» Angst

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  „Wie lange noch, David?", rief Tom neben mir quer durch den Van zum Beifahrersitz, auf dem der Manager Platz genommen hatte.
„Moment...", es vergingen einige Sekunden. „Sind da."
Wir saßen im Van auf dem Weg zum Flughafen in Hamburg, welchen wir soeben anscheinend auch erreicht hatten. Die knapp 30 Minuten Fahrt hatte ich damit verbracht mit Stöpseln in den Ohren an Bills Schulter zu lehnen, aus dem Fenster zu schauen und meine Nervosität zu unterdrücken. Es war unglaublich, wie diese Angst in mir wuchs. Jedes Schild, welches auf den Flughafen hindeutete, trieb mir eine Gänsehaut über den ganzen Körper. Mein Magen schmerzte und ich hatte das Gefühl mich jede Sekunde übergeben zu müssen. Es war unerträglich. Auch Bill hatte mitbekommen, dass etwas nicht mit mir stimmte, was ich gleich als Chance nutzte, um ihm und Tom zu erzählen, was für eine Flugangst ich hatte. Der Ältere der beiden versuchte mich mit unendlich vielen Worten aufzumuntern; aufgrund seiner früheren Erfahrungen wusste er schließlich wovon er sprach. Ich war ihm dankbar, dass er es versuchte und auch die ganze Stunde, die wir noch im Flughafen verbringen mussten, bevor wir in den Privatjet der Vier steigen konnten, lieb auf mich einredete, doch wirklich helfen tat das ganze leider nicht.
Als wir in einer abgetrennten Halle saßen und aufgerufen wurden, dass wir nun in den Bus steigen konnten, der uns zum Flugzeug bringen sollte, kam ich mir wie gelähmt vor. Ich krallte mich in meiner Tasche, welche auf meinem Schoß lag, fest und starrte hinaus auf das Rollfeld, welches sich vor mir hinter einer Front aus Glas präsentierte. Meine Angst ließ mich sitzen bleiben, als alle anderen vom Team, mitsamt den beiden G's und Tom schon längst auf dem Weg nach draußen zum Bus waren.
„Lynn, komm. Dir wird nichts passieren, ich bin bei dir.", sanft lächelte Bill mich an. Seine ausgestreckte Hand sah ich erst, als ich die Augen unter meiner Sonnenbrille öffnete.
„Ich...mir ist so schlecht und ich...ich hab so Angst, Bill.", stotterte ich.
„Komm trotzdem erst mal mit. Ich besorge dir dagegen gleich was von David, was bei Tom früher auch immer geholfen hat, ja?", ich griff nach seiner Hand und ließ mich leicht hochziehen.
Meine Beine wackelten so hin und her, als seien sie aus Pudding. Ich hatte das Gefühl jeden Moment weg zu knicken und auf dem Hintern zu landen. Als wir durch die abgetrennte Halle gingen, krallte ich mich mit meinen Händen an Bills Arm fest.
„Ist es so schlimm?", er blickte auf mich hinab, doch ich konnte den Blick nicht erwidern, sah nur weiter gerade aus; sah die Tür, welche an die Luft und zum Bus führte nur noch näher kommen.
Ich konnte als Antwort nur nicken, was anderes bekam ich nicht raus. Mitleidig betrachtete Bill mich.
„Hm...", machte er plötzlich und reckte sich noch mehr in die Höhe, um über die anderen des Teams, welches wir mittlerweile wieder eingeholt hatten, gucken zu können. „David, ey...", leicht drängelte er sich mit mir an seinem Arm hängend an einigen Leuten vorbei.
„David.", er tippte besagtem Manager kurz auf die Schulter. Sofort drehte er sich um und Bill deutete mit einem Kopfnicken auf mich.
„Was ist denn mit dir los? Alles okay?", besorgt strich er mir über meinen Arm.
Ich schüttelte den Kopf. „Flugangst, eher Panik. Mir ist total schlecht."
„Ach du scheiße. Komm...", David deutete auf die Tür des Busses, die nun frei war und wir einsteigen konnten. „Setz' dich irgendwo hin. Ich gebe dir sofort was."
Ich tat, was der Manager von mir verlangte und ließ mich auf einem Platz hinter Tom und Georg nieder. Meinen Kopf lehnte ich gegen die Scheibe und atmete tief ein und aus. Ich musste ruhig bleiben und mich nur nicht mehr in diesen Flug reinsteigern; das würde alles nur noch schlimmer machen.
„Hier, Lynn.", Bill nahm neben mir Platz und hielt mir eine Flasche Wasser und eine kleine Tablette in seiner Handfläche unter die Nase.
„Nimm das, dann wird's dir gleich besser gehen.", aufmunternd sah er mich an. „Das wird schon, ich bin bei dir."
Ich hasste es, Tabletten zu schlucken, doch in diesem Moment war ich mehr als froh darüber, dass der Manager eine Reisetablette dabei hatte und ich sie in meinem Mund den Rachen runter spülen konnte, damit sie sich in meinem Magen verbreitete.
„Die helfen wirklich, die Dinger.", grinste Tom, als er sich seitlich auf seinen Sitz setzte und sich nach hinten umsah.
„Na hoffentlich.", ich quetschte mir ein Lächeln auf die Lippen, da mir immer noch etwas mulmig zumute war und lehnte mich wieder an die Scheiben des Busses; darauf wartend, dass die Tablette endlich helfen würde.  

Diagnose: Liebe - Mein erster Wunsch, der in Erfüllung gehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt