ER stand da vor mir. In seiner vollsten Pracht, als wäre er der Gott höchstpersönlich. Breit grinsend, als wäre nie etwas gewesen, und erwartete, dass ich ihn mit offenen Armen begrüßte. "Willst du mich denn nicht angemessen begrüßen, mein Sohn?", meinte mein Vater. Ja, mein Vater, falls man ihn denn überhaupt so nennen konnte. Ein Vater war er nie für mich, wenn man bedachte, was er mir alles angetan hatte.
Ich konnte spüren, wie Malous sich neben mir versteifte. Sie wusste, dass er eigentlich im Knast sein müsste. Was tat er dann hier? Auf freiem Fuß? War er etwa ausgebrochen? "Dir ist schon bewusst, dass das hundertprotzentig gegen deine Bewährungsauflagen verstößt, oder? Zudem musst du dich 300 Meter von mir fernhalten. Hast du das etwa schon vergessen?", erinnerte ich ihn. Als der Richter das Urteil damals verkündigte, hätte ich im Gerichtssaal beinahe einen Freudentanz aufgeführt. Ich dachte, ich müsste ihn nie wieder sehen.
Aber jetzt wo mein Erzeuger vor mir stand, nur 3-4 Meter von mir entfernt, drehte sich mein Magen um. Ich hatte mir geschworen, ihm nie wieder über den Weg zu laufen. Hat ja super geklappt! Wie konnte es eigentlich sein, dass er der Chef war, wenn er doch die letzten fünf Jahre im Gefängnis saß?
"Wie bist du eigentlich rausgekommen? Bist du etwa ausgebrochen?" Sein Lachen schallte durch den kleinen Raum. "Ausgebrochen? Oh nein, ich wurde vorzeitig entlassen.", lachte er. Vorzeitig entlassen? Ich konnte es nicht glauben. Zu was war die Justiz denn bitte da, wenn sie diesen Typen vorzeitig rausließen? Dieser Kerl gehörte auf keinen Fall auf freiem Fuß!
"Ich kann es einfach nicht fassen, ich habe jahrelang für den Mann gearbeitet, den ich hasse. Wie hast du es überhaupt geschafft, während du hinter Gittern gesessen hast?", wunderte ich mich. "Ich hatte da so meine Hilfe. Aber warum sprechen wir hier eigentlich übers Geschäft, wenn wir doch über diese reizende Mädchen an deiner Seite reden könnten?" Er schaute erst zu ihr und dann zu mir.
"Lass mich raten: meine zukünftige Schwiegertochter?", vermutete er. Wenn es doch nur so wäre. "Nein. Meine zukünftige Stiefschwester.", meinte ich. Er schüttelte den Kopf. "Schade, schade, schade. Ich hatte mich schon so sehr auf Enkelkinder gefreut. Und dazu wären es noch so schöne geworden. Wahrlich eine Verschwendung.", bedauerte er. Also so langsam gefiel mir sein altes, ständig besoffenes Ich besser als das Jetzige.
Er kam auf uns zu und Malous Griff festigte sich noch mehr. Sie hatte richtige Angst vor ihm. Konnte ich verstehen nach allem, was sie über ihn wusste. "Wie heißt du, meine Liebe?", fragte er sie. Sie schaute zu mir hoch, als ob sie um Erlaubnis bitten würde. Ich lächelte sie aufmunternd an. "Malou.", antwortete sie. "Ein schöner Name. Ich heiße Hans." Er musterte Malou von oben bis unten und ging dann wieder ein paar Schritte zurück.
"Also Kendall. Eric hat mir gesagt, dass du sein bester Mann seist. Warum bist du so plötzlich aus dem Geschäft ausgestiegen?" "Ich brauchte das Geld nicht mehr.", meinte ich stumpf. Malou sah zu mir hoch. "Warum?" Gott, wie viele Fragen wolle er mir denn noch stellen?! Auf einem interessierte er sich für mein Leben oder was?
"Wir sind zu Malous Vater gezogen und der konnte uns weitaus mehr als eine kleine, versiffte Wohnung bieten." Ich fragte mich, wie lange Hans diese 'Unternehmen' schon besaß. So wie der Anzug und die Schuhe aussahen, hatte er mächtig Geld. Warum war das nie bei uns angekommen? Wir hatten das Geld nämlich gut gebrauchen können.
Hans' Miene veränderte sich schlagartig von selbstgefällig zu verärgert. Oh shit, ich dachte, das wäre vorbei. Er kam auf mich zu, verpasste mir eine Backpfeife und ging wieder einen Schritt zurück. Wie konnte ich seine zur Gewalt neigende Art bloß vergessen? Ich hatte sie ja schließlich oft genug miterlebt.
"So habe ich dich nicht erzogen, Kendall!", brüllte er. "Du, mich erzogen? Das ich nicht lache! Du hast mich mein ganzes Leben lang nur beleidigt, niedergemacht und geschlagen! Das nennt sich nicht Erziehung, sondern Kindesmisshandlung!" "Kindesmisshandlung? Jetzt übertreibst du aber. Ich habe dich erzogen, so wie es mein Vater bei mir gemacht hat." "Und sieh, was aus dir geworden ist! Du vergewaltigst die Frau, die du angeblich liebst, schlägst deine Kinder, bevorzugst Cole, weil er so aussieht wie du. Sieh an, wo du gelandet bist. Im Knast! Du magst zwar ein relativ großes 'Unternehmen' aufgebaut haben mit dem ganzen Dealen, aber wozu das alles?"
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Another Bad Boy Story
Fiction généraleMalou lebte mit ihrem Vater 4 Jahre lang alleine. Doch dann beschlossen ihr Vater und seine neue Freundin zusammenzuziehen. Was Malou bis da hin noch nicht wusste, sie bekommt 5 Stiefbrüder. Der älteste, Kendall, ist aber nicht irgendwer, sondern de...