Becca
Wir reden die ganze Fahrt zu ihm kein einziges Wort, bis wir vor Gages Veranda stehen und aus dem Wagen klettern. Gage ist schneller als ich. Er läuft um das Auto herum, bis er vor der Beifahrertüre steht und mich an der Hand nimmt, nur um mich dann stürmisch an sich zu ziehen. „Du hast mir gefehlt Becks", murmelt er gegen meinen Hals. Er nimmt meinen Kopf zwischen seine Hände und lehnt seine Stirn gegen meine. „Ich war die ganze Zeit da, du hast mich nur nicht wahrgenommen", sage ich beleidigt und lasse mich von ihm rückwärts drängen. Nach ein paar Schritten jedoch wird mein Weg von der Motorhaube gestoppt und ich stoße mit meinem Oberschenkeln gegen sie. „Das stimmt nicht ganz, ich habe geglaubt, du brauchst den Abstand", antwortet er verträumt. Ich schüttle meinen Kopf und lege meinen Kopf in den Nacken, damit er mich endlich küssen kann. „Schwachsinn", murmle ich. Seine Hände rutschen über meinen Rücken bis zu meinem Hintern und er hebt mich kurzerhand hoch. Ich schlinge meine Beine um seine Mitte und halte mich an seinen Schultern fest. „Bist du jetzt fertig", fragt er verschmitzt. „Mit was", frage ich ehrlich interessiert. „Mit reden. Ich würde dich echt gerne küssen und ins Haus bringen". Ich hoffe nur, dass er keine Schuhe im Weg liegen gelassen hat, als er mich küssend auf seinen Händen nach innen trägt. Die Treppe ist schon eine reine Katastrophe und von der Haustüre werden wir auch noch gebremst. Während Gage mich gegen die Tür presst, sucht er offenbar seine Schlüssel in seinen Jeanstaschen. „Mist ich glaube, ich habe sie bei Jason vergessen", flucht er. Enttäuscht lasse ich meinen Kopf gegen seine Schulter fallen. „Ist jetzt nicht dein ernst oder". Ich höre endlich, die Schlüssel klimpern und kurz darauf wackelt er damit auf Augenhöhe damit herum. „Glaubst du etwa ich bin dumm". Nein, dafür ist er viel zu berechnend. „Sperr endlich auf", sage ich fordernd und küsse ihn wieder.
Ich sehe fern, während Gage sich um seine Hunde kümmert, duscht und seine Klamotten für die Tour in eine schwarze Sporttasche packt. „Soll ich dir helfen", rufe ich, als ich Gage hinten im Haus fluchen und schimpfen höre. „Kannst du bügeln?". Natürlich kann ich das. Ich bin ein Mädchen. Ich verlasse meinen gemütlichen Platz auf dem Sofa und tappe barfuß nach hinten zur Waschküche. Gage steht vor einem Bügelbrett auf dem ein hellblaues Hemd gespannt ist. Ich beobachte ihn, wie er fluchend seiner rechten Hand Luft zu wedelt. „Du hast dich verbrannt", stelle ich fest. Gage hat mich erst jetzt bemerkt und hebt seinen Kopf. Er wirkt total hilflos mit seinem Bügeleisen und seiner scheinbar winzigen Verletzung. „Lass mich einen Blick darauf werfen", sage ich lächelnd. Gage gibt mir seine Hand nur unfreiwillig. Auf seinem Zeigefinger und auf der Handfläche bilden sich große Blasen. „Das sieht echt schmerzhaft aus", sage ich überrascht. Wie hat er denn das angestellt. Hat Gage etwa seine ganze Hand gebügelt. Er lacht geschmerzt und nimmt seine Hand wieder aus meiner. „Glaube mir wenn ich dir sage, das ist schmerzhaft". Ich schnappe mir das Bügeleisen und bearbeite mit sanften Druck das zerknitterte Hemd. „Hol dir Eis aus dem Kühlschrank, ich mach das jetzt". Gage pustet auf seinen verletzten Finger und sieht mich mit einem dieser unwiderstehlichen Hundeblicken an. „Macht es dir auch nichts aus". Ich schüttle lachend meinen Kopf. „Nein, ich weiß ja, dass du mich genau aus diesem Grund hierher gebracht hast. Du brauchtest jemanden der für dich bügelt". Seine Miene wird ernst. „Ne das stimmt wirklich nicht". Ich lache über seinen geschmerzten Ausdruck und scheuche ihn in die Küche, damit er sich endlich um seine Verletzung kümmert. „Jetzt kühl endlich die verdammte Wunde, sonst wirst du morgen kein Lasso werfen können". Weil das Hemd so stark verknittert ist, beschließe ich es mit ein paar Wasserspritzern zu befeuchten und suche auch im Regal über der Waschmaschine nach einer Dose Sprühstärke. Sprühstärke wirkt wahre Wunder. Ich werde zu meiner eigenen Überraschung sogar fündig, muss aber ein paar Packungen Waschmittel zur Seite räumen und dann auf den Deckel der Maschine klettern. Die Dose stehe ganz oben und ich erreiche sie kaum mit meinen Fingerspitzen. Was gäbe ich dafür, ein paar Zentimeter größer zu sein. Als ich auf der Waschmaschine knie, erreiche ich die Sprühstärke endlich und lese gleich die Gebrauchsanleitung. „Was machst du auf der Waschmaschine". Gage steht in der Tür und presst sich einen Eisbeutel auf seine Hand. „Ich lese die Anleitung der Sprühstärke". Seine Augenbrauen heben sich fragend. „Was ist denn das". Er kommt zu mir herüber und nimmt mir die Dose ab um sie auf das Bügelbrett zu stellen. Dann legt er den Eisbeutel daneben um mich von der Waschmaschine zu heben. Ich lande direkt an seiner Brust und stemme meine Hände gegen ihn. Seine Augen halten meinen Blick fest. „Habe ich dir schon mal gesagt, wie heiß du aussiehst, wenn du auf eine Waschmaschine kletterst". Ich lache ungläubig. „Nein, aber ich kann mich nicht erinnern, dass ich das schon einmal in deiner Anwesenheit getan hätte". Ihm fallen ein paar dunkle Strähnen ins Gesicht. Sein Haar ist vom Duschen noch ein wenig feucht und ich hege den Wunsch, meine Hände darin zu vergraben aber unterdrücke diesen. Gage küsst mich und seine Hände heben mich wieder auf die Waschmaschine bis ich auf ihr sitze. Jetzt sind wir fast gleichgroß. Seine Lippen fordern stetig mehr und ich glaube ihm, dass er nicht mehr lange warten kann und will. Aber ich weiß nicht, ob es mir genauso geht. Ich glaube im Moment reicht mir das Knutschen noch völlig. Das andere jagt mir einfach noch zu viel Angst ein. „Verdammt Gage, dein Hemd brennt", rufe ich und springe von der Waschmaschine". Gage ist schneller als ich und stellt das Bügeleisen auf die Ablage. „Ich glaube, ich sollte mich von diesem Hemd verabschieden". Er hebt das Kleidungsstück mit dem Faustgroßen Brandloch in die Höhe. „Das tut mir leid Gage, ich habe geglaubt es aufrecht hingestellt zu haben". Er verzieht seinen Mund zu einem Grinsen und schüttelt seinen Kopf. „Das hat es auch, aber ich glaube, dass ich dagegen gestoßen bin und es umgefallen ist. Ist ja egal. Ich habe noch andere". Das Hemd landet im Mülleimer und Gage nimmt ein anderes vom Kleiderbügel. Es ist dunkelblau und passt gut zu seinen Augen. Ein paar Sponsorenaufnäher befinden sich unter der Schulter und auf der Brust. Keine großartigen Sponsoren. Einer stammt von Bodos Garage und der andere von einer Bar in der sich Gage ab und zu herumtreibt. Ich war noch nie bei Charlys Kneipe. Aber direkt scharf bin ich auch nicht, dieses abgefuckte Pub zu besuchen. Dort passieren immer wieder Sachen wie Messerstechereien oder Schlägereien. Jason hat mir nahegelegt, diesen Ort zu meiden und Paige darf dort eh nicht hin. Er hat es ihr strikt verboten. Sie ist zwar achtzehn, trotzdem hat Jason die Macht, es ihr zu verbieten. Ich bügle rasch das blaue Hemd und dann noch ein giftgrünes. Gage raucht in der Zwischenzeit eine Zigarette auf der hinteren Veranda. Ich glaube er ist ziemlich nervös wegen dem Rodeo. Das kann ich einerseits verstehen, denn es geht darum, neue und größere Sponsoren zu finden. Aber dafür braucht es einen überragenden Sieg. Gage braucht diese Sponsoren um Pro zu werden. Es ist sein absolut einziger Wunsch, in die Profiliga zu kommen. Sagenhafte Zukunft. Für mich wäre das ein Albtraum. Ständig wie Zigeuner von einem Ort zum nächsten reisen und dann dieser ganze Rummel. Nein Danke. Klar sieht er so viel von der Welt, aber trotzdem ist es für die Dauer unvorstellbar. Als er wieder herein kommt nimmt er eine Schwade Rauch mit. Ich liebe diesen Geruch an ihm, aber behaupte immer das Gegenteil. Gelegentlich stecke ich mir selbst eine Zigarette an. Das ist leider aber nicht dasselbe. Bei Gage riecht das besser. Vermutlich wegen seinem Aftershave. Qualm und dieser herbe Geruch bringen eine unverwechselbare Kombination die mich süchtig nach ihm machen. „Waren das alle, oder hast du noch Bügelmaterialien versteckt". Gage stellt sich hinter mich und küsst meinen Hals. „Ich hätte schon noch ein paar Sachen versteckt, aber das kann warten". Er nimmt mir das Bügeleisen aus der Hand und zieht den Stecker aus der Dose. Dann dirigiert er mich zu seinem Schlafzimmer und schiebt mich auf sein Bett. „Ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist Gage", sage ich nervös. Er grinst bis zu den Ohren und schiebt mein T-Shirt hoch bis mein ganzer Bauch frei ist. Seine Lippen wandern darüber und ich erschauere. „Gage", ermahne ich ihn streng aber wehre mich dennoch nicht richtig. Meine Hände schieben sich in sein dichtes, nach herben Duschgel duftenden Haar. Es ist leicht stoppelig, vermutlich war er erst vor kurzem beim Haareschneiden. Das tut er allerdings so oft, dass es nie richtig auffällt. Sein linkes Knie schiebt sich zwischen meine Oberschenkel und er nimmt meine beiden Hände um sie über meinen Kopf ins Kissen zu pressen. Mit der freien Hand streicht er über die Innenseite meines Armes. Ich bekomme so ziemlich am ganzen Körper eine Gänsehaut. Es ist beängstigend, wie gut sich das anfühlt und ich muss wirklich zusehen, dass er damit aufhört, bevor ich weich werde und komplett in seinen Händen zerfließe. Das darf nicht geschehen, weil ich noch nicht bereit dafür bin. Gage weiß genau, was er tut und mir wird schmerzlich klar, dass er im Gegensatz zu mir schon sehr erfahren ist. Ich befreie meine Hände aus seinem Griff und schiebe ihn an den Schultern von mir. Er gibt sich sofort geschlagen und legt sich neben mich. „Es ist noch zu früh Gage". Seine Augen sind an die Decke gerichtet und er scheint nicht gerade begeistert zu sein. „Schon gut, es sind ja erst ein paar Monate, in denen ich nicht zum Zug gekommen bin". Ich ziehe das Shirt wieder nach unten und bin sauer. „Du musst dich nicht bremsen wegen mir. Außerdem sind wir erst ein paar Wochen mehr oder weniger zusammen. Mir macht es nichts aus, wenn du dich mit irgendwelchen Schlampen begnügst". Das stimmt zwar gar nicht. Aber das braucht er ja nicht erfahren. Gage dreht sich zur Seite und schaut mich aus schmalen Augen an. „Tut mir leid. Ich bin das eben nicht gewöhnt". Was bitte meint er denn damit. Meine Augenbrauen schießen wie von selbst in die Höhe. „Was bist du nicht gewöhnt. Abstinenz oder eine Freundin". Er presst die Lippen aufeinander. „Beides". Ich schlage seinen Arm weg, als er ihn nach mir ausstreckt. „Lass mich", zische ich beleidigt. Gage rutscht näher und legt eine Hand auf meinen Arm. Auf einmal wirkt er wie ausgewechselt. Besorgt und Vertrauensvoll. „Ich arbeite daran Becca, wirklich. Dir macht es sehr wohl etwas aus, wenn ich etwas mit anderen Mädchen habe. Du würdest sie sonst wohl kaum als Schlampen bezeichnen. Außerdem treibe ich es nicht mit Schlampen". Das wollte ich jetzt echt nicht hören. Kann er sich nicht verhalten wie ein normaler Junge in seinem Alter. „Nein, im Gegensatz zu dir ist kein Mädchen eine Schlampe. Dieser Titel gehört ganz alleine dir". Gage kichert und aus dem leisen aber tiefen Geräusch, wird ein richtiges Lachen. Wird er jetzt total irre? Zornig ramme ich ihm einen Ellenbogen in die Rippen. „Becca, du kannst einen fast leidtun. Man muss sich die Situation doch mal auf der Zunge zergehen lassen. Du als verbissene, eiserne Jungfrau mit einem Freund, der nichts anderes, als Sex im Kopf hat und sich wild durch die Frauenwelt vögelt". Ich ramme ihm meinen Ellenbogen in den Bauch und er krümmt sich daraufhin und flucht atemlos. „Das geschieht dir Recht. Ich bin keine eiserne Jungfrau, nur noch nicht bereit für den nächsten Schritt. Ich brauche noch Zeit". Er kratzt sich am Kopf und nickt resigniert. „Natürlich. Ich kann ja warten. Mittlerweile bin ich es ja schon gewohnt". Gage rutscht wieder etwas näher und zieht mich zu sich. „Du bist die erste, auf die ich warte. Ich hoffe dir ist das klar". Seine Antwort besänftigt mich ein wenig und ich kuschle mich unter seinen Arm. „Schauen wir erst einmal, wie du nächste Woche darüber denkst. Vermutlich hast du dir dann deinen Verstand beim Rodeo aus deinem Hirn gevögelt". Gage zieht die Decke über uns. „Glaube ich weniger. Erstens habe ich dir ein Versprechen gegeben und zweitens habe ich Tyler an der Backe. Schätzungsweise würde er mich an Ort und Stelle kastrieren, wenn ich dich hintergehe. Ich glaube er steht auf dich". Ich schaue Gage überrascht an. „Blödsinn. Tyler steht ganz sicher nicht auf mich". Gage zuckt mit seiner Schulter. „Ich kenne ihn besser als du und das kannst du mir ruhig glauben. Aber du kannst mir auch glauben, dass ich ihm nicht die Chance geben werde, sich an dich heran zu machen". Wir machen noch eine Weile mit knutschen rum, behalten dabei aber die Klamotten an. Ich achte streng darauf, nicht zu weit zu gehen, weil man dann sehr schnell die Kontrolle verlieren kann, denke ich. Irgendwann schlafe ich ein, weil Gages leises schnarchen einschläfernd wirkt. Ich hoffe wirklich, dass er sich an sein Versprechen hält und mit treu bleibt. Aber mir bleibt nichts anders übrig als ihn zu vertrauen".
DU LIEST GERADE
Play with FIRE
RomanceGage Cooper ist ein Mistkerl. Arrogant, gut aussehend und ein Draufgänger. Außerdem geht er Becca ziemlich auf die Nerven, denn seine ständigen Anmachversuche hat sie ziemlich satt.... Missoula Lovestory 3