Jeder liebt Gage

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Becca:

Um der nerv tötenden Stimmung ein Ende zu setzen springe ich auf um die Küche aufzuräumen. Ich möchte Ricky gerne entlasten, weil sie irgendwie krank aussieht. Sie hat viel um die Ohren und mir würde nicht schaden, etwas mehr zu tun. Mir ist klar, dass Gage mich anstarrt. Vermutlich macht er sich gerade Gedanken darüber einen blöden Anmachspruch von sich zu geben. Doch zu meiner Verwunderung steht er auf und räumt gemeinsam mit mir den Tisch ab und trägt die Teller zur Spüle. Ich nehme ihm die Teller ab und dabei berühren sich unsere Finger für einen Wimpernschlag. Hastig zerre ich an dem Geschirr, das beinahe auf den Boden fällt. Gage kann den Stapel gerade noch auffangen. „Was hast du für ein Problem Becca", fragt er verärgert. Ich drehe mich mit dem Geschirrstapel in meinen Händen um und lasse die Teller in das schaumige, heiße Wasser gleiten. „Ich kann dich nicht leiden", lüge ich. Gage lacht laut und räumt weiter den Tisch ab. „Das glaube ich dir nicht. Jeder kann mich leiden, weil ich ein netter, ehrlicher Mensch bin". Ich halte inne und werfe ihm einen vernichtenden Blick über meine linke Schulter zu. „Sogar Berni hat Angst vor dir". Jetzt erstarrt Gage in seiner Bewegung und dreht dabei den Brotkorb langsam in seinen Händen. „Warum hast du Angst vor mir. Habe ich dir jemals etwas getan". Ich schüttle den Kopf und spüle die Teller. Gage stellt den Teller vor mir auf dem Fenstersims ab und hält mich zischen sich und dem Spülbecken gefangen. Seine Arme stützt er dabei links und rechts von mir ab und ich habe schon wieder das Gefühl zu ersticken. „Atmen Becca", ermahnt mich Gage leise, aber lachend. Ich schließe meine Augen und zähle bis zehn. Er ist so überzeugt von sich selbst, dass es stinkt. „Gibst du jemals auf Gage". Er drückt sich näher an mich bis ich seine Hitze durch unsere Klamotten hindurch auf meiner kompletten Kehrseite spüre. „Vermutlich nicht", flüstert er dicht an meinem Ohr. Seine Lippen berühren dabei fast mein Ohr und meine Haare kitzeln mich als sein heißer Atem mich streift. Mir fällt der Teller aus der Hand, den ich immer noch eifrig mit dem Spültuch abwische und platscht dabei zurück ins Wasser. Vor Schreck fasse ich sofort hinterher und lande mit meinen Fingern in einem Scherbenhaufen. Der Teller hat einige Gläser zerschlagen und ist selbst in Einzelteile zerbrochen. Ich spüre sofort, wie sich die scharfen Scherben durch meine Hand bohren und sie aufschneidet als wäre es Butter. Langsam ziehe ich meine Hand wieder heraus und Blut tropft über meine Hand in die Spüle und vermischt sich mit dem weißen Schaum sodass dieser rosa wirkt. „Oh Shit" knurrt Gage, greift nach einem Geschirrtuch und wickelt es um meine Hand. Der Schnitt ist ziemlich tief, das konnte ich nicht nur sehen, sondern auch eindeutig spüren. Das Fleisch klafft weit auseinander und ich fühle mich total benommen von diesem ekelhaften Schmerz. Gage drückt das Tuch fest auf die Wunde und wagt erst nach ein paar Augenblicken einen kurzen Blick darauf. Es blutet wie verrückt. Viel stärker als normal. „Wir müssen das sofort nähen lassen". Ich nicke und kämpfe gegen den Schwindel, der durch den Anblick in mir ausgelöst wurde. Ich kann so etwas nicht sehen. Blut, Verletzungen und Gedärme. All das haut mich von den Beinen. „Jason schiebt mich in den Flur und ruft nach Jason, der sofort angelaufen kommt. „Was ist los", fragt er hektisch und sieht auf das durchtränkte Tuch. Es ist komplett durchweicht und einige Tropfen sammeln sich auf dem Boden. „Sie hat sich an einem zerbrochenen Glas geschnitten. Ich werde sie nach Bonner bringen. Dort wohnt doch ein Arzt". Jason nickt und versichert uns, dass er schon einmal versucht ihn telefonisch zu erreichen, damit wir keine Zeit vergeuden und notfalls nach Missoula fahren können. Leider ist der Arzt nicht erreichbar und Gage ist tatsächlich gezwungen, in die Stadt zu fahren. Ich presse das warme feuchte Tuch auf meine Wunde und kämpfe gegen die Übelkeit. Ab und zu drifte ich ab und Gage muss anhalten um mich wieder zu wecken. „Versuch nicht zu schlafen. Das ist nicht gut glaube ich". Er redet die ganze Zeit wie ein Wasserfall und fragt immer ob es mir gut geht, damit ich nicht einschlafe. „So schlimm ist es nicht Gage. Ich bin nur müde". Er parkt direkt bei der Notaufnahme, läuft um den Wagen herum und hilft mir heraus. Da ich ihm zu wackelig auf den Beinen bin, hebt er mich kurzerhand hoch und trägt mich hinein. Wenn ich nicht so müde wäre, würde ich mich lautstark beschweren. Aber die Müdigkeit lähmt mich und ich bin froh, dass ich nicht selber laufe.


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