Wenn ich eins aus meinen alten Tagebüchern gelernt hatte, dann das im Sommer alles viel einfacher war.
In Sunbridge war über den Winter nie viel los. Neben der Schule war nicht besonders viel geboten, die einzigen Highlights waren der Winterball und der Valentinstagsball, aber für die ein Date zu bekommen war auch wieder gar nicht so leicht.
Im Sommer hingegen schienen sich ganz andere Möglichkeiten aufzutun. Wir zelteten, machten Radtouren, gingen einfach nur draußen spazieren (was im Winter auch möglich gewesen wäre, aber dabei waren wir meist halb erfroren) oder trafen uns einfach nur am See. Dazu kam, dass die meisten Leute im Sommer Geburtstag hatten und deshalb erstaunlich viele Partys in dieser Zeit stattfanden.
Während des Winters sah es mit denen eher mau aus. Maximal Matthew, der Sohn des Hausarztes in Sunbridge, schmiss eine, wenn seine Eltern unterwegs waren.
Aber im Sommer, da gab es ständig irgendwelche Partys und im Sommer 2008 durfte ich die zum ersten Mal offiziell besuchen. Im Jahr zuvor hatte ich behauptet bei Amber zu schlafen und DVDs zu gucken. Manchmal hatten wir das auch getan, aber meistens hatten wir uns von dort weggeschlichen, da Ambers Mum früh schlafen ging und ihr Dad Nachtschicht arbeitete.
Aber naja, ein Jahr später erlaubten mir meine Eltern zu Partys zu gehen, wobei ich sie ihnen gegenüber eher als kleine Feiern bei Freunden beschrieb und nicht als Hauspartys, bei denen sich eine Horde Minderjähriger volllaufen ließ.
Das wirklich besondere an diesem Sommer waren aber nicht die Partys an sich, sondern eher der Junge, der mich zu den meisten einlud.
Nämlich Hayden.
Er war am Anfang der Ferien siebzehn geworden und durch das Footballteam mit einigen älteren befreundet, die ihn auf Partys einluden, von denen wir jüngeren gar nichts mit bekommen hätten. Aber Hayden nahm ich praktisch zu jeder Party mit. Ich wiederrum nahm ein paar meiner Freunde mit und letztendlich hatten wir immer ziemlich viel Spaß. Vor den Sommerferien dachte ich, meine Schwärmerei für Hayden wäre aussichtslos, aber dann bekam ich das Gefühl, als wäre er auch an mir interessiert. Damals hatte ich das Gefühl, dass es nur noch eine Frage der Zeit war, bis wir zusammenkamen, genügend passende Situationen hätte es zumindest gegeben.
Allerdings war der Sommer irgendwann vorbei und damit auch die vielen Partys und plötzlich war es auch zwischen Hayden und mir anders. Er nahm mich und Andrew zwar noch jeden Tag mit zur Schule, aber irgendwie war es nicht mehr so wie in den Ferien.
Meine große Hoffnung lag damals auf dem Homecomingball, doch letztendlich fragte Sawyer mich zwei Tage vorher, ob wir gemeinsam hingingen und ich sagte ja. Ich wollte zwar eigentlich lieber mit Hayden, aber der schien nicht vor zu haben mich zu fragen.
Am Ball selber sah ich dann, wie er mit Charlene Rutherspoon tanzte, die im selben Jahrgang wie er war. Charlene war unfassbar hübsch. Mit ihren dunklen Haaren, der blassen Haut und den himmelblauen Augen erinnerte sie mich an Schneewittchen. Hinzu kam, dass sie ziemlich nett und beliebt war. Jeder mochte Charlene, außer Sally, Jen, Amber und mir. Denn die wichtigste Regel im Mädchenkodex war doch, dass wenn eine aus der Clique eine bestimmte Person nicht leiden konnte, mochten alle anderen diese Person ebenfalls nicht.
Ich musste also dabei zusehen, wie Charlene Hayden verzauberte und wenig später waren die beiden ein Paar. Selbst jetzt, sieben Jahre später, kam ich mir immer noch total bescheuert vor. Ich fragte mich immer noch, was sich Hayden dabei gedacht hatte, wobei ich mittlerweile der Meinung war, dass er damals überhaupt nicht gedacht hatte.
Ich war also nicht nur traurig darüber, dass Hayden mein Herz irgendwo in den Müll geworfen hatte und sich stattdessen um das von Charlene kümmerte, ich hatte auch noch einen guten Freund verloren. Denn neben all den besonderen Momenten, die wir im Sommer hatten, war Hayden auch so immer für mich da gewesen. Wir hatten Mathe zusammen gelernt und ohne ihn hätte ich wohl nie so gute Noten am Ende der Neunten gehabt.
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GROWING UP
ChickLitVor seinen Probleme wegzulaufen ist keine besonders erwachsene Lösung, aber trotzdem viel einfacher als sich ihnen zu stellen. Aus genau diesem Grund hat Mackenzie die letzten vier Jahre auch sämtliche Erinnerungen an ihre Heimatstadt Sunbridge verd...