dass was dein Onkel da verlangt hat, das haben die Polizisten, ich und Flo gehört und niemand, wirklich niemand kann leugnen, dass er es gesagt hat.

So saßen wir noch eine ganze Weile da, Alexis wirkte nachdenklich. Doch ich wollte sie nachdenken lassen. Wollte ihr die Chance geben alles zu verarbeiten. Ich stellte das Wasser aus und zog Alexis mit mir auf die Beine. Raus aus der Dusche, ins Handtuch und dann gerade Wegs hoch ins Zimmer. Ich hatte mir auch ein Handtuch umgeschlungen. Zog nun meine Wasser durch tränkten Klamotten aus und meine Schlafklamotten an. Half dann Alexis ihren Bauch ein zu cremen und zu verbinden und dann auch in ihre Schlafklamotten.

So legte ich sie unter die Decke, mich dazu und zog sie wieder in meine Arme, wollte ihr zeigen, dass sie nicht alleine ist.


Danke fürs Lesen und Voten !!!



Die HochzeitsplanerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt