25.

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Sie sah immer noch so aus wie früher, aber gleichzeitig auch wie ein vollkommen anderer Mensch.

Das klang vielleicht komisch, aber jeder der Jennifer früher genauso gut wie ich kannte, würde es verstehen.

Ihre Haare waren kürzer, vermutlich noch nicht lange, denn auf der Einladung zur Hochzeit waren sie noch genauso lang wie meine. Jetzt endeten ihre kurz über ihren Schultern und sie hatte sie ihn Locken gedreht. Die kurzen Haare standen ihr, keine Frage, trotzdem war ich überrascht sie damit zu sehen. In der High School hatten wir alles dafür getan, um unsere Haare besonders lang zu züchten und jetzt schien das nicht mehr so angesagt zu sein.

Sie trug einen Seitenscheitel und auf der gegenüberliegenden Seite waren ein paar Strähnen mit einer silbernen Klammer festgesteckt. Das sah irgendwie edel aber auch mädchenhaft aus, was perfekt zu ihrem Outfit passte. Jen hatte ein helles Kleid an, hohe Schuhe und einen schwarzen Blazer. In Blazern fühlte ich mich immer so eingeengt.

Sie sah edel und schick aus, aber irgendwie halt auch mädchenhaft. Ich für meinen Teil, fand mein Outfit schrecklich langweilig und ich wünschte mir, doch etwas Auffälligeres angezogen zu haben. Und das obwohl ich gleichzeitig auch nicht auffallen wollte.

„Muss ich dich zurück halten oder willst du sie nur mit deinen Blicken töten?" hörte ich Cameron neben mir fragen. Ihn und Johnny hatte ich ganz vergessen, auch die Aula hatte ich noch gar nicht richtig betrachtet, mein Blick war zu sehr auf Jen fixiert gewesen.

In der Aula waren Stuhlreihen vor der Bühne aufgebaut und an der Wand standen mehrere Stehtische, auf denen Sekt verteilt wurde. Mittlerweile waren wir ja alle über einundzwanzig.

Ich verdrehte die Augen und antwortete meinem Kumpel: „Ich mustere sie nur. Mehr nicht."

Seufzend zog er mich zu den Stühlen und wir ließen uns in der vorletzten Reihe nieder. Johnny setzte sich neben mich und tippte auf seinem Handy, während Cameron herzhaft gähnte.

Jennifer hatte mich noch nicht entdeckt und so konnte ich sie ungeniert weiter mustern. Allerdings fiel mir jetzt eher die Person neben ihr auf, als sie selbst.

Chad trug ein Hemd und hatte die dunkelblonden Haare aufgestellt. Seine Hände waren in den Hosentaschen vergraben und er sah Jen dabei zu, wie sie sich mit Genevieve unterhielt.

Er und Jen passten optisch wirklich gut zusammen, aber das war auch kein Wunder. Schließlich sagten früher immer alle, dass Chad und ich so toll zusammen passten und Jen und ich sahen nun mal sehr ähnlich aus.

Gott, das war echt so was von bescheuert, die beiden miteinander zu sehen. Mir war es wirklich egal, das Chad und ich kein Paar mehr waren und in letzter Zeit hatte ich auch versucht mich mit dem Gedanken, das die beiden heiraten würden, anzufreunden, aber jetzt gerade, da fiel es mir wirklich schwer.

Das einzige was es etwas erträglicher machte, war die Tatsache, dass es für Jen mindestens genauso beschissen. Schließlich war ihr Verlobter früher mit ihrer besten Freundin zusammen.

Am liebsten würde ich ihr das jetzt unter die Nase reiben, aber dafür war ich dann doch zu stolz.

Ich löste meinen Blick von ihr und sah zur Bühne, wo unsere Direktorin stand und vor ein Rednerpult trat. Schlagartig wurde es leise und die Direktorin fing an zu sprechen.

Es folgte das typische Blabla darüber, wie schnell die Zeit vergeht und das für die meisten von uns sich in den letzten Jahren viel verändert hatte. Ich fragte mich, ob sie diese Rede extra für uns verfasst hatte, oder ob sie das einfach bei jedem Klassentreffen sagte.

„Mich freut es ganz besonders, dass sich dieser Jahrgang auch neben unserem jährlichen Homecoming zu diesem Treffen zusammen gefunden hat. Für die tolle Organisation möchte ich mich bei Jennifer Craft und Genevieve Blooming bedanken. Ich denke, das ist einen Applaus wert."

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