Der Trail

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Becca

Ich habe Gage noch geholfen, seine Pferde zu versorgen. Anschließend hat er mich mit seinem Mustang nach Hause gefahren, weil er heute mehrere Stunden hartes Training mit Jason und Tyler hat. Am Abend war er noch bei uns zu essen, wie eigentlich immer. Nur war Tyler auch hier und deswegen habe ich mich nicht dazu gesellt. Ich brauch Abstand zu diesen Rätselhaften Kerl. Jetzt kenne ich Gages Teampartner eigentlich erst ein paar Tage, habe aber wirklich Angst, ihm meinen Rücken zu kehren. Keine Ahnung was der Junge über mich alles erzählt. Statt zu essen, dusche ich und kümmere mich um meine vernachlässigte Haut und um meine Fingernägel. Ich habe keine langen oder gepflegten Nägel. Ganz im Gegenteil. Meine sind ziemlich kurz und ich mag das genauso. Lange Fingernägel stehen mir nicht und sie passen nicht zu meinem Typ. Aber ich gönne ihnen ab und zu Nagellack und wenn ich richtig mutig bin, dann auch einen Farbigen. Da ich gerade einen Stimmungsheber brauche, lackiere ich sie hellblau. Wie Gages Augen, nur leider nicht so strahlend. Zwar schimmert der Lack in seinem Flacon. Aber auf dem Nagel sieht das Ergebnis selbst nach wiederholtem auftragen nicht annähernd so schön aus wie die dickflüssige Masse in dem kleinen Fläschchen. Paige möchte mich ständig überreden, mir künstliche Nägel machen zu lassen. Meine Antwort darauf fällt aber jedes Mal gleich aus und ich lasse mich nicht von meiner Meinung abbringen. Mit einem Blick in den Spiegel, beschließe ich mir meine Augenbrauen mit der Pinzette zu korrigieren. Das habe ich schon seit Weihnachten nicht mehr getan und ich finde, dass es nicht schaden kann. Mir gefallen in Form gezupfte Brauen schon, allerdings finde ich das sehr schmerzhaft und die Stelle rund um die Brauen schwillt jedes mal dick an und ist ziemlich gerötet. Damit mir das heute nicht passiert und ich morgen wie ein cracksüchtiger Alien aussehe, kühle ich die Stelle gleich im Anschluss mit einem feuchten Waschlappen. Manchmal sieht das Ergebnis akzeptabel und vor allem gleichmäßig auf beiden Gesichtshälften aus. Manchmal muss ich aber einige Male nachkorrigieren. Heute ist es ein Disaster und als ich endlich halbwegs zufrieden bin, stelle ich entsetzt fest, dass meine Braunen nur noch zwei dünne und schwache Linien auf meiner jetzt noch höher wirkenden Stirn sind. Kurz, ich sehe Scheiße aus. Wie eine billige Nutte. Die nächsten Tage werde ich dazu verdammt sein, meine Augenbrauen mit einem Stift nachzuzeichnen und zu hoffen, dass ich nicht aus Versehen die Linien verwischen. Das ist mir schon einmal passiert und es war total peinlich. Nachdem ich mit dem Zupfen und dem Lackieren fertig bin, lege ich eine Gesichtsmaske auf um meine Poren zu reinigen und um meine Haut zu befeuchten. In letzter Zeit war sie sehr trocken und spröde und sie hat diese Prozedur bitter nötig. Da ich noch keine Falten habe, lege ich mir kein Gemüse oder Obst wie Gurken oder Erdbeeren auf die Augen und lackiere stattdessen meine Fingernägel noch einmal mit einer weiteren Schicht hellblauem Lack. Nun sehen sie fast so aus wie auf dem Fläschchen und ich puste sie zufrieden trocken. Ein Klopfen an der Badezimmertür reißt mich aus meiner Schönheitstrance. Es ist Paige, die eigentlich ihre Duschzeiten schon hinter sich hat. „Was ist", rufe ich. „Wir wollen noch etwas unternehmen, bist du dabei". Ich überlege kurz und öffne die Tür einen Spalt. „Ist Tyler auch dabei". Paige nickt und ihre Augen wandern über meine hellbeige Maske. „Dann eher nicht, außerdem habe ich heute keine Zeit". Sie gibt sich mit meiner Antwort nicht zufrieden und schiebt die Türe auf ohne dass ich sie aufhalten kann. „Jetzt komm schon. Wir haben Ferien und du kannst deinen Beautytag auch ein andermal machen". Paige streckt ihre Hand aus und kratz mit ihrem Ringfinger die Maske von meiner Nase. Dann zerkrümelt sie die Masse prüfend vor ihren Augen und lässt sie ins Waschbecken fallen „Außerdem ist die schon längst trocken. Mach sie ab, zieh dich an und komm mit. Wir wollen ausreiten. Hoch zu den flachen Ebenen. Jason hat Gestern ein paar Mustangs dort entdeckt, die wir heute suchen wollen". Naja, so etwas ist natürlich eine einmalige Sache. Verdammt, bei wilden Pferden werde ich schwach. „Aber es ist schon fast sieben Uhr. Die Sonne geht doch in zwei Stunden unter. Schaffen wir das Heute noch". Paige schüttelt grinsend den Kopf und ich erkenne an ihren Augen dass sie noch andere Pläne haben. „Wir wollen zelten. Also nimm dir warme Sachen mit und etwas zum wechseln, falls es regnen sollte".

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