Kapitel 45

203 13 7
                                    

"Was machst du nur immer für einen Mist?" flüsterte Simon fast tonlos und setzte sich dabei an den Rand meines Bettes. Beschämt musterte ich meine Hände.

"Tu so etwas nie wieder, okay? Du musst mir das versprechen, Ambar. Nie wieder, egal was passieren mag." fuhr er fort und hatte dabei ganz glasige Augen. Ich schniefte und fuhr mir daraufhin schwach durch die Haare.

"Ich.. Simon, es tut mir alles so leid. Ich wollte Armin nicht küssen und das mit Luna, das war dumm, aber ich kann es nicht rückgängig machen. Ich kann mich nur aufrichtig dafür entschuldigen." sagte ich mit zitternder Stimme. Simon atmete tief durch.

"Hast du das wegen mir getan? Wolltest du wegen mir sterben?" fragte er mich und ging dabei nicht auf meine Entschuldigung ein. Ich merkte ihm an, dass diese Frage ihm Angst bereitete.

"Nein, du warst der einzige Grund warum ich leben wollte. Warum ich mich Tag für Tag durch diesen beschissenen Schmerz gekämpft habe." sagte ich mit einem traurigen Lächeln auf dem Gesicht. Die Worte trieben mir die Tränen in die Augen.

Simon hatte mir klar gemacht, wie einsam ich vor ihm war. Er hatte mir gezeigt, wie schön es war, geliebt zu werden. Und dann ist er gegangen und zurück blieb eine unfassbare Leere.

"Ich war seit Jahren innerlich tot, Simon. Doch du hast mir neue Hoffnung gegeben. Du hast mich aufgefangen. Du hast mir eine Hand gereicht, damit ich diesen Weg nicht mehr alleine gehen muss. Du warst meine Stütze, aber dann hab ich alles vermasselt und du warst sauer und liesst mich alleine. Ich war wieder an dem selben einsamen Punkt wie vor deiner Zeit. Wobei das stimmt nicht mal. Ich hatte nun echte Freunde, aber trotzdem war es so... so.... so..." Mein Schluchzen erstickte meine Worte.

Der Mexikaner nahm mich sanft in seine Arme und strich mir dabei behutsam über meinen Rücken.

"Ich wollte dich nie alleine lassen, aber ich konnte das nicht mehr. Ich hatte Angst... Angst, dass ich das alles nicht packen würde. Angst, dass ich mich Hals über Kopf in ein Mädchen verlieben würde, das mich verletzten würde." erklärte er mir. Ich nickte verstehen.

"Du musst dir keine Vorwürfe machen, Simon. Das ganze ist meine Schuld." beruhigte ich ihn und fuhr ihm dabei mit einer Hand über den Arm. Mein Gegenüber schüttelte bestimmt seinen Kopf. Eine Träne floss ihm über die Wange.

"Ich hab dich allein gelassen, obwohl ich dir versprochen habe, dass ich immer für dich da bin. Ich wollte von der Liebe weglaufen, nur weil es kompliziert wurde. Wegen mir hast du geweint. Ich sollte dich zum lachen bringen, aber nein, ich hab das Gegenteil erreicht." stellte er verbittert fest.

"Du hast mir das Leben gerettet. Ohne dich würde ich jetzt verblutet in der Garderobe des Rollers liegen". Bei diesen Worten entfuhr mir ein leises Lachen. Ich wusste, dass es vollkommen fehl am Platz war, jedoch war die Situation gerade einfach zu surreal.

"Erinnere mich bitte nicht daran." sagte er seufzend. Mit schrägem Kopf musterte ich ihn. Ich hatte immer noch das Gefühl, als sei ich hier in einem Traum. Nach drei Wochen der Funkstille tauchte er einfach hier auf und entschuldigte sich bei mir.

"Was machst du hier? Solltest du nicht in Mexiko sein?" hakte ich deshalb vorsichtig nach. Simon sah mir in die Augen und zog dann einen Zettel aus seiner Hosentasche. Er reichte ihn mir, woraufhin ich ihn zu lesen begann.

"Von wo hast du den?" fragte ich verblüfft. Es war der Brief, denn ich vor einer Woche geschrieben hatte. Ich hatte ihn weggeworfen. Weshalb besass er ihn also?

"Matteo hat ihn mir geschickt. Er hat ihn gefunden." klärte mich der braunhaarige Junge auf. Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

"Das hat er getan? Er wäre der Letzte, von dem ich so etwas erwartet hätte." stellte ich fest. Die Situation zwischen Matteo und mir war sehr schwierig und auch das Verhältnis zwischen dem Italiener und Simon war nicht gerade rosig. Deshalb verwunderte mich seine Geste doch schon sehr.

"Er will dir nichts böses, Ambar." sagte Simon mit einem ernsten Gesichtsausdruck. Ich nickte, woraufhin eine Stille zwischen uns ausbrach.

"Danke, dass du meine Eltern angerufen hast. Das bedeute mir echt viel." sagte ich deshalb und biss mir dabei auf die Unterlippe. Mild lächelte der Mann aus Cancun mich an.

"Es freut mich, dass sie gekommen sind." antwortete er mir. Ich nickte glücklich.

"Weisst du, du hast es verdient, dass es dir gut geht. Jedes mal wenn ich in deine Augen schaue, ist mir alles so klar. Ich liebe dich und daran gibt es keinerlei Zweifel." flüsterte Simon und strich mir dabei über die Wange.

Sanft zog er mein Gesicht näher zu seinem und legte dann liebevoll seine Lippen auf meine. Vorsichtig legte ich meine Hände um seinen Hals und erwiderte den leidenschaftlichen Kuss.

Mein Herz pochte mir bis zum Hals. Ich spürte, wie Simon in den Kuss hineinlächelte.

Es hatte so lange um mich herum gestürmt, doch noch viel mehr hatte es all die Zeit in mir drin gestürmt. Jedoch fühlte es sich nun so an, als hätte sich dieser Sturm gelegt. Als sei Simon meine Sonne, die mich vor dem Untergang rettete. Ich verdankte dem Mexikaner so viel. Ich verdankte ihm mein Glück.

Einsamkeit zerstört I  SimbarWo Geschichten leben. Entdecke jetzt