31. Dezember.
Silvester.
Silvester war eigentlich immer etwas auf das ich mich freute. Der Tag beendete ein weiteres Jahr in meinem Leben und immer wieder hatte ich die Hoffnung gehegt, am nächsten Tag im neuen Jahr auf zu wachen und endlich wahr genommen zu werden, doch wurde ich immer wieder enttäuscht.
Jeder 1. Januar lief gleich ab und ich gewöhnte mich daran, gab die Hoffnung aber trotzdem nicht auf, sondern hielt sie einfach versteckt in mir.
Silvester.
Ein Fest vor dem ich jedoch heute flüchten wollte, denn wollte ich einfach nicht in ein neues Jahr zu starten ganz alleine, ohne meinen Vater an der Seite der jedes Jahr immer für diesen Tag nach Hause kam, weil er wusste wie wichtig er mir war.
Ich wollte einfach nicht wahr haben, dass er tatsächlich nicht mehr lebte und mich alleine gelassen hatte, morgen tatsächlich das erste Jahr starten würde ohne ihn an meiner Seite.
Es schmerzte so es zu wissen, allein nur der Gedanke daran ließ mein Herz sich zusammen ziehen.
Ich wollte vor diesem Tag flüchten, doch war er trotzdem gekommen und jetzt zeigte mein Wandkalender tatsächlich diesen Tag an.
Mit glasigen Augen wendete ich meinen Blick ab und starrte gedankenverloren auf das Telefon welches auf meiner Kommode lag in der Hoffnung dass es gleich klingeln würde und Vincent dran wäre mit irgendeiner Projektaktion.
In der Hoffnung dass seine Familie auch an Silvester ein Ritual hatte.
Ich bekam meine Gedanken einfach nicht mehr von seiner Familie weg.
Es waren zwei Tage seit dem Spieleabend vergangen und ich vermisste sie und ihre Art jetzt schon, einfach diese Familiäre Atmosphäre.
An dem Morgen war nicht mehr viel passiert. Durch Vito wurden Vincent und ich zum Frühstück wach gemacht und nach diesem Frühstück war ich dann auch gleich gegangen um ihnen nicht auf die Pelle zu rücken. Mit Viktor hatte ich nicht mehr viel gesprochen, aber ich hatte ihm genau angesehen, dass er noch nicht bereit war seiner Familie alles zu erzählen und dass hatte ich akzeptiert. Es war seine Entscheidung und vielleicht brauchte er einfach nur noch Zeit und die durfte er sich nehmen, was aber nicht hieß, dass ich in der Schule ab nun nicht trotzdem ein Auge auf ihn halten würde.
Wenn seine Brüder das nicht konnten dann würde ich das eben machen, denn war mir spätestens nach diesem Gespräch Viktor mehr ans Herz gewachsen als mir lieb war.
Vito war für mich schon wie ein kleiner Bruder geworden und jetzt war es auch noch Viktor und mit jedem der dazu kommen würde, würde der Abschied schmerzhafter werden, denn immer mehr gewöhnte ich mich an diese Familie.
An Maria und Peter, an meinen kleinen Prinzen, an den schüchternen Künstler und selbst an Valentin und seine Art.
Vor Vincent hingegen wollte ich mich am liebsten verstecken, denn spielten meine Gefühle verrückt allein wenn ich an ihn dachte. Dauernd rief sich das Bild ab wo er seinen Arm um meine Hüfte gelegt hatte und seinen kleinen Bruder auf dem Arm hielt und ihn sanft anlächelte. Jedes mal bescherte mir dieses Bild Herzrasen und ein Gefühl welches ich los werden wollte. Mir machte das alles Angst und mir waren diese ganzen Gefühle ganz unf gar nicht lieb.
Langsam sah ich von dem Telefon weg und lief mit dem Bild vor Augen raus auf die Veranda wo ich mich zögerlich auf meinen Stuhl nieder ließ.
Es fühlte sich alles so gewohnt an mich einfach hier hin zu setzen, doch war es gleichzeitig alle so fremd ohne ihn. Es gab Tage an denen ich dachte das es besser geworden war und ich endlich mit seinem Tod abschließen konnte, doch gab es um so mehr Tage an denen ich einfach mir wünschte auch tot zu sein um ihm wieder nahe zu sein.
Mir war mein Leben nicht wichtig, ich wollte nur wieder bei ihm sein. Ich sah keinen wirklichen Sinn in diesem Leben und das schmerzte mehr als alles andere.
Ich wollte einen Sinn im Leben sehen, ich wollte so etwas wie Lebensfreude spüren doch tat ich es nicht. Es war alles so leer in mir und nur ab und zu wenn ich in Anwesenheit der Collister war spürte ich so etwas wie Hoffnung und Freude, aber hielt das nicht lange an und war das auch nicht immer so, denn zerstörte nur ein winziger Gedanke an meine Familie alles wieder.
Ein einziger Gedanke an meinen Vater, ein winziger Gedanke an Lucy, ein minimaler Gedanke an meine Mutter.
Jeglicher Gedanke zerstörte mich und brachte mich jedes mal wieder in die bittere Realität zurück.
,,Papa wieso tut es so weh?'' er würde mir nicht antworten, das war mir bewusst, doch musste es raus sonst würde der Druck auf meinem Brustkorb nicht weniger werden.
,,Wieso tut mein Leben so weh, wieso muss immer wieder alles zerstört und über den Haufen geworfen werden? Wieso konnte das Schicksal nicht ein mal Rücksicht auf mich nehmen, wieso musste ich immer wieder in die Realität zurück geholten werden? Es tut so weh Papa, dein Tod tut so weh und es wird nicht weniger. Es wird immer schmerzhafter je länger ich alleine um diesen Verlust kämpfe, aber was soll ich sonst tun außer damit alleine irgendwie klar zu kommen. Ich hab doch niemanden Papa. Du warst die einzige Person die mir immer zu gehört hat und jetzt, mit wem soll ich über dich reden. Mit wem Papa sag es mir. Mit wem soll ich über deinen Tod reden?''
Stille. Das war alles was ich darauf zurück bekam.
Ein bitteres Lachen entfuhr mir in Begleitung eines Schluchzer.
Ich war so lächerlich. Ich redete mit dem Nichts und hoffte auf eine Antwort.
Ich war so fertig mit den Nerven. Alles stürzte mit einem Mal ein, alle Mauern die ich mir erbaut hatte brachen unter dem Druck zusammen. Alles fiel zusammen und meine Seele fing an zu schreien. Ich wollte ihn doch nur wieder haben. Ich wollte ihn doch nur noch ein mal in den Arm nehmen.
War das so viel verlangt?
Hatte ich noch nicht mal das verdient?
Wimmernd legte ich meinen Kopf auf den Tisch und versuchte diesen unnatürlichen Schmerzen zu ignorieren.
Wieso Mama?
Ich wollte doch immer nur die Tochter sein, die du dir wünschtest. Ich wollte dir nie weh tun.
Wieso Mama also hasst und verabscheust du mich so sehr?
Wieso Lucy?
Ich hab dir nie etwas getan, hab nie was dagegen gesagt, dass du mir meine Mutter weg nimmst und mich schlecht machst um selber besser da zu stehen.
Wieso Lucy also machst du mich fertig und liebst es mich am Boden zu sehen?
Wieso Schicksal?
Ich hab dir nie was getan. Ich hab immer erst an die anderen gedacht und dann an mich. Ich hab jeden Fehler von Lucy auf mich genommen und den Ärger kassiert. Ich stand immer an der Seite meines Vaters und half ihm mit seiner Krankheit, pflegte ihn so weit ich es konnte.
Wieso Schicksal also hasst du mich so sehr, dass du mir mein Leben zu einem einzigen Albtraum machst?
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Ich hoffe euch hat das Kapitel gefallen:)
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Schachmatt direkt ins Herz
ChickLit1. Schachmatt direkt ins Herz NOCH NICHT ÜBERARBEITET - lesen auf eigene Gefahr WattpadOscars2017 Gewinner - 1. Platz :) PlatinAward2018 Gewinner - 1. Platz :) -------------------------------------- Aayana Lambert, 16 Jahre, nahezu wie unsichtbar fü...