„Ist es nicht noch ein bisschen früh?" fragte ich verwundert nach, als ich sah, dass Hayden vor meiner Haustür stand. Es war gerade mal zwei Uhr nachmittags und ich hatte eben erst geduscht, davor war ich auf der Couch gelegen und hatte Serien geguckt. Und ich hatte nicht einmal ein schlechtes Gewissen, dass ich so unproduktiv war. Das einzig produktive, das ich heute getan hatte, war Sawyer anzurufen und mich zu entschuldigen. Ich wollte nicht schon wieder irgendwelche Altlasten mit mir herumtragen. Sawyer war zum Glück nicht allzu böse und ich half ihm dabei, eine Nachricht an ein Mädchen aus seinem Studium zu schicken, das er eigentlich ganz gut fand.
Jetzt aber stand Hayden vor mir und ich trug nur meinen Bademantel. Meine Haare waren noch feucht und im Normalfall hätte ich die Tür nicht aufgemacht, aber als ich Haydens Umrisse vor der Tür sah, entschied ich mich doch dazu sie aufzumachen. Wenn er jetzt schon auftauchte musste es ja wichtig sein.
Hayden sah irgendwie nervös aus und er trug seine Polizeiuniform. Was irgendwie logisch war, falls er gerade erst von der Arbeit nach Hause gekommen war. Andererseits, überbrachten Polizisten nicht auch schlechte Nachrichten?
Ich musste an meine Eltern denken und bekam Angst. Mein Vater fuhr jeden Tag eine gute Stunde in die Arbeit, es war nicht so unrealistisch, dass ihm da etwas passiert war.
„Ich hab in der Arbeit über uns nachgedacht", fing er an und ich verschränkte meine Arme vor der Brust. Hayden hatte sich heute Morgen wohl rasiert, denn da wo gestern noch Barstoppel waren, sah ich jetzt weiche Haut.
Okay, meinem Vater ging es wohl gut, aber meine Angst verflog trotzdem nicht.
Sie wurde eher noch etwas größer. Bis jetzt war ich ziemlich gut drauf gewesen und hatte mir nicht mehr allzu viel Gedanken über ihn gemacht, denn ich wollte lieber abwarten, was heute passierte. Jetzt bekam ich aber doch Panik. Hayden hatte mich schon einmal wie aus dem Nichts stehen gelassen, wieso sollte er es also nicht noch einmal tun?
„Ich glaube wir brauchen kein Date sondern eher ein klärendes Gespräch", erklärte er und ich schluckte.
Ein klärendes Gespräch klang generell ja nicht schlecht. Aber ein klärendes Gespräch klang irgendwie auch negativ. Hayden biss sich auch die Unterlippe und ich nickte leicht.
„Ähm okay. Willst du reinkommen, denn ich bin noch nicht ausgehbereit."
Hayden lächelte leicht, was mich erleichterte. Vielleicht war er einfach nur nervös und hatte mich deshalb so ernst angesehen.
Er nickte und kam er herein, bevor wir nach oben in mein Zimmer gingen, zog er sich die Schuhe aus. Ich war zwar alleine zuhause und wir hätten auch ins Wohnzimmer gehen können, aber sicher war sicher.
Nervös hielt ich mich am Treppengeländer fest, während ich Haydens Schritte hinter mir hörte. Ich fragte mich, was gerade in seinem Kopf vorging. Schließlich war er schon fünf Jahre nicht mehr bei mir zuhause gewesen.
Ich ging den Gang entlang und öffnete meine Zimmertür, die ich Hayden aufhielt, damit er hereinkommen konnte.
Er hatte dich Hände in den Taschen seiner dunkelblauen Hose, während er sich in meinem Zimmer umblickte. Jetzt wusste ich genau, was er sich dachte.
„Es sieht ja noch alles aus wie früher", sagte er, meine Gedanken bestätigend, und ich nickte.
Hayden setzte seine Kappe ab und fuhr sich durch das kurze Haar. Er wirkte sichtlich angespannt und ich versuchte immer noch zu erfühlen, ob das jetzt gut oder schlecht war. Es herrschte eine merkwürdige Stille zwischen uns und dafür, dass er derjenige war, der bei mir auftauchte, zeigte er recht wenig Initiative, um die Stille abzuschaffen.
DU LIEST GERADE
GROWING UP
ChickLitVor seinen Probleme wegzulaufen ist keine besonders erwachsene Lösung, aber trotzdem viel einfacher als sich ihnen zu stellen. Aus genau diesem Grund hat Mackenzie die letzten vier Jahre auch sämtliche Erinnerungen an ihre Heimatstadt Sunbridge verd...