Dressur

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 Gage

                  Das Rodeo verläuft besser alsgeplant und Tyler und ich Räumen ziemlich ab. Nicht nur mit den       Siegprämien. Nein, ich bekomme ein paarneue Sponsoren die ziemlich lukrativ sind. Wir fahren am Sonntagabend zurücknach Montana. Mein Gepäck hat sich fast verdoppelt. Der neue Sponsor hattemeine Schuhgröße auf Lager und mir schon einmal ein paar Kostproben mit auf denWeg gegeben. Ich bin jetzt stolzer Besitzer von vier Paar nagelneuen Boots.Glücklicherweise auch von ein paar neuer Hemden. Allerdings werde ich nichtmehr so farbenfroh durch die Gegend laufen können. Mein Sponsor besteht darauf,seine Firmenfarben zu tragen. Gut, ich habe nichts gegen schwarz. Aber derhellgelbe Aufdruck sieht schon sehr krass aus. „Angeber", witzelt Tyler als icheines meiner Hemden betrachte. „Tu doch nicht so. In den Farben reitest du dochauch". Tyler nickt lachend. „Schon, aber ich kann mich besser zurückhalten undbin nicht so ein totaler Angeber wie du". Ein Holztransporter überholt unshupend und Tyler zeigt ihm den Stinkefinger. „Dämliche Idioten. Kann sich dennniemand mehr an Geschwindigkeitsbegrenzungen halten". Ich lege meine Beine aufdie Ablagefläche des Cockpits und schiebe mir einen Glimmstengel zwischen dieLippen. „Du fährst wie ein Rentner Ty. Das ist ätzend". Er funkelt mich wütendan. „Und du sollst hier in meinem Auto nicht rauchen". Mein Feuerzeug blitz aufund einen Augenblick später umwabert uns köstlichster Nikotinqualm. Ty hustettheatralisch. „Wegen dir strebe ich an Lungenkrebs". Ich drehe mein Fenster einenSpalt nach unten und asche ab. „Du stirbst nicht an Lungenkrebs. Eher anSamenstau. Bist du immer noch Jungfrau". Tyler kurbelt sein Fenster auch nach unten. Dann dreht er das Radiolauter weil er mir nicht antworten möchte. Ich ziehe an meiner Zigarette unddrehe das Radio leiser. „Verdammt Tyler, du verpasst deine beste Zeit. Es wird zeit, dass du dich endlich flach legen lässt". Tyler schnaubt und dreht dasRadio volle pulle auf. Ich drücke kurzerhand auf das Sicherheitsschloss desDisplays und es landet in meiner Hand. Nun ist der Radio ganz aus und ichstecke mir das Display in die Hemdtasche. „Was soll der Scheiß Gage. Ich möchte und werde mir dir ganz sicher nicht über das Thema reden". Wie süß, er benutz das Wort noch nicht einmal. „Wurdest du in einem Kloster großgezogen Alter"frage ich ihn. Tyler antwortet mir nicht und starrt aus den Seitenfester. „Esnennt sich Sex Tyler. Sprich das S...Wort doch einmal aus. Es ist garnicht so schlimm wie du denkst". Er zeigt mir seinen Mittelfinger. „Du würdestso gut zu Becca passen. Ihr sollet ein Kloster gründen. Nur du und sie". Tylersieht mich forschend an. „Was meinst du damit. Ist sie auch noch Jungfrau". Ichnicke und asche meine Zigarette wieder ab ehe ich einen erneuten Zug nehme.„Jepp und das kotz mich echt an. Sie erstickt jede Möglichkeit sie flachzulegenim Keim. Irgendwann sterbe sogar ich, an Samenstau". Tyler schüttelt seinenKopf. „Du bist ein verdammter Schwachkopf. Daran stirbt man nicht. AnGeschlechtskrankheiten wohl eher". Ich blase ihm herausfordern eine Qualmwolke entgegen.„Na du ganz sicher nicht". Wir schweigen ein paar Minuten. Ty ist derjenige,der das Thema wieder aufnimmt. „Becca tut mir wirklich leid. Da wartet sie aufden richtigen und gerät dann an dich. Wirklich schade".  Ich spüre wie Hitze in meinen Kopf strömt.„Was soll das denn nun. Etwas Besseres wie mich wird sie gar nicht finden. Siekann sich glücklich schätzen, dass ich ihr erster sein  werde". Tyler murmelt etwas in seinen nichtvorhandenen Bart. Aber ich habe es dennoch verstanden. „Tyler, du hast bei ihrverschissen. Schon von der ersten Sekunde an. Sie wird dir nicht verzeihen undsie wird sich schon gar nicht für dich interessieren. Außerdem was soll das.Warum interessierst du dich so für meine Freundin". Tyler kratzt sich am Kopfund schaut wieder aus den Seitenfester. Ich kenne meinen Freund gut. Zu gut.„Läuft da etwas zwischen euch".  Erschüttelt hektisch den Kopf. „Nein, aber ich muss dir die Wahrheit sagen".Meine Hände ballen sich zu Fäusten während ich auf sein Geständnis warte.Offenbar hat er meine miese, ja wutgeladene Stimmung wahrgenommen.  „Es ist nicht so wie du denkst. Komm runterMann. Außerdem glaube ich nicht, dass das was ich dir gestehe, aufGegenseitigkeit beruht". Ich kann nicht runterkommen und möchte es auch garnicht. Becca gehört mir. Er hatte seine Chance und die hat er vermasselt.Selber schuld. Schätzungsweise wäre ich auch damals ausgeflippt und hätte ihngehörig verprügelt. Aber jetzt würde ich durchdrehen, ausrasten. Vielleichtsogar Amok laufen. Keine Ahnung, was alles.  Ich würde ihm das Fell über die Ohren ziehen. Dassteht jedoch fest. „Das war Schwachsinn auf dem Open Air. Ich habe dichangeschwindelt, damit du mir nicht ständig mit dem Jungfrauthema in den Ohrenliegst. Ich fand Becca ganz sicher nicht hässlich, ganz im Gegenteil. Sie isteine ziemlich scharfe Braut und ich glaube, es war Liebe auf den ersten Blick.Sonst hätte ich sie niemals geküsst. Du weißt schon, das dämlicheFlaschenspiel. Normalerweise spiele ich das nicht. Niemals". Stimmt. Nachdem ermich damals küssen musste, hat er sich immer ausgeklinkt.  „Lass deine Finger von ihr", sage ich imwarnenden Unterton. Tyler schaut mich flehend an. „Glaub mir, das ist nicht soeinfach. Du verstehst das nicht. Ich weiß überhaupt nicht, warum du so einegroße Sache um sie machst. Eigentlich stehst du doch gar nicht auf Monogamie".Meine Zähne knirschen vor Wut, aber das wird mir erst bewusst, als ich spürewie sich meine Kaumuskeln verspannen. „Man ändert sich eben", sage ich gereizt.„Lass sie sich entscheiden", sagt Tyler dann ganz lässig. Hat er sie eigentlichnoch alle. Was bildet er sich denn ein. Becca gehört mir. Niemand spannt mirdie Freundin aus. Schon gar nicht er. So etwas macht ein Freund nicht. ZumGlück biegen wir gerade in die Einfahrt zu Jasons Ranch. Ich hätte gute Lust,ihm die Fresse zu polieren und bin froh, dass wir nun am Ziel sind. Von weitemerkenne ich, dass Becca mit dem Pintohengst auf dem Reitplatz ihre Rundenzieht. Sie hat ein paar Hindernisse aufgebaut. Jason wird nicht geradebegeistert sein, wenn sie einem seiner JackAss Nachkommen, in die er seineganze Hoffnung legt, das Springen beibringt. Ich warte erst gar nicht, bis Tyden Motor des Fahrzeuges abstellt, sondern springe aus dem Wagen und laufe zuBecca hinüber. Sie hat unser Kommen noch gar nicht registriert, weil sie sich aufihr Training konzentriert. Ich klettere auf den Zaun und setze mich auf dieoberste Stange um sie zu beobachten. Tyler kommt herangeschlurft und wirktetwas bedrückt. Sein Blick wandert zu Becca und dann zu mir. „Ich weiß, du bistmein Kumpel. Nichts gegen dich Alter, aber du hast sie nicht verdient".  Tyler klopft mir mit einer Hand auf dieSchulter und ich bin ehrlich gesagt verblüfft über seine Ehrlichkeit und seinenMut. Noch mehr aber bin ich stinkwütend und angepisst.

Weil Becca gerade zu uns herüber galoppiert, muss ichmich aber im Zaum halten. Ich möchte nicht, dass sie davon Wind bekommt.Deswegen murmele ich nur ganz leise. „Möge der bessere gewinnen". Er hat garkeine Chance bei Becca. Nie im Leben. Dafür ist sie zu sehr in mich verliebt.  Ty schlägt in meine Hand ein und besiegelt dasAbkommen. Wenn er wüsste. Er hat null Chancen bei ihr. Eigentlich ist er einearme Sau, wenn er anders darüber denkt. „Hey Jungs". Becca strahlt über dasganze Gesicht. Das ist ihre Welt. Ein englischer Sattel, enganliegendeReithosen und weiße Lederhandschuhe. Sie bleibt nicht bei uns stehen wie ichvermutete, sondern macht in der Mitte der Bahn eine Piruette. Ich wusste garnicht, dass der Junghengst so etwas kann. Hat ihm das Jason beigebracht. Wohlkaum. Er hasst die klassische Dressur. Ich muss zugeben, dass es ziemlichperfekt aussieht. Kein S- Nivou aber locker M. Als Gordon sich einmalherumgedreht hat, treibt ihn Becca wieder in den komischen Gallopp. Er wechseltdabei immer seine Hand. Das heißt er springt im Galopp jedes mal auf eineranderen Seite an. „Das nennt man fliegenden Galoppwechsel", sagt Tyler „meineSchwester hat das auch drauf".  Erklettert auch auf den Zaun und setzt sich neben mich. „Ich weiß was das ist",antworte ich und zünde mir eine Zigarette an. „Das gibt es bei denWesternreitern auch. Nur übertreiben wir es nicht so".  Becca lenkt den Schecken auf die lange Seiteder Bahn und verstärkt den Galopp und reitet sehr schwungvoll. Als sie einmalum den ganzen Platz geritten ist, bleibt sie endlich bei uns stehen. Sie hatSchweißperlen auf der Stirn, die sie sich mit dem Handrücken abwischt. „Hast dudas gesehen. Gordon ist ein Naturtalent. Ich habe noch nie so ein tolles Pferdgeritten". Ich schiebe meinen Hut in den Nacken und nehme die Zigarette ausmeinem Mundwinkel. „Lass das mal lieber nicht Jason sehen. Der dreht glattdurch". Becca macht ein betretenes Gesicht. „Glaubst du wirklich. Er hat mirdoch erlaubt, ihn zu trainieren". Sie tätschelt den starken Hals des Tieres.„Mit trainieren meinte er sicherlich nicht diesen Mist. Seine Pferde sindallesamt Westernpferde. Einschließlich Gordon. Von der komischen Reiterei, diedu da mit ihm machst, gehen seine Beine kaputt". Tyler richtet sich neben mirauf. „Schwachsinn. Sie reitet ihn doch ganz anständig. Ein bisschen Dressurschadet keinem guten Westernpferd". Becca wird rot und streicht sich verlegeneine Strähne hinter das Ohr. „Das habe ich mir auch gedacht und das springentut ihm auch ganz gut. Gordon liebt es". Wird ja immer noch schöner. Ich springe vom Zaun, ehe mir noch einmaleine Bemerkung darüber über die Lippen kommt und Tyler dann wieder dieGelegenheit hat, bei ihr zu schleimen. „Meine Pferde warten auf mich", sage ich und gehe

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