Play with FIRE

Drei Monate später

Becca:

„Kommst du wenigstens zu unserer Verlobungsfeier an Thanksgiving". Paige und Tyler haben sich verlobt und planen, im Frühling zu heiraten. Ich kann gar nicht richtig glauben, wie schnell das sie sich dazu entschlossen haben zu heiraten! Es sind noch ganze drei Wochen bis Thanksgiving und außerdem sind schon mehrere Monate vergangen, seit ich meine Freunde das letzte Mal gesehen habe. „Wird Gage dort sein", frage ich, obwohl ich die Antwort bereits kenne. Paige schnaubt genervt. „Natürlich, er ist mein Cousin". „Dann nein", antworte ich entschieden. Ich bin da sehr konsequent und muss das auch sein um mich selbst zu schützen. Gage hat das Fass zum überlaufen gebracht. Paige verdreht ihre Augen und schlägt dann die Hände vor ihr Gesicht. „Bitte Becca, du bist meine beste Freundin und außerdem eine meiner Brautjungfern". Ich schiebe den Laptop gerade vor mich hin und nehme einen Schluck aus meiner Tasse. „Ich bin keine Jungfrau, du musst dir eine andere suchen". Paiges Blick wandert kurz zu meiner Tasse dann schaut sie eindringlich in die Webcam. „Du kommst auf meine Feier und du wirst eine meiner Brautjungfern werden. Wenn nicht, komme ich dich holen oder schicke Ty, der das für mich erledigt". Ach so, funktioniert Hypnose neuerdings auch über Skipy? Ihr Gesichtsausdruck ist dabei so ernst. Allerdings funktionert es nicht. Keine Spur. Ich lache unwillkürlich, weil ich ihnen wirklich zutraue, dass sie sich in ein Flugzeug setzten und mich dann Entführen. Warum nur habe ich Paige meine Adresse gegeben? Tja selbst schuld.

„Wie geht es dem Baby". Ich streiche mit meiner Hand über den Bauch. „Wunderbar. Sie hat schon fast fünf Pfund und nimmt täglich zu". Paige lächelt zufrieden aber auch wehmütig. „Ich wünschte, dass ich die Macht hätte, die Zeit zurückzudrehen". Ja ich auch, aber naja. Das Leben ist ein Arschloch. Dann hätte ich mit Gage schon viel früher Schluß gemacht. Vielleicht aber hätte ich gar nichts mit ihm angefangen. Aber dann wäre ich jetzt nicht schwanger mit einem wundervollen Baby. Meinem Baby. Ich kann erkennen, dass Paige bei Tyler auf Bradys Farm ist. Im Hintergrund sehe ich die Treppe und den Flur von Bradys Haus. „Wie geht es Tyler beim Roping". Paige legt ihr Kinn auf ihre Hände und verdreht ihre Augen. „Gut natürlich. Er holt wahrscheinlich den Titel". Ich halte meinen ausgestreckten Daumen nach oben in die Kamera. „Gage hat auch ein gutes Finale hingelegt. Er war achtzehnter und das im ersten Jahr". Ich tue so, als ob mich das kaltlässt. In Wirklichkeit habe ich jeden Ritt über YouTube und Twitter verfolgt. Ich habe jeden Morgen vor der Arbeit den Laptop aufgeklappt und nach den neuesten Bildern gesucht. Jedes Mal habe ich dabei die Luft angehalten und dann erleichtert ausgestoßen, nachdem nirgends ein Mädchen zu sehen war. Kurzum, ich habe Gage auf meinem Fake Account gestalkt. Einmal sogar habe ich ihm auf einen der unechten Accounts eine Anfrage, eine eindeutige Anfrage geschickt. Aber er hat nie geantwortet. Vermutlich bekommt er als Rookie viele davon und schert sich einen Dreck darum. Ich bin weder erleichtert noch froh darüber und weiß nicht was ich davon halten soll. Seine Fangemeinde nimmt täglich um mehrere Hundert Menschen zu. Er erreicht gerade die achttausend Follower Marke. Er ist der Überflieger der PBR und ein furchtloser und aggresiever Bullrider. „Trinkst du etwa Kaffee", fragt Tyler. Ich habe gar nicht bemerkt, dass er zur Tür herein gekommen ist. Vermutlich war ich zu sehr in Gedanken. „Nein, das ist Himbeerblättertee. Ich zwinge mich jeden Tag zu einer Tasse". Tyler grinst schelmisch in die Kamera „Für was soll der gut sein, hast du Blähungen". Wenn ich könnte würde ich ihn mit dem Kissen schlagen, dass auf meinem Schoß liegt, aber leider müsste nur mein Laptop darunter leiden und im Moment, ist sparen angesagt. Ich habe zwar einen Job als Kellnerin in einen Restaurant ergattert, aber zu lange werde ich diesen nicht mehr ausführen können. Auf die Hilfe meiner Eltern kann und möchte ich nicht hoffen. Wir haben gebrochen, nachdem ich mit leichtem Gepäck und schwanger vor ihrer Tür stand. Ich bin ein paar Tage bei einer Freundin untergekommen, die mir half, diese winzige Wohnung aufzutreiben. Den Job hat mir ein alter Freund aus der achten Klasse angeboten. Seinen Eltern gehört das Restaurant. Der Job ist gut bezahlt aber das Trinkgeld einer Schwangeren ist mehr als dürftig. Obwohl ich nett und höflich zu meinen Gästen bin, bekomme ich noch nicht mal ein viertel des Trinkgeldes, das meine Kolleginnen einschieben. Aber ich komme zurecht und bin stolz, dass ich das alles alleine schaffe. Tyler schiebt den Laptop so vor sich, dass ich ihn besser sehen kann, dafür aber Paige nur noch schwach. „Hör zu, du darfst mir nicht böse sein, aber ich habe Gage deine Telefonnummer gegeben". Natürlich bin ich böse, ich bin stinkwütend. Was denkt er sich. Ich kann mir doch nicht ständig eine Neue Nummer zulegen. „Tyler, das ist nicht fair", jammere ich. Er hebt abwehrend seine Hände. „Es geht mich ja nichts an, aber ich glaube, er hat noch eine Chance verdient. Wirklich Becks. Du solltest mit ihm wenigstens reden. Das tut keinem von euch beiden weh. Glaub mir". „Du hast tatsächlich recht Tyler". Er sieht mich überrascht an. „Es geht dich nichts an". Wütend klappe ich das Laptop zu und unterbreche die Skype Verbindung.

Gage:

„Tut mir leid Mann. Sie reagiert immer so, wenn wir auf dich zu sprechen kommen. Nimm es nicht persönlich". Tyler kratz sich am Kopf und schiebt das Laptop wieder hinüber zu Paige. Ich habe die ganze Zeit am Rand des Tisches, außer Beccas Sichtweite gesessen und das Gespräch mitgehört. Es ist gut, dass sie nicht weiß, dass ich das schon eine Weile mache und Paige und Tyler das unterstützen. Als ich dahinter gekommen bin, das sie Becks zur Flucht verholfen haben, bin ich tierisch in die Luft gegangen und habe Tyler fast übler zugerichtet als damals am Parkplatz der Schule. Aber mein Freund hat es mir nicht krumm genommen und konnte Paige überreden, dass ich die Gespräche belauschen durfte. Ab und zu schickt Becca ein Ultraschallbild per Email, dass Paige dann ausdruckt und für mich einrahmt. Mein kompletter Flur ist voll davon. Auch ein paar Bilder von Becca, die alle entstanden sind, als sie das Jahr bei uns verbrachte sind darunter. Ich habe mir ihren Namen, auf meine Schulter tätowieren lassen und trage sie so ständig bei mir. Auch bei meinen Ritten und unendlichen Reisen durch das ganze Land. Letzen Monat war ich mit ein paar meiner Jungs in Australien um dort zu reiten. Mein Kontostand lässt sich inzwischen sehen und ich bin sehr stolz auf meinen Erfolg. Aber dass Becca nicht bei mir ist, überschattet alles. Es mindert die Freude, dass ich das Bull on the Beach Event gewonnen habe und dass ich am Finale in Vegas teilnehmen konnte. Ich gehöre zu den zwanzig besten Bullrider der Welt und ohne sie ist das kaum etwas Wert. Als ich damals von Anaheim zurückkam, war mein Haus leer. Heute, drei Monate später, weiß ich zum Glück, dass Paige und Tyler ihr dabei geholfen haben und sie das so nicht plante. Ich habe Mist gebaut, gewaltigen Mist und dafür muss ich nun täglich mit einem schlechten Gewissen bezahlen. „Wird sie nun kommen oder nicht", fragt Tyler seine Verlobte. Dass er vor mir heiratet und dann auch noch meine Cousine ist irgendwie komisch und surreal. Vielleicht tut man das aber früher, wenn man sich für die Ehe aufsparen möchte. Hätte ich mich auch besser mal aufgespart. Jetzt ist die Kacke am dampfen und ich habe keinen Plan, wie ich das Rückgängig machen kann. „Sie kommt schon", sagt Paige zuversichtlich. Ich bezweifle es sehr. „Ok Leute. Ich fahre nach Hause. Ihre Telefonnummer habe ich ja jetzt". Das stimmt zwar nicht, aber ich denke nicht, dass ich die beiden jemals dazu erweichen kann, dass sie die Nummer herausrücken. Es ärgert mich ein wenig, dass sie Beccas Wünsche ernster nehmen als meine. Ich habe den beiden klargelegt, dass ich mit der Schlampe in Anaheim nichts hatte und sie glauben mir. Trotzdem halten sie zu Becca und stehen voll hinter ihr. „Ist ja auch egal", sage ich um die Situation zu entspannen. Vielleicht kommt sie Thanksgiving.