Als ich das nächste Mal wach wurde war es halb drei. Lange hatte ich nicht geschlafen, aber ich fühlte mich um Welten besser. Mir war nicht mehr schlecht, die Schmerzen in meinem Kopf waren erträglicher und ich hatte die Kraft aufzustehen. Und das war doch schon mal ein Anfang.
Ich nahm mein Handy, welches neben meiner Tasche auf Haydens Schreibtisch lag, wobei ich keine Ahnung hatte, wie meine Tasche hierhergekommen war. Vielleicht hatte ich sie Hayden gegeben oder er hatte sie selbstständig aus seinem Wagen mitgenommen. Ich konnte mich nicht mehr daran erinnern.
Allerdings zeigte mir auf ein Blick auf mein Handy, dass mich niemand vermisste oder sich um mich sorgte. Außer Hayden.
Ich hatte nämlich nur zwei Nachrichten von ihm.
Um halb elf hatte er mir geschrieben ob ich schon wach war und um zwölf, dass er um eins zuhause war und ich bei ihm bleiben sollte. Ich hatte keine Nachrichten von meinen Eltern oder meinen Freunden und das obwohl ich gestern Nacht doch ziemlich plötzlich verschwunden war. Und meine Eltern wussten nur, dass ich abends bei Cameron war, mehr nicht.
Anscheinend waren die Zeiten, in denen sie sich um mich Sorgen vorbei. Etwas beleidigt legte ich meine Handy wieder ab und fuhr erschrocken zusammen als ich Haydens Stimme hörte.
„Na Gott sei Dank, sie lebt wieder!" rief er enthusiastisch aus und ich drehte mich zu ihm. Ich hatte meine Hand auf mein pochendes Herz gelegt und versuchte mich zu beruhigen. Er sah ziemlich fit aus, nur seine Haare waren wieder durcheinander gekommen.
„Kein Grund mich jetzt an einem Herzinfarkt sterben zu lassen", murmelte ich und ging wieder zurück ins Bett, wo sich Hayden mittlerweile aufgerichtet hatte. Ich setzte mich auf die Kante und sah ihn an. Jetzt da ich so nah neben ihm war, fiel mir auf, dass er doch etwas bleicher als normal war und seine Wangen leicht gerötet waren. Seine Augen waren ebenfalls noch etwas angeschwollen und er sah einfach zum niederknien aus. Wie gerne wäre ich ihm mit meiner Hand durch die Haare gefahren oder hätte meine Hände auf seiner Brust platziert... Doch ich riss mich zusammen und schlug vor: „Ich hätte jetzt Hunger, wie wär's wenn ich rüber geh zu mir und mich frisch mache und wir dann wohin zum Essen gehen?"-
Ich war etwas unsicher, was seine Reaktion anging. Irgendwie kam mir das alles noch zu unrealistisch vor. Erst lässt er mich wegen Rachel stehen, aber dann taucht er doch einfach mitten in der Nacht auf um mich abzuholen und ist nicht mal böse, obwohl ich mit Sawyer geknutscht habe. Also nicht, dass ich mir eine negative Reaktion wünschte, ich war mir einfach nur nicht sicher, ob ich dieser Ruhe trauen konnte.
Hayden sah mich an und lächelte leicht: „Okay, ich hol dich in einer viertel Stunde ab."
Erleichtert atmete ich auf und packte meine Sachen zusammen. Von ihm borgte ich mir eine Jogginghose, da ich keine Lust dazu hatte mein Kleid wieder anzuziehen. Außerdem wusste ich ja, das meine und seine Eltern noch in der Arbeit waren und die ältere Nachbarin gegenüber machte auf mich nicht den Eindruck, als wäre sie eine Abgesandte der Fashionpolizei.
Ich verabschiedete mich von Hayden und machte mich mit meinem Zeug auf den Weg zu mir. Draußen schien die Sonne und es war ziemlich warm, was mir etwas zu viel war. Wie ein Vampir flüchtete ich in mein Haus und nahm dort erst einmal eine Schmerztablette. Normalerweise versuchte ich auf Medikamente zu verzichten, aber heute war eine Ausnahme. Ich nahm mir eine Flasche Wasser mit hoch in mein Zimmer und suchte mir aus meinem Kleiderschrank etwas zu anziehen heraus. Da ich nicht davon ausging, dass unser Essen als Date zählte, wählte ich nichts besonderes, sondern einfach nur ein Top und eine kurze Hose.
Anschließend ging ich ins Badezimmer und versuchte dort alles zu retten, was noch zu retten war. Ich wusch mein Gesicht und trug großzügig die teure Feuchtigkeitscreme meiner Mutter auf. Eine dicke Schicht Lippenpflege gönnte ich mir ebenfalls, da meine Lippen trocken und rissig aussahen. Danach versuchte ich mit Concealer und etwas Make-Up mein Gesicht mehr nach von der Sonne geküsst, als wie frisch vom Friedhof geliefert, aussehen zu lassen und tuschte meine Wimpern.
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GROWING UP
ChickLitVor seinen Probleme wegzulaufen ist keine besonders erwachsene Lösung, aber trotzdem viel einfacher als sich ihnen zu stellen. Aus genau diesem Grund hat Mackenzie die letzten vier Jahre auch sämtliche Erinnerungen an ihre Heimatstadt Sunbridge verd...