„Und seitdem ihr nach eurem langen Urlaub wieder unterwegs seit, habt ihr eine reizende Begleitung an eurer Seite. Darf man fragen, wer die junge Dame ist?", grinste der Interviewer in meine Richtung. Die Information, dass es sich um zwei weibliche Personen handeln würde, wie David mir bei unserer Ankunft noch mitgeteilt hatte, änderte sich kurz vor dem Beginn des Interviews schlagartig: Kurzfristig musste die Interviewführerin zu einem wichtigen Termin und somit sprang der – wie ich zugeben musste – wirklich reizende junge Mann im geschätzten Alter von Mitte zwanzig für eben jene ein. Höflich und auch ein wenig erfreut über den Ausdruck seines Blicks, grinste ich den Reporter ebenso an.
„Das ist die neue helfende Hand von Natalie.", es war schon nahezu ein Fauchen, was aus Bills Mund kam, um die, für heute entscheidende, Frage zu beantworten. „Leider wartet in Hamburg ihr Freund auf sie, sonst hätte ich ein Wörtchen nach dem Interview mit ihr gewechselt und dir gerne noch einmal Rückmeldung erstattet!", mehr funkelnd als lieb sah Bill sein Gegenüber an und quetschte sich ein hinterlistiges Lächeln auf die Lippen. Alle Blicke schnellten zu ihm und hefteten an seinem Gesicht; vor Schock hielt ich die Luft an, sah nur zu David und wartete auf seine Reaktion. Doch zu meinem Verwundern, blieb dieser auch nach einigen Sekunden der Stille ruhig und auch sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht einen Hauch ins Angespannte. Irgendetwas daran musste ihm gefallen.
„Na ja, schade", fing der Reporter an zu lachen, „trotzdem nett von dir.", auch wenn er - so gut wie nur eben möglich - die auch für ihn peinliche Situation zu überspielen versuchte, merkte man, dass er sich mehr als unwohl fühlte und das Interview schnellstmöglich zu Ende führen wollte.
Die letzte Frage von ihm, ob in naher Zukunft etwas Neues geplant war, ließ Bill eine Antwort geben, über die ich nachdenken musste. Er versicherte, dass auf jeden Fall was Neues geplant sei, was es denn wäre, würde er jedoch noch nicht verraten.
„Bill? Was war das eben?", fragend sah ich ihn an, als wir gleich nach dem Interview im Van saßen und auf dem Weg in die Wohnung der Zwillinge waren. Georg und Gustav fuhren mit Tom in einem einem anderen Van. Weiß der Geier, wieso Tom sich nun von uns abkapselte, aber mir sollte es recht sein; so konnte ich in Ruhe mit Bill über seinen Spruch gegenüber dem Reporter reden.
„Hast du sein ekelhaftes Grinsen nicht gesehen?", verdutzt über seine direkte Antwort sah ich ihn an. Dass er aber auch genau wusste, auf was ich von eben überhaupt hinaus wollte. Schließlich hätte ich so vieles meinen können.
„Es war ein freundliches Grinsen, da war nichts Ekelhaftes dran.", versuchte ich ihn zu beruhigen. „Wieso regst du dich denn so über ihn auf?"
„Ich rege mich nicht über ihn auf.", schmollend verschränkte Bill seine Arme vor der Brust und tat, als schaue er interessiert aus dem Fenster und dem stockenden Verkehr zu.
„Was machst du dann?", ein wenig amüsiert und konzentriert darauf, mein Kichern zu unterdrücken, blickte ich ihn von der Seite her an.
„Gar nichts. Aber wenn er mit dir flirten will, soll er es wann anders machen und nicht mitten bei der Arbeit.", brummelte Bill nur. Ich beließ es bei einem Kichern und legte meinen Kopf auf seine Schulter. Jetzt noch eine großartige Diskussion anzufangen würde eh nichts bringen. Ich griente in mich hinein und dachte mir meinen Teil. Den Teil, der mich in gewisser Weise auf Wolke sieben schweben ließ.
Fertig geduscht und in bequeme Klamotten geschlüpft, tapste ich mit nackten Füßen aus dem Badezimmer in den offenen Wohnbereich, an welchen die große Küche grenzte. Der ganze Raum wurde mit einer kleinen Bar getrennt.
„Essen fertig?", gut gelaunt zog ich mich, mit meinem Rücken zur Kochinsel gewandt, mit meinen Armen auf eben jene und sah gierig in den Topf, in welchem Bill herum rührte. Es roch fantastisch, weswegen sich mein Magen sofort zu Wort meldete. Mit hochgezogenen Augenbrauen und einem Grinsen im Gesicht sah ich zu Bill, der amüsiert in meinen Bauch pikste.
„Geh ab ins Bett. Wie versprochen bring ichs dir.", kurz strich Bill mir über die Wange, woraufhin ich wieder von der Kochinsel hüpfte und mit Vorfreude auf das Essen im Bett, ins Schlafzimmer eilte.
„So.", kaum fünf Minuten später stand Bill mit einem Tablett, auf welchem sich zwei tiefe Teller befanden, im Schlafzimmer und grinste mich an. „Liegst du gut?"
„Klar.", nickte ich eifrig und gierte auf das Essen. „Schnell, leg dich auch hin.", schnell stellte er das Tablett auf die Bank am Fußende des Bettes, um aus seiner Hose und seinem Pullover zu schlüpfen. Nur in Boxershort und T-Shirt bekleidet kam er um das Bett herum und drückte mir meinen Teller Nudeln mit Carbonara in die Hand. Kaum auf den Teller und das Besteck, sondern eher auf den leicht bekleideten Mann vor mir achtend, nahm ich es mit einem leisen, fast hauchendem 'Danke' entgegen.
Mit Scrubs im Fernseher und den dampfenden Tellern in der Hand, saßen wir aufrecht im Bett und aßen schweigend um die Wette. Wir hatten beide einen riesigen Hunger, dementsprechend schnell waren die Teller am Ende auch leer.
„Das war mies lecker, man.", seufzte ich voller Euphorie und Begeisterung.
„Ich muss mich auch mal selbst loben, wenn du erlaubst.", lachte Bill und leckte sich noch einmal genüsslich über die Lippen.
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Diagnose: Liebe - Mein erster Wunsch, der in Erfüllung geht
Fanfic[2. Teil der Diagnose-Trilogie.] - »Sie hatten, seitdem sie im Krankenhaus aufgetaucht waren und meiner kleinen Schwester ihren letzten Wunsch erfüllt haben, so viel für mich getan, dass ich mich wahrscheinlich in meinem kompletten Leben nicht dafür...