Kapitel 40

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Simon PoV.
"Simon." nuschelte das blonde Mädchen, das vor mir stand. Ich seufzte. Ich wollte sie echt nicht sehen.

Ihr Anblick tat so weh. Ihre eisblauen Augen, die mich vollkommen in ihren Bann zogen. Ihre blonden, welligen Haare, die so fehlerlos fielen. Ihre perfekte Erscheinung, die so trügerisch war.

"Hey." sagte ich knapp und wollte dann auch schon wieder gehen, jedoch hielt Ambar mich am Arm zurück.

"Könnten wir vielleicht mal miteinander reden? Ich würde dir das Ganze gerne erklären." bat sie mich, jedoch lachte ich nur kalt auf. Schon so oft, hatte sie für alles eine Erklärung. Schon so oft, hatte sie mir gesagt, dass sie sich bessern würde.

"Ich will nicht mehr, Ambar. Das zwischen uns ist tot. Da gibt es nichts mehr zu erklären. Du bist ein Mensch mit so viel Bosheit im Innern, der anderen nichts gönnen kann. Mit so einer Person will ich nichts zutun haben." erklärte ich ihr. Bei diesen Worten kam Trauer in mir hoch.

"Sag so etwas nicht". Die junge Frau schüttelte bittend ihren Kopf.

"Doch, Ambar. Du bist eiskalt, berechnend und manipulativ." sagte ich mit Tränen in den Augen. Wie konnte ich mich nur so in diesem Mädchen täuschen? So oft hatten mir meine Freunde gesagt, ich sollte die Finger von ihr lassen. So oft hatten sie mir gesagt, sie würde mir nur wehtun. Jedes mal hatte ich sie verteidigt. Jedes mal hatte ich gesagt, dass sie anders sei. Alles eine Lüge.

"Simon." erwiderte sie mit einem flehenden Blick in den Augen. Sie biss sich auf die Unterlippe, wie sie es so oft tat und schniefte. Sie wirkte traurig, jedoch wusste ich nun, dass sie eine gute Schauspielerin war.

"Warum hast du das getan? Ich dachte, ich könnte dir vertrauen. Zuerst das mit Benicio, dann das mit Jazmin und jetzt das mit Luna. Du bist ein fürchterlicher Mensch". Das zu sagen tat weh, da ich sie doch so sehr liebte. Aber es war nun mal die bittere Wahrheit. Sie spielte ein Spiel, ein hinterhältiges Spiel.

"Denkst du das wirklich? Eiskalt? Berechnend? Manipalulativ?" fragte die Blondine mit leeren Augen. Ich hatte sie schon oft traurig erlebt, aber noch nie auf so eine Art. Irgendwie wirkte sie vollkommen resigniert.

"Du hast ja recht... Ich bin wirklich fürchterlich." fuhr sie schliesslich fort und schaute dabei an mir vorbei. Ihr lockiges Haar war wegen dem Wind verstrubbelt und ihre Wimperntusche, die bei unserem Treffen noch so makellos war, war leicht verschmiert. Trotz diesen Details sah sie wunderschön aus.

"Trotz all dem lieb ich dich wirklich, Simon. Das musst du mir glauben. All die Gespräche, all die 'ich liebe dich', all die verliebten Blicke. All das war Wirklichkeit. Es stimmt, dass ich oft gelogen habe, aber ich wollte dir dabei nie schaden, ich wollte dir nie wehtun." gestand sie nach einer Weile, jedoch schüttelte ich meinen Kopf.

"Ich hab keinerlei Vertrauen mehr in dich, Ambar. Zu oft warst du nicht ehrlich." erwiderte ich enttäuscht, woraufhin sie niedergeschlagen nickte.

"Okay." flüsterte sie. Sie machte Anstalten mich zu umarmen, jedoch überlegte sie es sich wohl anders. Kurz schaute sie mir nochmals in die Augen, bevor sie sich umdrehte und davon lief.

Ich wollte ihr nachrufen, jedoch konnte ich nicht. Mit einem gebrochenen Herzen ließ sie mich zurück.

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Schon eine Weile lang lief ich durch Buenos Aires. Ich wollte mich erst wieder beruhigen, bevor ich zurück in das Loft ging.

Meine Gedanken kreisten dabei pausenlos um Ambar. Ich wusste einfach nicht, was ich von ihr halten sollte. In einem Moment war sie das taffe Mädchen, im anderen war sie so zerbrechlich. Einmal war sie so liebevoll und dann war sie eiskalt. Sie war hilfsbereit und zeitgleich hinterhältig. Sie war ein einziges Rätsel. Ein Rätsel, das unlösbar war.

"Simon." ertönte plötzlich eine weibliche Stimme hinter mir. Ich drehte mich um, damit ich sie anschauen konnte.

"Jazmin, hallo." begrüßte ich das schöne Mädchen und nahm sie daraufhin kurz in den Arm.

"Wie geht es dir?" fragte ich sie und löste mich dabei von der Argentinierin. Mit schiefgelegtem Kopf musterte sie mich und strich sich dann eine Haarsträhne hinters Ohr.

"Die Frage ist wohl eher, wie es dir geht. Hast du mal mit Ambar gesprochen?" stellte sie die Gegenfrage. Als sie ihren Namen erwähnte, klopfte mein Herz kurz höher.

"Ja und sie hat mir beteuert, dass sie mich doch lieben würde. Dass sie mir mein Herz gebrochen hat, reicht ihr wohl nicht aus.?Sie muss noch weiter mit meinen Gefühlen spielen". Ich verschränkte meine Arme vor meiner Brust und atmete dabei tief durch.

"Ich denke nicht, dass das eine Lüge ist, Simon." widersprach mir Jassi, jedoch schüttelte ich ungläubig meinen Kopf. Warum verteidigte sie sie noch?

"Zwar hat sie oft gelogen, aber ich bezweifle, dass man diesen verliebten Blick, den sie immer hatte, wenn sie dich angeschaut hat, vortäuschen könnte. Ambar ist ein komplizierter Mensch, das weiss ich, aber sie ist nicht bösartig." erklärte sie.

"Sie ist einfach einsam. Das Leben hat sie gebrochen." fuhr sie fort. Jazmin blickte mir dabei ernst in die Augen.

"Warum verteidigst du sie?" fragte ich das Mädchen. Ambar hatte auch Jazmin oft wehgetan. Wie konnte sie also noch hinter ihr stehen? Ich verstand es nicht.

"Ambar ist meine Freundin, Simon und ich mag sie wirklich sehr gerne. Ich glaub ihr, dass sie all das zutiefst bereut." erklärte sie mir und sah mir dabei direkt in die Augen.

"Sie ist so kaputt und in ihrem Herz befindet sich soviel Schmerz. Ihr ganzes Leben lang hatte sie das Gefühl, dass sie von niemandem geliebt wird und dann kamst du. Sie wirkte in letzter Zeit wie verändert. Sie wirkte aufrichtig glücklich." fuhr mein Gegenüber fort.

"Dass kann ja gut sein, aber ich pack das alles einfach nicht mehr. Ich liebe sie, aber sie ist Gift für mich." seufzte ich. Bei diesen Worten lief mir eine Träne die Wange hinab. Noch nie empfand ich solch enorme Gefühle für jemanden.

"Simon." flüsterte Jazmin mitleidig und schloss mich dabei in ihre Arme. Ihre Anwesenheit tat unheimlich gut.

Einsamkeit zerstört I  SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt