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Josh sagt nichts. Aber er sieht glücklich aus. Und das macht mich auch wieder ein bisschen glücklicher.
"Möchtest du nichts essen? Du bist so dünn." Meint er. Seine Stimme klingt besorgt. Ich möchte nichts essen. Ich hatte grade eine Suppe. Meine Mutter wird mich heute Abend sowieso wieder zum Essen zwingen. Ich antworte ihm:"Nein, nein. Ich hab keinen Hunger. Weißt du, es war schon schlimmer. Also ich war mal dünner. Ich hab schonmal weniger gegessen. Aber lieb, dass du dich um mich sorgst..." Ich mache eine Pause. "Ehm a-also ich war magersüchtig, beziehungsweise ich bin's immernoch. Nur früher wars schlimmer." Danach flüstere ich ganz leise: "Den Rest willst du gar nicht wissen." Es würde ihn nur verstören und abschrecken. Und schon wäre ich meinen einzigen Freund auch wieder los. Ich könnte es nicht verkraften.
Er sieht bedrückt aus. Macht er sich Sorgen? Will er nichts mehr mit mir zutun haben?
Josh holt tief Luft. "Eh, da gibt es etwas, das du wissen solltest, Ty..." Was will er mir jetzt sagen? Dass er mit so jemandem wie mir nicht umgehen kann? Dass er so etwas nicht nachvollziehen kann?
"Also du musst wissen d-das ich auf Jungs stehe."
"Aber Josh, das wusste ich doch schon. Du hast es mir schon mal erzählt." Bemerke ich.
Er beginnt wieder: "Ja, aber weißt du... Ich bin verliebt. In einen Jungen."
Na super. Jetzt weiß ich sicher, dass er nichts von mir will. Er ist verliebt in einen anderen Jungen. Das heißt, aus uns wird nie etwas werden. War ja auch klar. Wer will bitte mit dem depressiven, magersüchtigen Jungen zusammen sein?
Richtig. Keiner.
Ich setze ein Fake Lächeln auf und sage zu ihm:"Das ist doch schön! Wer ist denn der Glückliche, wenn ich fragen darf?"
Seine Antwort lautet: "Hmm, schwer zu sagen. Ich sage es dir nicht heute, aber ein anderen Mal, versprochen, Ty. Wir sind ja beste Freunde, da erzählt man sich schließlich alles!"

Eigentlich sollte es mir doch egal sein. Soll er lieben wen er will, ich bin es sowieso nicht.
"Wo soll die Schüssel hin?" Unterbricht seine Stimme meine Gedanken.
"Du kannst sie mir geben."
Er hält mir die leere Cornflakes Schüssel hin und ich stelle sie in die Spülmaschine.

"Tyler ich glaube ich muss nach Hause. Leider..." meint er leicht gekränkt.
"Jetzt schon?" Frage ich ihn.
"Ja, ich würde so gern länger bleiben... Aber ich will keinen Ärger mit meinen Eltern. Vielleicht möchtest du ja morgen bei mir schlafen?"
Oh mein Gott was?! Er hat mir angeboten bei ihm zu übernachten?!
"Ja natürlich! Dann können wir PlayStation spielen." Lache ich. Er muss auch lachen "Wenn du willst, gern. Bis Morgen, Ty."
Ich umarme ihn "Bis morgen Josh."
Er flüstert mir etwas ins Ohr. Ich kann es nicht richtig verstehen, aber es klingt wie 'hab dich lieb'
Das kann nicht sein. Josh ist doch in jemanden verliebt. Ich habe mich bestimmt verhört. 

Die Haustür ist grade geschlossen, da höre ich Blurryface.

Joshua liebt dich nicht. Versteh es. Er. Will. Nichts. Von. Dir. Er nutzt dich nur aus! Tyler niemand braucht dich!

Meine Eltern waren nicht zuhause, also schrie ich "SEI STILL! SEI STILL SEI STILL SEI STILL! GEH WEG! Bitte..."
In diesem Moment sacke ich vor der Haustür zusammen und weine.
Was will Blurryface von mir? Warum grade ich? Warum?! Darf ich nicht glücklich sein?
Mit tränenden Augen sehe ich zu, wie langsam alles schwarz wird

Ich werde erst wieder wach, als ich in meinem Bett liege. Meine Mutter muss mich ins Bett getragen haben.
Es ist 3:42 Uhr als ich auf mein Handy schaue. Mein Zimmer ist dunkel und still. Zumindest bis jemand die Stille bricht: Blurryface

Siehst du? Tyler Joseph... Der Junge, der zu nichts zu gebrauchen ist und zusammenbricht, weil er einfach zu schwach für sein ach so schweres Leben ist.

Ich ignoriere ihn. Jetzt ist es wieder still. Aber vielleicht hat er recht. Ich bin einfach zu schwach. Zu schwach für alles. Warum bin ich so? Warum kann ich nicht einfach normal sein? Warum kann ich nicht einfach wie die anderen sein und mit meinen Freunden draußen lachen und Spaß haben?

Es ist zwar mitten in der Nacht, aber ich kann nicht schlafen. Ich setze mich an mein Klavier und versuche ein paar Texte zu schreiben.
Das einzige, was mir einfällt ist:"Head tilted down, knees on the ground.
And I will ask, '"Please.. SAVE! Save me! Please, save, save! Save, save, save, save, save, save, save. Save me, save me, save me, save me, save me, save me.""
Mitten in der Nacht schreie ich "save me" durch das Haus, aber das ist mir gerade auch egal... Solange meine Mutter nicht in mein Zimmer kommt. Und das tut sie auch nicht.
Nach einiger Zeit Klavier spielen werde ich müde und lege mich ins Bett.

Is Joshler real?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt