-(30)- Eierland

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Das Erste, mit dem ich Irland jetzt wohl verbinden werde, ist der Wind, der mir unbarmherzig ins Gesicht weht. Na ja, wehen wäre ja noch angenehm, aber ich habe hier wirklich das Gefühl dass jemand direkt mit einem Turbo Gebläse vor mir steht und versucht mich wegzupusten.

Ich habe das Gefühl meine Haare verabschieden sich jeden Moment von meinem Kopf und werden eins mit dem Wind und schweben in die große, weite Welt hinaus. Zumindest so in etwa.

Ich halte meine Kapuze fest und versuche möglichst schnell einen Weg zum Bus zu finden, der uns in die Terminals bringt. Es ist kalt, aber nicht unangenehm kalt. Es ist eine angenehme Kälte und auch die Luft riecht auf irgendeine Weise total anders.

Ich beobachte Niall, der Laura huckepack trägt, weil ihre Füße während dem Flug eingeschlafen ist, genauso wie sie auch. Ich muss leicht lächeln, denn aus irgendeinem Grund hat Niall nicht einmal Schuhe an. Sockig läuft er über den Asphalt mit der müden Laura auf seinem Rücken. Ihre Haare wehen ihm auch die ganze Zeit ins Gesicht, also ist es fast wie bei mir.

Wir steigen zusammen in den Bus und setzen uns alle hin. Bis wir unser Gepäck in ein gemietetes Auto gelegt haben, reden wir eigentlich nicht sonderlich viel miteinander.

Laura, weil sie noch im Halbschlaf ist. Niall, weil er wahrscheinlich viel zu aufgeregt ist, um etwas erwidern zu können. Und ich, weil ich irgendwie total froh darüber bin, aus dieser Klinik wegzukommen. Wenn auch nur für ein paar Tage.

Niall fährt vom Flughafengelände ab und gähnt ausgiebig. Ich ziehe währenddessen einen Stift aus meinem Rucksack und beginne damit, Laura, die neben mir weiterschläft, anzumalen.

"Also, was machen wir?", frage ich währenddessen aufgeregt. Er blickt mir einen Moment bei meinem Gekritzele durch den Rückspiegel zu, ehe er seine Augen wieder auf die Straße heftet.

"Mein Land, meine Führung", scherzt er grinsend. Ich beginne eine kleine Avocado auf Lauras rechte Wange zu zeichnen.

"Komm schon", meine ich quengelnd. "Erzähl mir wenigstens etwas von deinem groben Programm."

"Hm", antwortet er nur.

"Komm schon Niall. Wo sind wir überhaupt gerade?"

"In Dublin. Das ist die Hauptstadt meines Landes", erklärt er.

"Also das hätte ich auch gewusst", verteidige ich mich lachend.

Er zuckt mit den Schultern. "Bevor wir in meine Heimat fahren, die mitten im Land liegt, fahren wir ans Meer. Ich glaube das ist ganz süß. Und danach, wenn wir fertig sind mit dem Meer gehen wir nach Mullingar. Und dort zeige ich euch dann mein Zuhause."

"Und Dublin? Gucken wir uns da auch etwas an?", frage ich aufgeregt.

Für einen Moment blickt er mich wieder durch den Rückspiegel an, aber dieses Mal nur ganz kurz und viel schüchterner als das erste Mal. Und er schaut auch viel hektischer wieder weg.

"Ich habe nichts geplant."

"Oh, achso", meine ich ebenso kurz und angebunden, wie er.

"A-aber vielleicht können wir, wenn wir zurück fliegen, ja etwas angucken?", schlägt er dann doch vor. Überrascht nicke ich einfach. Und das wars dann auch mit dem Reden.

Niall konzentriert sich äußerst extrem aufs Fahren, Laura schläft weiter und ich tobe mich noch eine ganze Weile mit meinem Permanent Marker in ihrem Gesicht aus. Bis wir aus der Stadt fahren und die Gegend um uns herum ländlicher wird.

Das Gras ist hoch und grün, der Himmel ziemlich bewölkt, aber dennoch wunderschön.

Niall fährt von der Autobahn und über Landstraßen. Mir kommt kein Name der Ortschaften, die auf den Schildern beschrieben werden bekannt vor. Auf jeden Fall hören sie sich alle ziemlich witzig an.

Country Trouble (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt