Kapitel 1

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Ich schaute in den Spiegel und musterte mein Gesicht. Mein Mund hing hinunter und meine blauen Augen sahen erschöpft aus. Meine blonden Haare flogen perfekt gestylt über meine Schultern und ich hatte ein sauberes Make-up. Ich sah hübsch aus, jedoch nicht glücklich.

Ich zwang mich zu einem Lächeln und verliess dann mein Zimmer. Im Wohnzimmer angekommen, sah ich viele Leute die Lächelnd mit anderen quatschten.

Jeder lächelte, doch welches Lächeln war ehrlich? Wer war wirklich glücklich und wer tat nur so?

Einige dieser Leute kamen zu mir und begrüssten mich freundlich. Trotz der guten Stimmung, wusste ich, dass es in dem inneren vieler Anwesenden ganz anderes aussah, als sie sich gaben.

Das Leben war nunmal ein Maskenball. Jeder Mensch dem man über dem Weg lief, trug eine Maske und versteckte somit sein wahres Gesicht. Jeder Mensch hatte Geheimnisse, die er niemandem verriet. Geheimnisse, die das komplette, perfekte Bild dieses Menschen zerstören würden.

Auch ich hatte Geheimnisse, auch ich trug eine Maske, eine Maske aus Stahl. Jedoch trug ich keine Maske, um perfekt zu sein, nein, ich trug eine Maske um mich zu schützen.

Mit der Zeit lernte ich, das Ehrlichkeit und Gutmütigkeit einen zu nichts brachte. Natürlich, Karma und das Alles. Jedoch glaubte ich schon lange nicht mehr an solche Dinge. Es war nun mal einfach so, dass es einem besser ging, wenn man kaltherzig war.

Mein Name ist Ámbar Smith und ich konnte ehrlich zugeben, dass ich kein guter Mensch war. Aufgewachsen war ich in der Millionenstadt Buenos Aires.

Ich lebte schon seit dem ich zarte acht Jahre alt war bei meiner Patentante, in einer großen und prachtvollen Villa. Sie war streng und nicht unbedingt liebevoll, jedoch ermöglichte sie mir sehr viel.

Ich ging in die beste Schule Amerikas, wohnte in einem grossartigem Haus und mir fehlte es an überhaupt nichts. Ich hatte einfach Glück im Leben.

Natürlich gab es auch in meinem Leben die eine oder andere Schattenseiten, aber in welchem Leben gab es die nicht? Das Leben war nun mal einfach nicht perfekt, jedoch musste es das auch nicht sein. 

"Ámbar, da bist du ja" wurde ich von einer weiblichen Stimme aus meinen Gedanken gerissen. Ich sah die blonde Frau an, die auf mich zulief. Ihr Gang strahlte Überzeugung und Selbstbewusstsein aus.

"Tante, wie geht es dir?" fragte ich sie Lächelnd und strich über meine teure Kleidung. "Wie soll es mir schon gehen? Du weisst das ich solche Versammlungen hasse. Von dieser Menschenmenge kriege ich Migräne" erwiderte sie kalt und fasste sich dabei an ihren Kopf.

"Aber Tante ...." wollte ich einwerfen, jedoch unterbrach sie mich. "Schweig Kind. Hast du Rey gesehen?"

Rey war die rechte Hand meiner Tante. Er war sehr diszipliniert, jedoch hielt ich nicht besonders viel von ihm.

"Nein, tut mir Leid" sagte ich ihr entschuldigend. "Ach, auf niemand kann man sich verlassen" schimpfte sie und lief schliesslich davon.

Ich verdrehte kaum sichtbar die Augen und sah mich dann schliesslich im Raum um. Einige der anwesenden Leute waren Geschäftspartner meiner Tante, andere waren Personal, die im Haus arbeiteten.

Da wäre zum Beispiel Amanda, das Hausmädchen der Villa. Sie war ein lieber Mensch, jedoch hatte ich nicht viel mit ihr zutun.

Tante sagte immer, dass Personal nunmal Personal war. Man sollte sich laut ihr nicht mit der 'Unterschicht' beschäftigen. Ich hielt das für Quatsch, doch wer fragte mich schon.

Einsamkeit zerstört I  SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt