Kapitel 31: I would, if I could

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Am nächsten Morgen bin ich früh wach, gehe aus dem Zelt und sehe mir den Sonnenaufgang an. Es dauert nicht lange und die Sonne erhält das große Tal, auf dem wir gezeltet haben. Jedoch liegt dieser Fleck außerhalb des Zauns, der Distrikt 2 abgrenzt. Ich wusste, dass es gefährlich ist hier zu zelten, aber Cato hat sich so viel Mühe gegeben, dass ich es nicht ablehnen wollte. Ich höre Cato hinter mir alles zusammen packen, also gehe ich zu ihm und helfe ihm bei allem. Nachdem wir das Zelt eingepackt haben, räumen wir die Schlafsäcke und das Besteck, den Tisch und die Stühle von gestern zusammen. Danach stell ich mich zurück an den Platz, an dem ich den Sonnenaufgang beobachtet habe, schließe die Augen und lasse die Sonne in mein Gesicht scheinen. Ich weiß nicht wie lange ich dort stehe, doch dann höre ich Cato von hinten anrennen. Erst denke ich, dass er mich erschrecken will, doch als ich mich umdrehe und in ein erschrockenes Gesicht sehe verwundert es mich. "Clove, schnell! Nimm was du tragen kannst und renn zum Wald! Versteck dich dort!!", sagt er und rennt zurück zum Platz. "Was ist los?", frage ich verwirrt, doch er schnappt sich nur das schwerste und rennt zum Wald. "Los jetzt!", ist das einzige was er sagt. Ich tue es ihm gleich und renne ihm mit vollen Händen hinterher. Dort zieht er mich hinter einen hohen Busch und drückt mich runter. Das alles dauert ca. 10 Sekunden. Ich spähe durch eine kleine Lücke im Busch und sehe eine Gruppe Friedenswächter, die den Platz untersuchen auf dem wir eben noch gestanden haben. Ich spüre die Wut in mir hochkochen, balle meine Hände zu Fäusten und mache mich bereit zum Angriff. Ich weiß das es sich dumm anhört, aber ich würde zu gern losrennen und alle umbringen. Cato merkt meine Angespanntheit und berührt meine Hand. Wütend starr ich durch den Busch. "Clove, ist OK", sagt er beruhigend, was mich jedoch noch wütender macht. "Nichts ist ok, Cato! Die haben meine Familie umgebracht! Da kann ich nicht ruhig hinter dem Busch sitzen bleiben, wenn ich die Möglichkeit habe mich zu rächen." Cato wird sauer. "Clove, das bringt doch nichts! Wenn du das machst bist du schneller tot als du 'Kapitol' sagen kannst." Dann schweigen wir. Die Stille zwischen uns ist bedrückend und sobald ich sicher sein kann, dass diese, in weiß gekleideten, Schwachköpfe weg sind, springe ich aus dem Versteck und trage die Sachen zum Auto zurück. Aber wieso geht diese blöde Tür nicht auf?! Das kann doch nicht wahr sein!.. Ich sehe wütend zu Cato. Der grinst mich belustigt an und öffnet dann das Auto. Sauer reiße ich die Tür auf und schmeiße das Zeug auf die Rückbank. Während ich mich anschnalle warte ich ungeduldig auf ihn, doch Er lässt sich Zeit mit dem Einladen und Einsteigen. Nach gefühlten 10 Minuten schmeißt er das Auto endlich an. Mit einer Mischung aus Betroffenheit und Sauerkeit(weiß nich ob man das sagt) sieht er mich an, sagt jedoch lieber nichts. Dann fährt er mich ohne etwas zu sagen nach 'Hause'. Vor dem Haus hält er an und lässt mich aussteigen. Als ich ausgestiegen bin lehnt sich Cato auf meine Seite. "Clove..." "Was?!", sage ich unhöflicher als eigentlich gewollt. Er schließt wieder seinen Mund und startet den Motor. Gespielt sauer schließe ich die Tür und laufe aufs Haus zu. Drinnen renne ich zum Küchenfenster und sehe auf die Straße. In dem Moment rast er davon. "Liebling", sagt meine Tante und kommt auf mich zu. Schnell drehe ich mich um und schmiege mich in ihre Arme. Lange Zeit sagen wir einfach nichts. Tante Claire streicht mir beruhigend über den Rücken. Ich weiß, sie versucht so gut wie möglich mir die Mutter zu ersetzen, aber sie ist meine Tante und wird es bleiben. Ich hab sie lieb, total. Meine Mutter ist aber tot. Niemand wird sie mir je ersetzen können. Onkel August wird mir Dad auch nicht ersetzen können. Meine Freunde werden mir Charles und Laylar auch nie ersetzen können. Niemand wird mir je irgendjemanden ersetzen, den ich liebe.

Der Brand war im Winter. Wir haben jetzt Ende Mai. Die Ernte ist am ersten Juni, also haben wir noch ein paar Tage bis die Ernte der 74. Hungerspiele sind.

"Ich geh jetzt ins Bett, Tante Claire", sage ich am Ende des Tages, stehe auf und gehe auf mein Zimmer. "Nacht, Onkel August", sage ich auf der Treppe zu ihm, da er gerade von oben runter kommt. Ich gehe ins Bad, ziehe mich um und lege mich ins Bett. Es ist zwar relativ früh, dennoch schlafe ich schnell ein.

Es ist schwer zu erklären was man in solchen Momenten fühlt. Schuld, Angst, dennoch ist man sauer. Wenn ich an die Momente denke, die ich mit meiner Familie verbracht habe, bekommt es alles einen miesen Beigeschmack. Das ist alles nicht fair. Mein Leben ist nicht fair. Ich werde allen beibringen wie schrecklich das Kapitol ist. Wie grausam und brutal. Ich werde zurück in meine verschlossene Hülle kehren und warten bis die Ernte so weit ist. Dann werde ich ins Kapitol kommen, in die Arena gehen und lebend wieder hinaus kommen. Alle werden stolz sein und mich als stark und unbesiegbar ansehen. Nicht als das kleine zerbrechliche Mädchen, das noch vor ein paar Monaten die Eltern und Geschwister verloren hat, weil Snow veranlagt hat unser Haus abzubrennen. Ich brauche keine Hilfe, auch nicht die von Cato. In der Arena bin ich allein und dort kann er mir auch nicht helfen. In ein paar Tagen ist es soweit und wenn ich erlich bin freue ich mich darauf. Darauf endlich meine Rache auszuüben.

Clato - Strong love Part I (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt