die zwei Wege

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ER erwachte und sah ihr in die Augen. Sie kam immer näher und küsste ihn, Tränen benetzten sein Gesicht. Irgendetwas musste geschehen sein. Sie löste sich von ihm und lächelte. "Du hast es überlebt." Dann stand sie auf und ging zu den anderen beiden. Diese sassen ebenfalls am Boden.

Nico hatte sich unterdessen um Liam gekümmert. Alle drei waren stark geschwächt und ihre Wunden brannten immer noch. Aber dafür waren die ganzen grünen Blasen und Verfärbungen aus ihren Gesichtern verschwunden. Sie konnten sich jedoch an nichts errinnern. Ich mussten ihnen alles erzählen. Sie wussten nur noch, dass wir in der Höhle gelagert hatten.

"Wir müssen weiter, bald haben wir keine Fackeln mehr. Kannst du jetzt wieder voran gehen?", ich schaute ihn fragend an. ER schaute mich an und ich konnte sehen, dass er müde war. Aber ohne Licht würden wir hier nie wieder herausfinden. Er nickte nur, dann gingen wir vorsichtig zurück zu den Pferden. Diese waren bereits sehr nervös. Ich öffnete die Verbindungsseile und jeder nahm sein Pferd wieder am Halfter. Jetzt ging er voraus. Er setzte langsam einen Fuss vor den anderen.

Es war noch immer totenstill in den Höhlen. Sie gingen hinter einander und schwiegen. Jeder hing seinen Gedanken nach. Mir war klar, dass wir nur durch ein Wunder überlebt hatten. Wäre dieser schwefelige Dampf nicht gewesen, würden wir jetzt nicht mehr leben. Wir waren nun schon seit einigen Stunden in diesen unterirdischen Gängen und es schien kein Ende zu nehmen. Da ich merkte, dass die anderen müde war, entschied ich mich, nach einem geeigneten Rastort zu suchen.

Nach etwa fünf Stunden kamen wir an eine Weggabelung. Dort war eine grössere Plattform. Wir entzündeten ein Feuer. Ich bereitete uns eine Mahlzeit zu, welche aus Wasser, trockenem Brot und einigen Stücken Lammfleisch bestand. Die anderen waren müde und schliefen bald darauf ein. Ich gab auch den Pferden zu trinken und fütterte sie mit Gemüse, dass wir dabei hatten.

Es verging etwa eine Stunde, als ich plötzlich Schritte hörte. Sie kamen aus der Richtung, aus welcher wir gekommen waren. Ich zückte mein Schwert und schaute um die letzte Biegung. Und da sah ich sie. Es waren etwa zwanzig bewaffnete Männer. Es mussten Soldaten von Graf Tumerold sein. Sie waren nicht laut unterwegs, denn sie hatten sich Stofffetzen um die Schuhe gebunden, damit man sie nicht so gut hörte. Ich erschrak. Die anderen schliefen noch und reiten konnten wir hier unmöglich.

Sofort weckte ich IHN. "Sie kommen, wir müssen fliehen!", meine Stimme zitterte. Auch die anderen beiden kamen langsam zu sich. "Was ist los?", fragte Liam. Ich schilderte ihnen, was ich gesehen hatte. Schnell begannen wir unser Gepäck zusammen zu packen. Doch da kamen sie schon um die Ecke. "Schnell du musst mit deinem Bündel fliehen! Sie dürfen die Schatulle nicht kriegen. Wir geben dir Rückendeckung!", flüsterte er mir zu. Ich riss mein Gepäck von meiner Stute herunter und rannte in den einen Gang hinein. Sofort umgab mich Dunkelheit, hinter mir hörte ich Kampfgeschrei. Ich rannte immer schneller, die Angst trieb mich an. Was war eigendlich so speziel an dieser Schatulle? Sie gehörte meiner Grossmutter und meiner Mutter sonst nichts.

Wenn Neila nur wüsste, was so besonders an den Dingen in der Schatulle war und warum man hinter ihr her war!

Die FluchtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt