Coles Sicht
Gedankenverloren schlenderte ich durch die Schulgänge. Ich hatte heute lange Unterricht und war auf dem Weg nach Hause. Hatte Malou auch lange? Ob sie mich wohl wieder mitnahm? Bestimmt. Sie war so unglaublich nett zu mir. Das war bisher noch niemand. Ich mochte sie...also als Schwester. Sie gab mir seit langem mal wieder das Gefühl geliebt zu werden. Das hatte ich-
Ich konnte meinen Gedanken nicht zu Ende denken, denn ich wurde brutal gegen eine Wand geschubst. Verwirrt blickte ich zu meinem 'Angreifer'. Warum wunderte mich das jetzt nicht sonderlich? Immer musste er mich beleidigen oder schikanieren. Was hatte ich ihm denn getan? Er kam auf mich zu, packte mich am Ärmel und zog mich nach draußen auf den Schulhof. Meine anderen Brüder und deren Freunde standen da, als ob sie auf etwas warteten. Dann realisierte ich es. Sie warteten auf etwas Bestimmtes. Auf mich!
Bei ihnen angekommen, warf mich Kendall auf den Boden. "W-was soll das?", fragte ich. Ich stotterte. Warum konnte ich nicht einmal genug Eier in der Hose haben und nicht vor Kendall stottern? Innerlich hätte ich mich dafür schlagen können. Naja, das übernahm Kendall für mich. Er ballte seine Hand zu einer Faust und schlug mir ins Gesicht. Ich war schon einiges von ihm gewohnt, aber das er jetzt auch noch gewalttätig wurde, ging echt zu weit! Nur doof, dass ich mich nicht wehren konnte. Ich war nicht so sportlich wie Logan oder Lucas. Den einzigen Sport, den ich machte, war, wenn ich bei GTA ins Fitnessstudio ging. Ja, erbärmlich, aber ich konnte es nun mal nicht ändern. Sport war einfach nicht so mein Ding.
Ich wurde wieder aus meinen Gedanken gerissen, als ich wieder ein Faust spürte. Dieses Mal aber im Magen. Womit zur Hölle hatte ich das verdient?! Ich habe Kendall nie etwas angetan. Er war mein großer Bruder. Schon allein deswegen wehrte ich mich nicht gegen ihn. Blut war dicker als Wasser, hieß es doch in dieser Weisheit oder Sprichwort oder was auch immer das war.
Auch durch Austins Aussage letztens 'Weil Cole ihn an unseren Vater erinnert.' war ich nicht schlau geworden. Ja okay, ich sah meinem Vater wirklich etwas ähnlich. Ich hatte seine blaugrauen Augen, die gleiche Nasenform und noch vieles mehr. Meine Brüder ähnelten mehr meiner Mum, während ich als Einziger nach meinem Dad kam. Aber warum behandelte Kendall mich dann so? Er liebte Dad doch. Oder etwa nicht?
Mal wieder wurden meine Gedanken durch einen Schlag unterbrochen. Und wieder einer. Und dann wurde ich heftig in den Magen getreten. Immer wieder. Ich bekam nur noch die unglaublichen Schmerzen mit und die Menschen, die sich um uns gebildet haben. 'Warum zum Teufel hilft mir keiner?!', wollte ich schreien, doch ich konnte einfach nicht. Selbst meine anderen Brüder standen nur rum. Selbst Austin. Von ihm hätte ich das am allerwenigsten erwartet. Er war doch schwul. Ich dachte, immer Schwule sein einfühlsam oder so. Schien ja nicht so.
Dann sah ich Malou. In ihrem Augen sammelten sich Tränen und sie hielt die Hände vor den Mund. Plötzlich verschwamm alles und um mich herum wurde alles schwarz. Auch die Schmerzen waren vorüber. Die einzigen beiden Gedanken, die mir kamen, waren: 'War ich jetzt tot?' und 'Hat mein Bruder mich umgebracht?'
*
Langsam öffnete ich meine Augen. Alles war so hell. Ich musste ein paar Mal blinzeln, um gelbe Wände sehen und grässliche Vorhänge erkennen zu können, die aussahen, als wären sie aus einem anderen Jahrhundert. Okay, eindeutig ein Krankenhaus. Das Piepen bestätigte meine Annahme. Ich fühlte etwas an meinem Handrücken. Behutsam drehte ich meinen Kopf, um zu sehen, was das war. Nur eine Infusion. Ich hasste das Gefühl. Das war zwar das erste Mal, dass ich das spürte, aber es war ein widerliches Gefühl. Wie bei Spritze.
Ich sah mich im Raum um. Gegenüber meinem Bett stand ein Tisch mit zwei Stühlen. An der Wand hingen ein uralter Fernseher und ein Kreuz. Ich drehte mein Kopf zur Seite und erschrak. Das Piepen wurde deutlich lauter. Neben meinem Bett stand ein Sessel. Und auf diesem Sessel saß eine schlafende Malou. War sie die ganze Zeit hier? Wow, das hat ja nicht mal meine Mutter gemacht, oder? Sie war die beste große Schwester, die man sich nur vorstellen konnte.
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Another Bad Boy Story
General FictionMalou lebte mit ihrem Vater 4 Jahre lang alleine. Doch dann beschlossen ihr Vater und seine neue Freundin zusammenzuziehen. Was Malou bis da hin noch nicht wusste, sie bekommt 5 Stiefbrüder. Der älteste, Kendall, ist aber nicht irgendwer, sondern de...