Das grelle Licht, welches die Sonnenstrahlen verursachten, schienen mir in mein Gesicht. Kurz öffnete ich meine Augen, um sie daraufhin schnell wieder zu schließen und sie vor der Sonne zu schützen. Um meinem Bauch lag ein dünner Arm, welcher mich an meinen Hintermann zog. Sofort musste ich lächeln – es war Bills Arm.
Kurz musste ich an gestern denken. An den Vorfall mit Natalie, an Bills Verhalten und an das abschließende Gespräch. Ich war froh, dass alles geklärt war und es eine aufschlussreiche Erklärung gab; dass sich herausstellte, dass alles nur ein Missverständnis war. Vielleicht sollte ich mit Natalie einfach eine Art Neuanfang starten, wobei das Verhältnis zwischen uns nicht einmal begonnen hatte. Doch ihre Sprüche gestern ließen mich schon einmal nicht gut auf sie zu sprechen kommen. Ich sollte abwarten, wie sich die ganze Situation entwickeln würde und wie sie sich mir gegenüber verhielt. Je nachdem würde ich auch einen Schritt auf sie zu- und weggehen.
„Mhm...", hörte ich ein Grummeln hinter mir, was mich kichern ließ.
„Hm!", wieder fast das gleiche Geräusch, dieses Mal nur mit einem bedrohenden Unterton und einem Finger, der mir in meinen Bauch pikste. Ich quiekte auf und zog meine Beine automatisch an meinen Körper.
„Hör auf, ich schlafe doch noch!", jaulte ich, als er es nicht ließ und mich immer mehr auskitzelte. Ich drehte mich auf meinen Rücken, worauf er auf mich kletterte und sich auf meine Hüfte setzte.
„Du schläfst noch. Alles klar, und ich bin der Kaiser von China.", er grinste mich triumphierend an und pikste mir ein weiteres Mal in die Seite.
„Hör auf, Bill!", ein ermahnender Ton schlich sich aus meinem Mund. „Bitte, dafür bin ich wirklich noch zu müde und...außerdem kann ich mich gar nicht wehren, wenn du auf mir sitzt."
„Das ist ja auch Sinn der Sache, du Blitzmerker.", leicht schlug er mir gegen die Stirn, woraufhin ich reflexartig meine Augen zusammen kniff.
„Arschloch!", murrte ich. „Außerdem habe ich ein riesigen Kohldampf.", kurz rümpfte ich meine Nase und wartete darauf, dass der Herr auf mir nun endlich freie Bahn machte, damit ich aufstehen und mich zum Frühstück fertig machen konnte.
„Na gut. Aber auch nur, weil ich mindestens genau so hungrig bin wie du.", er drückte mir noch einen Kuss auf die Stirn, was mir wieder dieses geborgene Gefühl, welches mir gestern so fehlte, verlieh, und rollte sich von mir.
Fertig geduscht und angezogen traten Bill und ich gemeinsam in den großen Speisesaal.
„Da sitzen schon Tom und die anderen beiden.", zwitscherte Bill gut gelaunt neben mir und ging – aufgrund seiner Ketten klimpernd – an mir vorbei. Grinsend ging ich hinter ihm her.
„Wunderschönen guten Morgen.", begrüßte ich die Runde grinsend und ließ mich zwischen Tom und Bill auf einem Stuhl nieder. Murmelnd bekam ich von jedem ein 'Morgen' zurück. Gerade hatte ich die Vermutung, dass mit dieser Runde heute anscheinend nichts mehr anzufangen war, da trällerte mir Tom einen 'sonnigen guten Morgen' entgegen. Verdutzt sah ich zur Seite in sein überdimensionales Grinsen. Huch, was war denn da los?
„Was ist dir denn für eine gut gelaunte Laus über die Leber gelaufen?", kicherte ich. Statt mir zu antworten, zwinkerte Tom Richtung Buffet und stand auf. Mit einem verdutzten Grinsen sah ich zu Bill, dem genau solche Fragezeichen über dem Kopf herumschwirrten, wie mir, und ging hinter Tom her.
„Ich höre?", flüsterte ich in sein Ohr, als ich unbemerkt von hinten an ihn herantrat, und nahm mir eine Schale, um diese mit Müsli und Milch zu füllen.
„Erstens: Erschreck mich doch nicht so. Und Zweitens...was bist du denn so neugierig?", er kicherte leicht, als er seine Müslischalte auf den Tisch vor uns stellte und seine Arme vor der Brust verschränkte.
Ich musste schmunzeln. Er hatte recht: Wieso war ich eigentlich immer so neugierig?
„Angeboren.", grinste ich. „Und jetzt sag schon, ich bin irre aufgeregt. Das nicht zu wissen macht mich nervöser, als alles andere auf der Welt.", ich lehnte mich mit einem Hinterteil an den Tisch, auf dem das Müsli und andere Cornflakessorten hergerichtet waren und nahm mir einen Löffel, um kurz danach mein Müsli zu mir zu nehmen.
„Willst du jetzt hier stehen bleiben?", Toms Stirn zog sich in Falten und er beobachtete mich beim Essen.
„Klar, du willst mir schließlich was sagen. Und wenn ich hier bis heute Abend stehe.", murmelte ich fast unverständlich mit vollem Mund.
„Na ja, ich kann auch einfach gehen und viel Spaß beim Rumstehen bis heute Abend wünschen.", wieder hatte er dieses große Grinsen in seinem Gesicht. Also irgendetwas abnormal Tolles muss ihm ja schon widerfahren sein. Und ich hatte auch schon eine Vermutung.
„Man, Tom. Sag!", böse sah ich ihn an, meine Augen zu Schlitzen geformt.
„Vivi.", grunzte er schon fast und hüpfte Richtung Tisch zu den anderen. Verdutzt stand ich da. Sah ihm mit großen Augen hinter her; war total überrascht von dem plötzlichen Sinneswandel von ihm.
Als ich mich wieder gefangen hatte, brach ich in schallendes Gelächter aus und ging ihm kopfschüttelnd hinter her.
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Diagnose: Liebe - Mein erster Wunsch, der in Erfüllung geht
Fanfiction[2. Teil der Diagnose-Trilogie.] - »Sie hatten, seitdem sie im Krankenhaus aufgetaucht waren und meiner kleinen Schwester ihren letzten Wunsch erfüllt haben, so viel für mich getan, dass ich mich wahrscheinlich in meinem kompletten Leben nicht dafür...