Die Situation eskaliert

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Becca

Ich habe gehofft, dass Gage nach dem Gespräch nach Hause fährt. Aber er tut es nicht, sondern rennt wie ein Irrer aus dem Stall um draußen zu Telefonieren. Ich weiß auch ohne Nachzufragen, dass er mit Tyler redet. Paige wirft mir verständnislose Blicke zu, weil ich nicht getan habe, worum sie mich bat. Ich konnte allerdings nicht warten. Ich musste Gage sofort gestehen, dass Tyler und ich uns küssten. Das war ja noch nicht einmal das schlimmste. Er hätte es mir das vielleicht sogar verziehen. Aber ich habe ihm auch noch auf seine Nase gebunden, dass ich mich in Tyler verliebt habe. Es wahrscheinlich die ganze Zeit schon war. Ich bin auch in Gage verliebt, gar keine Frage. Allerdings hat Gage mir wütend erklärt, dass das keine Bedeutung mehr hat. Nicht mehr. Und er hat mich angeschrien, dass ich eine Schlampe bin und ich ihm am Arsch vorbeigehe. Ich habe ehrlich nicht damit gerechnet, dass er so ausrasten würde. Jason kam zum Glück hinzu und hat ihm ordentlich die Meinung gegeigt. Aber er steht auf der Seite von Gage, was nur verständlich ist. Gage ist kurz davor auszurasten. Wütend schmeißt er sein Handy gegen die Mauer des Stalles und marschiert eiligen Schrittes auf mich zu. Ich habe tierische Angst, dass er mich genauso behandelt wie sein Handy. Jason hat die Situation sofort erkannt und stellt sich zwischen uns und hält Gage, fast schon brutal zurück. Dass sein kleiner Cousin ihn um einen halben Kopf überragt, ist Jason offensichtlich gar nicht klar. Doch Jason hat vor nichts Angst. Mutig stemmt er Gage die Hände gegen die Brust und drängt ihn weiter von mir weg. Dann wirft er einen kurzen, aber bestimmenden Blick über seine linke Schulter zu mir. „Schau zu, dass du ins Haus kommst und ihm eine Weile aus dem Weg gehst. Er ist völlig außer sich und ich weiß nicht wie lange ich ihn im Schach halten kann, bevor er komplett austickt". Ich nicke hektisch und verlasse schleunigst den Stall. Meine Augen huschen noch einmal zu Gage, der an der gegenüberliegenden Stallmauer lehnt. Seine Augen sind geschlossen und er atmet ziemlich aufgebracht. Jason hält ihn immer noch gefangen „Es tut mir leid Gage", sage ich noch verzweifelt. Gage starrt mich mit rot geäderten Augen an. Wenn ihn Jason nicht festhalten würde, wäre er mit Sicherheit auf mich losgegangen. „Raus jetzt Becca", schreit Jason wütend. Er hat alle Hände voll zu tun, um Gage von mir fern zu halten.

Die nächsten Tage halte ich mich überwiegend in meinem Zimmer auf und ertrinke fast in meinem selbst auferlegten Selbstmitleid. Auch wenn ich wollte, könnte ich mein Zimmer nicht verlassen, weil Gage ständig hier auf der Ranch ist. Ich habe Tyler gebeten solange nicht hier aufzukreuzen, wo die Lage so angespannt ist. Es würde mit Sicherheit total eskalieren. Wir telefonieren dafür oft und lange und schreiben uns Nachrichten. Es fühlt sich an, als ob wir tausende Kilometer voneinander entfernt wären. Aber mir tut der Abstand zu Tyler auch gut, weil ich mir dann über meine Gefühle zu ihm und auch zu Gage klarwerden kann. Nach wie vor bin ich in Gage und in Tyler verliebt. Daran hat sich überhaupt nichts geändert. Allerdings tut Gage aber alles, damit sich das ändert. Die Blicke, welche er mir zuwirft, falls wir uns dann doch über den Weg laufen, sind vernichtend. Wie Giftpfeile, die sich mit seiner Traurigkeit vermischen und sich dann fies in mein Herz bohren.

In wenigen Tagen schon geht die Schule wieder los und ich weiß nicht, ob ich das gut oder schlecht finden soll. Wir gehen alle in die selbe Schule, sind alle im Abschlussjahrgang und haben Kurse miteinander. Tyler spielt sogar mit Gage in der gleichen Mannschaft Basketball. Ich habe Mathe, English, Biologie und Physik mit Gage. Mehrmals die Woche, weil es Hauptfächer sind. Zum Glück bin ich nicht die einzige in seinem Kurs. Es werden noch gut dreißig Schüler mehr vor Ort sein. Vielleicht bringt er mich in der Öffentlichkeit nicht um.


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