Koffer packen

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Becca

Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Nicht eine Sekunde. Ich habe mich gewälzt und bin aufgestanden, um auf dem Boden, fern zu sehen weil die blöde Couch immer noch nicht da ist. Um halb Vier habe ich Gage eine Nachricht geschickt aber er hat mir nicht darauf geantwortet. Was entweder bedeutet, dass er bei Sarah schläft oder er tatsächlich nichts mehr wissen will von mir. Ich mag mir gar nicht vorstellen, ob das jetzt tatsächlich so ist. Ich weiß nicht, ob ich dieses Eifersuchtsproblem nur mit Sarah habe oder ob es bei jedem Mädchen, dass Gage dated auftritt. Aber ich habe ehrlich keine Lust das heraus zu finden. Um halb fünf, bin ich immer noch wach und schreibe Gage noch eine Nachricht, falls die erste nicht angekommen ist. So was soll schließlich schon vorgekommen sein. Ich gehe mit meinem neuen Handy ins Bett und drehe es ständig in meinen Händen. Ich versuche telephatisch es dazu zu bewegen, dass es klingelt oder zwitschert. Mir auch egal, welches Geräusch es letztendlich macht. Aber ich will, dass er mir antwortet, dass er endlich seinen Arsch durch die Türe schiebt und sich neben mich ins Bett legt. Auf nackten Füßen tappe ich ins Badezimmer und setzte mich auf die Toilette, weil ich eindeutig zu viel Wasser getrunken habe. Mein Blick fällt wie durch Zufall auf Gages Wäschekorb. Oben auf dem Deckel liegt ein hellgelbes T-Shirt. Er hat es heute Vormittag getragen und es dann gewechselt bevor er ausging. Beim Händewaschen fasse ich den Gedanken ins Auge, es mit ins Bett zu nehmen. So habe ich wenigstens seinen Geruch dabei und vielleicht beruhigt mich dieser ja ein wenig. Damit sich die Wirkung von Gages Duft auf seinem Shirt verstärkt, sprühe ich es zur Sicherheit noch mit seinem Parfum ein. Er benutzt immer die gleiche Marke und ich liebe diesen herben Duft. Im Schlafzimmer breite ich das weiche Kleidungsstück über dem Kopfkissen aus und lege mich darauf. Es beruhigt mich nur kein bisschen. Wenn ich es genau nehme, regt es mich sogar auf. Trotzdem bin ich nicht bereit, es zurück ins Badezimmer zu bringen. Ich knülle es zusammen und schnuppere intensiv daran. Gut dass das niemand sieht. Gage würde sich vor Lachen krümmen wenn er das erfährt. Um kurz vor sieben Uhr am Morgen fährt ein BMW vor und hält unter der Veranda. Es ist Sarahs Cabrio. Das Blut in meinen Adern kocht und am liebsten würde ich sie an ihren langen hellblonden Haaren wieder ins Auto zerren und sie zwingen, nach Hause zu fahren. Wie kann sie nur wagen, überhaupt auszusteigen. Weiß sie gar nicht, dass ich momentan hier wohne. Sie begleitet Gage, der sichtlich angetrunken ist ins Haus und kichert dabei auf diese furchtbar nervige Art. Ich husche vom Fenster direkt ins Bett, damit sie mich nicht sehen. Im Flur fallen einige Dinge um, als Gage und Sarah hereinkommen. Offenbar ist Gage noch betrunkener als ich angenommen habe. Irgendetwas geht zu Bruch. Vermutlich einer der Rahmen in der eine Gürtelschnalle aufbewahrt wird. Dann fliegt die Schlafzimmertür auf, prallt gegen die Wand und Gage torkelt herein, gefolgt von Sarah. Gage entdeckt mich erst nachdem er seinen Blick richtig ausrichtet. Das ist offenbar gar nicht so leicht, wenn man fast eine Alkoholvergiftung hat. Sein Grinsen sieht im betrunkenen Zustand lächerlich süß und hilflos aus. Ich bekomme sofort weiche Knie davon. Gut dass ich auf dem Bett knie. „Baby, du musst mein Schlafzimmer räumen, ich..." er rülpst laut und zerrt Sarah an seine Brust „...ich habe eine scharfes Girl dabei und möchte mit ihr ein wenig Spaß haben". Sarah wirft ihr Haar zurück und lächelt mich an und gibt mir damit zu verstehen, dass sie gewonnen hat. Der Knutschfleck an ihrem Hals ist überhaupt nicht zu übersehen. „Viel Spaß", sage ich leise und gespielt gleichgültig, rutsche vom Bett und zwänge mich zwischen Gage und dem Kleiderschrank hindurch zur Tür. Sarahs Blick fällt auf mein Nachthemd. Genauso Gages. Er dachte wohl, ich liege wieder mit diesem abgefuckten Schlafanzug von letzter Nacht im Bett. Das habe ich aber nicht und ich grinse selbstzufrieden. Der Punkt geht wohl an mich. Meine Reize sind bestimmt nicht zu verachten und ich sehe in Sarahs Augen den puren Neid. „Halt warte", sagt Gage und stellt sich mir schwankend in den Weg. „Du kannst auch gerne bleiben und mitmachen. Schließlich musst du noch einiges lernen". Mein Blut weicht bis zu den Füßen und ich fühle mich total scheiße. Ich antworte nicht, sondern werfe die Zimmertüre lautstark zu und flüchte ins Bad. Ich sitze auf dem geschlossenen Toilettendeckel eine geschlagene Stunde und halte mir die Ohren zu. In Gedanken singe ich meine aktuellen Lieblingssong immer und immer wieder. Noch einmal werde ich mir das nicht mehr antun. Ich werde nicht daneben stehen und warten bis Gage fertig ist mit vögeln. Er kann mich mal. Sarah und Gage haben einander verdient. Ich hoffe wirklich sie wird schwanger. Dieses doofe gekichere und die anderen Geräusche wie das Quietschen der Matratze. Nein, das reicht mir vollkommen. Ich werde mich abholen lassen. Vielleicht kann ich Tyler doch überreden bei ihm zu bleiben. Hier bleibe ich auf keinen Fall. Wenn alle Stricke reißen gehe ich in ein Hotel. Sarah verschwindet um halb neun wieder. Schätzungsweise ist ihr eingefallen, dass sie zur Schule muss oder sie holt sich die Pille danach aus der Apotheke. Ich warte bis der BMW nicht mehr im Hof steht und verlasse dann erst das Badezimmer. Gage liegt auf den Bauch und schläft als ich mich ins Zimmer schleiche. Sein rechter Arm hängt vom Bett, dabei erreicht er mit seinen Fingern sogar den Boden. Ohne ihn zu wecken, klaube ich mir das nötigste wie Jeans und Shirt zusammen und stecke mein neues Handy in die Hosentasche. Dann schleiche ich mich auf die Veranda und hoffe dass Tyler ans Telefon geht. Sehr zuversichtlich bin ich nicht, was sich auch gleich bestätigt. Ich hinterlasse ihm eine Nachricht auf der Mobilbox und schiebe das Telefon in die Hosentasche. Dann gehe ich wieder hinein und räume mein Zeug aus dem Bad in meine Kulturtasche. Gage hebt seinen Kopf, als ich gerade ein paar Shirts in meinen Koffer stopfe. Entweder hat er gar nicht geschlafen oder trotz Rausch einen leichten Schlaf. „Was machst du", fragt er verwirrt und hebt auch seine Schultern von der Matratze. „Nichts", zische ich abweisend und räume die letzte Schublade der Kommode leer. Gage springt mit einem Satz aus dem Bett und wickelt sich das Bettlaken um die Hüften. „Nach nichts sieht das aber nicht aus". Er verschwindet im Bad, kommt aber gleich wieder. Er trägt nun eine Jeans aber kein T-Shirt. „Du packst". Ich grinse ihn boshaft an und blecke meine Zähne. „Wie scharfsichtig". Gage fährt sich mit einer Hand durch das Haar und ein paar Strähnen bleiben dabei stehen. „Du kannst nicht packen". Er geht neben mir in die Hocke und zieht meinen Koffer außer Reichweit. „Gib ihn mir wieder" fordere ich zornig.

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