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*Leonies Sicht*

Er zog mich zu sich ran. Ich konnte seinen Atem hören. Er war ganz ruhig und leise. Langsam kam er näher. Entfernt hörte ich Schritte. Sie wurden immer lauter. Ich dachte mir nichts dabei, ich wollte einfach diesen Moment genießen, doch ruckartig entfernte sich Erik von mir. "Wir müssen jetzt echt." Sagte Luca ganz trocken, als ob nichts wäre. Erik ließ meinen Arm los. Er sagte nichts mehr. Sie gingen einfach weg. Ich guckte Ihnen noch nach, doch dann drehte ich mich um und ging. Nach ein paar Schritten guckte ich nochmal zurück, doch er hat sich nicht umgedreht. Enttäuscht stieg auf mein Fahrrad und fuhr traurig, wegen Erik und wütend, wegen Marie, nach hause.
Kurz hinter dem alten Tennisplatz begegnete ich Marie. Sie fuhr mit so einem ekligen Lächeln auf mich zu. "Wo warst du?" Fragte sie neugierig. "Du weißt ganz genau wo ich war." Ich guckte sie nicht an. "War es nicht gut?" Sie wusste ganz genau, dass ich sie durchschaut habe. Sie tat mir jetzt schon ein bisschen leid. "Nein. Er wollte mich erst küssen, also denke ich,  hat es dann aber nicht gemacht und das nur weil sein Bruder dazwischen kam."
"Das verstehe ich nicht. Er hat es doch mit mir geplaaaa..." Sie guckte mich erschrocken an. Das hat sie jetzt nicht gesagt! "Was soll das heißen Marie?" Erpresserisch guckte ich sie an, allerdings sagte sie keinen Ton. "Marie!" Meine Stimme wurde lauter. "Ok, ok, ok. Naja du bist raus gegangen und er kam gerade in die Manege und und..." Sie sprach sehr hektisch und versuchte nach Luft zu schnappen. "Ist gut. Jetzt nochmal ganz langsam."
"Also. Du bist mit dem Typ aus dem Zelt und genau dann kam Erik in die Manege und sprach da mit seinem anderen Bruder." Ich unterbrach sie "Luca." Sie guckte mich verwirrt an. "Der andere Bruder heißt Luca." Sagte ich.
"Ok. Luca und Erik kamen in die Manege und unterhielten sich. Ich saß dort ganz alleine und sie guckten mich an. Dann kam Luca zu mir hoch und fragte, ob alles in Ordnung sei. Dann unterhielten wir uns weiter und  verabredeten uns für heute. Damit meine ich, das ihr euch treffen solltet. Also verstehe ich nicht warum er euch gestört hat." Wir sind an meinem Haus angekommen. Ich stieg ab. "Ich werde es einfach vergessen." Marie nickte leicht traurig. "Das ist wohl das beste. Er hat dich nicht verdient." Sie wollte gerade losfahren da reif ich sie zurück. "Marie, wo ist mein Handy?" Fragte ich panisch und wühlte in meinen Jackentaschen. "Wenn das wieder so ein beschissener Plan von dir ist schwör' ich dir bist du tot." "Das ist kein dummer Plan von mir. Versprochen. Guck nochmal in der Tasche da." Sie zeigte auf eine meiner Jackentaschen. Ich kramte wie wild darin rum, aber nichts. "Gib mir mal dein Handy." Ich streckte meine Hand zu Marie. Sie holte ihr Handy raus und gab es mir. "Was hast du vor?" Sie fragte leicht panisch nach und stellte ihr Fahrrad ab."Vertrau mir." Ich tippte drauf los.

*Eriks Sicht*

"Und noch einen. Sehr gut kleiner Bruder. So und jetzt duschen nicht vergessen." Ich könnte Luca sein Grinsen auf dem Gesicht schlagen, wenn er denkt ich wäre ein kleines Kind. "Dito." Ich zwinkerte ihm zu. "Arrr komm her Kleiner." Er kam auf mich zu und nahm mich in seinen Schwitzkasten. Ich versuchte mich zu befreien, jedoch gelang es mir nicht. Die Tür schlug auf und unsere Mutter stand dort. Sofort ließ er mich los und wir stellten uns erschrocken nebeneinander. "Ach Jungs, albert ihr schon wieder rum? Ihr sollt dich trainieren." Sie guckte uns enttäuscht an. "Wir waren gerade fertig Mutter." Jetzt war sogar mein "großer Bruder" ganz kleinlaut. "Das will ich für euch hoffen. Und jetzt macht euch fertig für die Show." Sie drehte sich um und schloss die Tür hinter sich. "Wir hätten wegen dir gerade fast mächtig Ärger bekommen." Luca boxste mich leicht. "Hä? Wegen dir." Ich rammte ihn leicht von der Seite. Er stolperte kurz, fing sich dann aber wieder. "Na warte." Er kam auf mich zu gerannt. Daraufhin schnappte ich mir meine Sachen und rannte so schnell ich konnte raus und zu meinem Wohnwagen. Luca war sehr dicht hinter mir, doch ich schaffte es noch. Ich machte schnell die Tür zu und verschloss sie. Kurz darauf klopfte er an meine Tür. "Irgendwann musst du daraus kommen und dann werde hier sein und auf dich warten." Er lachte. Ich schmiss meine Sachen aufs Bett und setzte mich dann an den kleinen, eckigen Tisch. Erst bemerkte ich es gar nicht, doch dann vibrierte ein Handy. Meins konnte es nicht sein, denn ich habe so ein plopen als Geräusch. Es lag vor mir auf dem Tisch. Ich machte es an. Auf dem Bildschirm waren zwei Mädchen. Das eine kannte ich nicht, aber das andere sah aus wie Leonie. Sie scheint es hier liegen gelassen zu haben.
Unter anderen waren dort auch 4 Nachrichten bei WhatsApp angezeigt. Eigentlich guckt man nicht in fremde Handys, aber ich musste ihr es wieder bringen.

*Chat*

Marie: Hey hier ist Leonie. Ich habe                    vermutlich mein Handy bei dir liegen gelassen.

Marie: Wann könnte ich es abholen?

Marie: Erik!

Marie: Ich komme nachher zur letzten Aufführung.

Ich steckte das Handy in meine Hosentasche. Danach holte ich mir mein Handtuch aus dem Schrank und machte leise meine Tür auf. Ich guckte vorsichtig raus, zu allen Seiten. Es war kein Luca und kein Daniel zu sehen. Meistens planen sie was zusammen gegen mich. Ich ging zur Dusche, versuchte aber nicht auffällig zu wirken. Heil kam ich bei ihr an. Ich legte meine Sachen über eine Stange und ging duschen. Gerade als ich fertig war und der ganze Schaum aus meinen Haaren war, hörte ich die Tür zufallen. Wie ich es mir denken konnte waren meine Klamotten weg. Dort wo meine Sachen lagen klebt nur ein Zettel.

Hier kommt die Rache von vorhin...

Ich band mir mein Handtuch um und ging raus. Zuerst steuerte ich auf Lucas Wohnwagen zu. Die Tür war abgeschlossen. Ich glopfte. Keiner machte auf. Weiter ging es zu Daniels Wohnwagen. Das Spiel wiederholte sich. Keiner machte auf. Lange musste ich nicht überlegen wo sie waren, denn zum großen Hauptzelt führte ein Weg aus Kerzen. Natürlich folgte ich ihm. Ich wollte wissen was die Jungs geplant haben. Langsam ging ich den Weg lang. Mit jedem Schritt, mit dem ich dem Zelt näher kam, hörte ich die Musik deutlicher. Es war kein bekanntes Lied es war nur eine Melodie, die ich total hasste.
Fast war ich vor dem Zelt, doch man konnte nicht rein gucken, da es überbelichtet war. Sozusagen ging ich ins Licht. Langsam offenbarte sich mir die Manege. Mitten in der Manege stand ein Stuhl. Das ganze Zelt war dunkel nur ein Scheinwerfer war auf den Stuhl gerichtet. Das konnte nichts gutes heißen. Erst zögerte ich, aber dann fasste ich allen Mut zusammen, ging auf ihn zu und setzte mich. Zwei Gestalten kamen auf mich zu. Vermutlich sind es die beiden, aber ich konnte sie nicht erkennen.
"Hallo kleiner Bruder." Sagte Luca. "Sorry Brüderchen ich musste mitmachen." Kam jetzt von Daniel.
Er holte etwas aus seiner Hosentasche. Jetzt kamen sie zu mir ins Licht. "Erkennst du das wieder?" Er hielt mir Leos Handy vor die Nase. "Was hast du..." Ich stellte mich vor ihn. Er schupste mich zurück auf den Stuhl. "Ich habe deiner kleinen Freundin nichts geschrieben. Keine Sorge." Er lief um mich rum. Ich verfolgte ihn mit meinem Blick. "Sie ist nicht meine Freundin!"
"Ich habe mir was besseres einfallen lassen." Er grinste. "Darf ich mich erst anziehen?" Fragte ich auch leicht grinsend und war schon wieder am aufstehen. Daniel schupste mich zurück auf den Stuhl. Zeitgleich warf mir Luca meine rot schwarz karierte Boxershort zu. "Mehr nicht." Ich zog sie schnell an. Es war ein bisschen unangenehm ohne etwas an. Da war die Boxashort schon genug um sich wieder wohl zu fühlen. "Hier" Er warf mir noch etwas zu. Es sah aus wie ein Ring. "Den musst du die ganze Show lang tragen." Ich sah wie er sich sein Lachen verkneifte. "Was ist das?" Fragte ich ihn völlig hämmungslos. "Das, mein kleiner Bruder, nennt sich Fake-Nippelpiercing." Jetzt konnte er es nicht mehr anhalten. Er prustete los. Im Augenwinkel sah ich Daniel auch anfangen zu lachen. "Was wenn nicht?" Fragte ich mutig. Luca kam ganz nah zu mir ran und legte seine Hand auf meine Schulter. "Wenn du es nicht machst, bekommt deine Freundin einen hässlichen Text." Sagte er leise. Er gab Daniel ein Zeichen und sie gingen richtung Ausgang. "Überleg es dir." Rief er mir noch zu und dann waren sie auch schon verschwunden.
Kurz blied ich noch sitzen, dann nahm ich mir meine Klamotten zog sie an und ging zurück in mein Wohnwagen. Das Handy versteckte ich gut und ging dann mein Kostüm anziehen.

*Daniels Sicht*

Wir verließen das Zelt. Ich blickte nochmal zurück auf Erik. "Meinst du nicht das ist ein bisschen übertrieben?" Fragte ich mit schlechtem Gewissen. "Ach quatsch. Das macht er eh nicht. Das Handy hat er ja eh schon zurück. Außerdem ist es nur für eine Show. Was soll denn da schon groß passieren?" Sagte Luca leichtsinnig.

The circus boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt