Kapitel 74

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Irgendwann war ich, während ich geweint hatte, eingeschlafen. Als ich aufwachte, musste es schon Morgens gewesen sein, denn Carlos kam in mein Zimmer und legte mir ein Tablett mit einem kantigen Stück Brot, Käse und irgendeinem Getränk, das wahrscheinlich Kaffee sein sollte, hin.

,,Bitte Kylie. Iss was.", bettelte Carlos.

Ich nickte stumm und aß das Brot mit dem Käse. Ich hatte anfangs nur einmal reingebissen, aber Carlos bat mich das ganze Brot zu essen. Das tat ich auch. Ich dachte er würde mich jetzt in Ruhe lassen, doch das tat er nicht.

,,Kylie trink den Kaffee bitte auch noch. Ich kann mir schon denken, dass du keinen Appetit hast aber glaub mir, du wirst es brauchen.", sagte Carlos mit seinem brasilianischen Akzent und hielt mir die Tasse hin.

Überwältigt und perplex schaute ich ihn an, dann die Tasse, nahm diese schließlich entgegen und trank einen Schluck.

,,Carlos?", flüsterte ich als ich eine Zeit lang nur auf einen Fleck vor Carlos' Füßen gestarrt hatte.

,,Ja, Kylie?", fragte der wahrscheinlich 19 Jährige.

,,Warum bist du so nett zu mir?", flüsterte ich immer noch auf den selben Fleck starrend.

,,Weil ich kein Mafia Bad boy, kein Drogendealer und schon gar kein Mörder oder Vergewaltiger bin.", meinte Carlos von sich überzeugt.

,,Warum bist du dann hier?", fragte ich interessiert und blickte in sein Gesicht.

,,Ich brauche das Geld... Für meine Mam.."

,,Was ist passiert?", fragte ich und setzte mich nun dichter neben Carlos.

,,Meine Mam brachte 6 Kinder zur Welt. Ihr Mann ist abgehauen und hat sie mit ihren 6 Kindern alleine gelassen. Ohne Geld. Wir hatten oft nicht einmal genug Geld für Brot. Als Mam nicht mehr konnte gab sie mich zur Adoption frei. Ich wurde von Familie zu Familie gesteckt, bis ich hier her adoptiert wurde. Nach Amerika. Ich wurde mit 14 hier her adoptiert. Von Cans Eltern. Damals waren Can und ich gute Freunde, aber als er mich ein paar mal in Scheiße gebracht hat, hab ich den Kontakt zu ihm abgebrochen. Aber vor 2 Jahren, als ich 18 war, hatte ich erfahren, dass meine Mam Geld braucht für eine Operation für meinen Bruder. Sonst stirbt er. Als ich schon mit 14 bei ihm gewohnt habe, hat er Drogen gekauft und verkauft. Ich wusste er wollte eines Tages Mafiaboss werden. Und weil ich schnell Geld brauchte war das die einzige Lösung. Dieses Gesicht als er gesehen hat ich komme zurück werde ich nie vergessen. Man kann es nicht beschreiben. Und jetzt seit 2 Jahren arbeite ich für ihn. Die OP hatte mein Bruder schon und alles lief gut aber ich bleibe hier und arbeite damit meine Mam und meine 5 Geschwister nicht hungern müssen.", erzählte Carlos.

Während er erzählt hatte strich ich ihm die ganze Zeit sanft über seinen Rücken. Als ich ihm ins Gesicht zu schauen versuchte schaute er weg. Er wollte nicht weinend gesehen werden. Es war ihm peinlich.

,,Carlos.", flüsterte ich doch er rührte sich nicht.

,,Carlos", meinte ich immer noch flüsternd aber mit etwas mehr Druck in der Stimme.

Immer noch rührte er sich nicht. Ich legte meine beiden Hände an sein Gesicht und drehte es so, dass wir uns direkt ins Gesicht sehen konnten. Die restlichen Tränen strich ich ihm weg und umarmte ihn sehr sehr stark damit er eine Kleine Stütze hatte, damit er sich immer aufrappeln könnte falls er am Boden ist.

Bad Girl Vs Bad BoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt