Kapitel 43

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Ambar PoV.
Seufzend schloss ich meinen Spind im Roller auf. Ich wollte gerade meine Tasche raus nehmen, als mein Blick auf den Spiegel fiel, der auf der Innenseite meines Spindes Platz fand.

Ich hatte tiefe Schatten unter meinen trüben Augen und mein Mund war zu einer schmalen Linie zusammengepresst. Ich sah fürchterlich aus. Ich fuhr mir durch die matten Haare, doch auch das half nichts.

Deprimiert schlug ich mit meiner Faust in den Spiegel, woraufhin ein schrilles Geräusch erklang. Ich ertrug mein falsches Gesicht nicht mehr.

Erst nach ungefähr zehn Sekunden realisierte ich, was ich gerade getan hatte. Ich blickte auf die Scherben, die vor meinen Füssen lagen. Bei ihrem Anblick fing ich an zu weinen.

Alles musste ich kaputt machen. Die Beziehung zu meiner Tante, das Verhältnis zu dem attraktiven Mexikaner, der mir gezeigt hatte, was Liebe war und nun auch noch den Spiegel. Ich machte mich kaputt.

Mein Schluchzen wurde lauter und ich rutschte die Wand hinab. Neben dem Scherbenhaufen kam ich zum halten. Schwer atmend zog ich meine Beine an meinen Oberkörper.

Ich konnte all das nicht mehr. Ich kriegte es einfach nicht mehr hin. In mir drinnen war alles zerstört. Ich bestand nur noch aus Trümmern und zerbrochenen Träumen.

Mein Blick glitt zu den Scherben. Ich nahm eine in die Hand, wodurch ich mich leicht in den Finger schnitt. Blut floss aus der Wunde und hinterliess ein Gefühl der Wärme.

Meine Tränen stoppten plötzlich. Es war so, als könnte ich nicht mehr weinen. Als wäre da nur noch Leere in mir.

Gedankenverloren kehrte ich das Stück Glas in meinen Fingern umher. Es war spitzig und hatte die Form eines Achteckes.

Mit meinen Augen fixierte ich mein Handgelenk. Meine Pulsader war deutlich zusehen. Wie einfach es wäre, dem ganzen einfach ein Ende zu setzen. Mich von all dem Leid und der unendlichen Leere zu befreien.

Nie wieder das Gefühl von Einsamkeit. Nie wieder in den Schlaf weinen. Nie wieder an Simon denken.

Wie durch Zauberhand bewegte sich meine rechte Hand zu meinem linken Handgelenk. Ich konnte nicht mehr klar denken. Das einzige was mir in diesem Moment durch den Kopf ging, waren die Worte meiner Tante: 'Bring dich doch um, es würde dich sowieso niemand vermissen.'

Ein Problem weniger auf dieser Welt, fügte mein Kopf hinzu.

'Du bist eiskalt, berechnend und manipulativ." erklang nun Simons Stimme. Fest drückte ich meine Augen zusammen, in der Hoffnung, dass die Stimmen verschwinden würden, jedoch war dem nicht so.

Man konnte von seinen Problemen weglaufen. Man konnte von Personen weglaufen. Jedoch konnte man nicht von seinen Erinnerungen und seinen Gedanken weglaufen. Man konnte sich selbst nicht entkommen.

'Du bist so verlogen, Ambar Smith.' Dieses mal war es die Stimme von Jazmin. Ich hielt mir mit meinen Händen die Ohren zu. Ich wollte das alles nicht hören. Doch es war ein Teil von mir. Ich konnte es nicht einfach so verdrängen.

Langsam entfernte ich meine Arme von meinem Kopfbereich. Starr schaute ich auf meine Finger, die zitternd die Scherbe umklammerten.

Ich dachte an meine Eltern. Ich dachte an Jazmin. Ich dachte an Simon. Die wichtigsten Menschen in meinem Leben.

Meinen Eltern war ich egal. Jazmin hatte ich schon soviel Schlimmes angetan. Simon hasste mich.

Mit meiner letzten Kraft drückte ich die scharfe Kante des Spiegelstückes in mein Handgelenk.

Ich sah Blut. Ich hörte eine Stimme: "Ambar". Schritte die hektisch auf mich zu kamen. Dunkelheit, die meinen Körper umhüllte.

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Irgendwie tut es weh, das zu sagen, aber tatsächlich neigt sich diese Geschichte so langsam dem Ende zu. Es werden nicht mehr viele Kapitel kommen und das ist ein ganz komisches Gefühl für mich, da mich diese Geschichte ungefähr seit einem Jahr lang begleitet (wobei man anmerken muss, dass ich manchmal schon recht lange Schreibpausen gemacht habe).

Auf jeden Fall dank ich euch allen und wünsch euch noch einen schönen Tag (habt ihr auch Ferien?). Fühlt euch gedrückt und verliert nie euer schönes Lächeln.


Einsamkeit zerstört I  SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt