» Peinlich

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  Ich hatte allmählich schon vier Videos hinter mir, die mir nicht gefielen und sah jetzt wartend aus dem Fenster, während das fünfte lud. Die großen Häuser erstreckten sich neben mir bis in den Himmel; sie waren überwältigend groß und modern gebaut. Auf den Straßen waren viele Menschen unterwegs; alles war ganz anders als in Deutschland. Es war fast der verblüffende Gegensatz zu dem, was man in Hamburg oder Berlin – den Großstädten Deutschlands – wiederfand. Dieser Anblick fesselte mich so sehr, dass ich gar nicht mitbekam, dass das Video derweil schon längst geladen war. Als plötzlich lautes Gestöhne zu hören war, riss ich meinen Kopf sofort rum und blickte zu Pat, welcher meinen Blick erwiderte.
„Ähm...", ich merkte, wie meine Wangen anfingen zu glühen und mir die Röte nur so ins Gesicht stieg. „Ähm...", stotterte ich wieder und sah Pat immer noch an. Er fing an zu grinsen, während im Hintergrund immer noch das Gestöhne – als sei es aus einem schlechten Porno - zu hören war.
„Das...das...", ich riss meinen Blick von Pats Gesicht und starrte auf das iPhone. Es war mir in dem Moment so peinlich, dass ich nicht einmal mehr in der Lage dazu war, auf die Stopp-Taste zu drücken, geschweige denn meinen Satz in irgendeiner Weise zu Ende zu führen.
Jetzt saß ich hier das erste Mal mit dem Manager meiner Freunde in einem Auto, befand mich auf der ersten aufregenden Reise, und da passierte mir gleich so etwas. Ich betete innerlich, dass der Boden des Autos – samt dem der Straße – aufgehen und ich darin verschwinden würde.
Mein Gesicht glühte immer noch, als ich endlich dazu in der Lage war, diese eine Handbewegung zu tätigen und mit meinem Zeigefinger auf das Display zu tippen, damit das Video stoppte. Ich atmete kurz ein und aus.
„Das...ist, ähm...Toms iPhone...", entschuldigend hielt ich den Übeltäter in die Höhe.
„Ach, ist schon okay. Tom ist ja auch nur ein Mann.", lachte Pat auf. Sofort fiel mir ein Stein vom Herzen.
Mir war klar, dass neben mir nicht der größte Spießer der Welt saß, sondern auch nur ein Manager, der Mitte dreißig und in seinem Verhalten und auftreten ziemlich jung geblieben ist. Doch trotzdem war es mir so peinlich, dass mir gerade am Anfang so etwas passierte; wir kannten uns schließlich gar nicht.
Bevor ich meine Fassung komplett verlor, riss ich mich zusammen, schenkte Pat noch ein unschuldiges Lächeln, während ich das verfluchte iPhone in meine Tasche stopfte, und sah wieder aus dem Fenster. Um nicht wieder diese Röte, die – der Wärme nach zu urteilen – anscheinend aus meinem Gesicht verschwunden war, in mir aufsteigen zu lassen, verscheuchte ich die Gedanken, dass die Situation mehr als peinlich war und verfluchte stattdessen Tom.
Vor meinem inneren Auge schmiss ich ihm gerade wie ein Tyrann sein iPhone vor die Füße, zog ihn damit auf, dass er solch – wie ich dann doch mitbekommen hatte – schlechte Pornos brauchte, um seinen männlichen Trieb zu stillen, anstatt eine Frau in seinem Hotelzimmer liegen zu haben, an der er sich bedienen konnte. Er hätte mich wenigstens vorwarnen, oder das Video in eine Porno-Kategorie einfügen können. Ich rümpfte meine Nase und versuchte meine Gedanken auf später zu verschieben, um endlich diese riesengroße Stadt zu genießen und betrachten.

„Lynn, wir sind da.", riss Pat mich aus meinem Halbschlaf. Tokio war zwar wunderschön und interessant anzusehen, doch der lange Flug hatte mich dann doch mehr mitgenommen, als ich gedacht hätte.
„Mhm, ja...", ich wischte mit meinen Handflächen durch meine Augen und strich vereinzelte Strähnen, die sich in meinem Gesicht verirrt hatten, zur Seite, bevor ich aus dem Wagen stieg. Ich hatte die Tür noch nicht ganz zugeschlagen, da vernahm ich eine fremde und meiner Meinung nach seltsam klingende Sprache in meinem Ohr.
„Komm mit.", ich konnte es nicht wirklich auf mich wirken lassen, konnte mich nicht eine Sekunde vor dem Hotel umsehen, da riss der Manager mich auch schon wieder am Arm hinter mir her; zwar nicht hart, aber dennoch bestimmend.
„Tut mir Leid, aber da war ein Haufen von Reportern und Paparazzi - spricht sich schnell rum, dass die Jungs hier sind. Ich wollte nicht, dass die irgendwie ein Foto gemacht hätten oder sonst irgendwas, weil sie mich erkannt haben. Schließlich informieren solche Leute sich vorher nicht nur über die Jungs, sondern auch über das Team.", erklärte Pat mir.
„Ist schon okay. Danke.", lächelte ich freundlich. Auch wenn ich zuerst von seiner leicht groben Umgangsart geschockt und überrascht war, verstand ich ihn. Letztendlich wollte er nur das Beste für mich und das war eben, mich vor allen Kameras, die in Sichtweite waren, zu schützen. Die Jungs hatten es mir versprochen und das Versprechen hielt Pat jetzt nun mal für sie ein.  

Diagnose: Liebe - Mein erster Wunsch, der in Erfüllung gehtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt