Chapter 38

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Malous Sicht

Das konnten sie doch nicht wirklich Ernst meinen, oder? Ich sollte mit Kendall in einem Bett schlafen? Ging's noch?! Entweder ich schlief in einem der anderen Zimmer oder ich schlief mit Kendall in einem Bett. Irgendwie kam mir die Entscheidung vor, wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Beides war scheiße.

Ich hatte mir mein Zimmer so eingerichtet, wie ich ihn gerne hatte. Auch wenn ich hier seit fast 5 Jahren nicht mehr war. Ich mochte es immer noch. Es war eben mein Zimmer. Zoey hatte immer mit mir in einem Bett geschlafen, deswegen hatte ich auch ein riesiges Bett. Es war so weich und gemütlich.

Nachdem ich aus dem Wohnzimmer gestürmt bin, lief ich in mein Zimmer. Hier hatte ich viele schöne Momente erlebt. Wie ich mit Zoey bis tief in die Nacht geredet hatte, wie mir mein Vater als kleines Kind immer Geschichte vorgelesen hatte, wie meine Mutter mir die Haare gemacht hatte. Mit diesem Ort verband ich nur positive Momente.

Bei dem Gedanken an meine Mutter rollte ich mich auf dem Bett zu einem Ball zusammen. Ich war hier seit unserem letzten Urlaub nicht mehr gewesen. Es erinnerte mich einfach alles zu sehr an sie. Ich hatte es nicht übers Herz gebracht, hier herzukommen. Bis jetzt.

Ein Klopfen riss mich aus meinen Erinnerungen. Vorsichtig wurde die Tür geöffnet und wieder geschlossen. Ich wusste, dass jemand in den Raum gekommen war, konnte aber nicht erkennen wer, weil ich zum Kopfteil des Bettes schaute. Das Bett senkte sich neben mir. Ich konnte eine angenehme Wärme spüren, als er mir sanft über den Rücken streichelte.

"Wenn du willst, kann ich auch auf dem Boden pennen.", bot Kendall an. Er würde für mich echt eine Woche lang auf den kalten, harten Boden schlafen? Das war irgendwie niedlich. Aber das konnte ich schlecht verlangen. Immerhin war er der Ältere von uns beiden. Aber ich würde ganz bestimmt nicht auf den Boden pennen. Da blieb mir nur eins übrig. Mit ihm in einem Bett. Vielleicht war es ja gar nicht mal so schlimm, wie ich es mir ausmalte. Es hatte sich eigentlich ganz gut angefühlt, als er im Schlaf seinen Arm um mich gelegt hatte, auch wenn ich es nicht gerne zugab.

Ich schüttelte den Kopf. "Es ist okay." "Warum liegst du dann hier so zusammengerollt?", sorgte er sich. Sorgte er sich? Quatsch als ob. Er würde sich doch nicht um mich sorgen. "Ich vermisse sie, Kendall.", schluchzte ich und drehte mich um, "Ich vermisse sie so furchtbar." Mir liefen Tränen übers Gesicht.

Meine Granny pflegte stets zu sagen, dass die Zeit alle Wunden heilte. Nach meinen Erfahrungen war das aber kompletter Bullshit. Es waren jetzt etwas mehr als vier Jahre ohne meine Mutter und ich vermisste sie immer mehr. Mit jedem weiteren Tag wird mir immer bewusster, dass ich sie nie wieder sehen werde.

Kendall legte sich neben mich und zog mich an sich ran. Er nahm mich in den Arm und sagte nichts. Ich horchte seinem etwas zu schnellen Herzschlag und beruhigte mich somit. Vielleicht war es doch gar nicht so schlecht, neben ihm zu schlafen. Er hatte so eine beruhigende Wirkung auf mich. Das war mir damals auf den Friedhof auch schon aufgefallen, als ich ihm von meiner Mum erzählt hatte.

Wir lagen da ein paar Minuten bis Viola nach uns rief. Kendall ließ mich los und stand auf. "Komm." Er hielt mir seine Hand hin und ich ergriff sie. Zusammen gingen wir zu den anderen. "Wir wollten zum Strand. Was ist mit euch?", fragte Viola. "Ich bleibe hier. Ich muss lernen." antwortete ich. "Kenny und ich bleiben auch.", meinte Austin. Ich mochte den Namen Kenny irgendwie.

"Dann gehen wir eben nur zu fünft.", seufzte sie. Was hatte sie auch anderes erwartet, wenn drei von sechs Kindern kurz vor ihren Abiturprüfungen standen? Dad, Viola, Logan, Lucas und Cole gingen raus. Irgendwie hatte ich Mitleid mit den Dreien. Sie hatten keine guten Ausreden, um sich aus diesem Zeug raus zu reden.

Ich holte mir meine Unterlagen und setzte mich in die Hollywoodschaukel auf der Terrasse. Ich liebte diese Schaukel einfach. Sie war hier, abgesehen von einer gewissen Stelle am Strand, schon immer mein Rückziehort gewesen. Ich machte es mir gemütlich und fing an, zu lernen.

*

"Malou, du musst auch mal eine Pause vom Lernen machen. Es gibt gleich Essen.", meckerte Viola. Ich saß jetzt bestimmt schon seit drei Stunden her draußen und lernte. Ich hatte noch nie so viel in meinem Leben gelernt, aber es stand ja auch einiges auf dem Spiel.

Ich seufzte, legte meine Sachen beiseite und folgte ihr rein. Es roch herrlich nach Spaghetti und mir lief jetzt schon das Wasser im Mund zusammen. Ich musste Viola mal fragen, ob sie mir das Kochen beibrachte. Wenn ich studiere, muss ich ja auch was essen und ich kann mir ja nicht immer was bestellen, dann werde ich ja fett. Und das wollte ich nun wirklich nicht.

Ich setzte mich zu den anderen an den Tisch und begann zu Essen. "Was wollt ihr nachher noch so machen?", fragte mein Dad in die Runde. "Lucas und ich wollten die Stadt ein wenig erkunden.", antwortete Logan. "Ich wollte die Playstation anschließen.", bemerkte Cole. Der hat die wirklich mitgenommen? Er war echt ein kleiner Suchti. Aber vielleicht konnte ich mich so auch mal ein wenig vom Lernen erholen.

"Ich wollte an den Strand.", sagte ich. Ich mochte den Strand voll. Und abends war er sogar noch schöner. Mit dem Sonnenuntergang, der sich im Wasser spiegelte. Einfach nur herrlich.

*

Nach dem Abendessen zog ich mir Joggingsachen an und joggte mit Musik langsam zu meinem Lieblingsplatz am Strand. Ich kam gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang an. Nur wenige leichte kannten diese Stelle, weshalb hier keiner war.

Ich setzte mich in den noch warmen Sand und genoss diesen wunderschönen Anblick und die angenehme Ruhe.

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Ich weiß, dass es schon etwas spät ist, aber ich hatte in den letzten Tag viel zu tun. Erst unser zweitägiges SV-Tunier und dann musste ich noch unsere Abschlussshirt bestellen. Shirts für 27 Leute zu gestalten ist alles andere als einfach. Deswegen ist es auch recht kurz. Naja, genug mit den Ausreden.

Noch irgendwelche Vorschläge oder Kritik? Also abgesehen von der Länge.

Wer ist bis jetzt eure Lieblingsperson und warum?

Another Bad Boy StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt