26.

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Ich lächelte ihn an. Mehr konnte ich nicht machen.
"Hey, ich bin müde. Ich geh schlafen." Sagte ich, auch wenn ich noch 3 Stunden gerne hier geblieben wäre.
"Du willst mich alleine lassen? In der Dunkelheit?" Fragte er und lachte. Ich musste auch lachen.
"Gute Nacht." Sagte ich und strich ihm über den Arm.
"Die Wünsche ich dir auch." Sagte er und lächelte mich freundlich an. Ich kletterte den Wagen runter und ging rein. Dann legte ich mich in Eriks Bett und schlief ein.

Leise hörte ich jemanden Laufen. Ich machte meine Augen auf und sah Erik, der sich gerade sein T-shirt anzog.
"Guten Morgen." Sagte er mit rauer Stimme. Ich setzte mich auf.
"Guten Morgen." Brabelte ich auch.
"In zehn Minuten gibt es Frühstück." Sagte er.
"Was? Nur zehn Minuten?!" Fragte ich aufgebracht. Hecktisch stand ich auf, wobei ich mir an einem flachen Regal den Kopf stieß. Ein leiser Schrei entwich mir. Ich zog mich an und machte mir einen Zopf, der ein bisschen unordentlich war. Erik lächelte mich nur süß an.
"Können wir?" Fragte er und hielt mir seien Arm hin.
"Los." Sagte ich und harkte mich unter. Wir liefen zusammen zum großen Zelt, zum Frühstückstisch.

Dort angekommen ließ Erik mich sofort los und ich spürte die unangenehmen Blicke auf mir. Ich guckte zu Luca, der mich anguckte als ob ich verletzt wäre und ich Trost brauche.
Wie setzten uns hin und aßen. Die Blicke von seinem Vater sind mir nicht entfallen. Er guckte Erik drohend an und komplizierte mit ihm. Allerdings hatte ich keine Ahnung was sie 'sagten'.

Nach dem Frühstück gingen Erik und ich zurück in sein Wagen. Plötzlich zog er sich aus.
"Was wird das?" Fragte ich verwirrt.
"Eine schnelle Nummer dachte ich...Nein Spaß. Ich gehe gleich mit den Jungs trainieren. Willst du mitkommen?" Fragte er freundlich. In diesem Moment klopfen seine Brüder an die Tür.
"Kommst du?" Fragte Daniel.
"Ja gerne." Sagte ich und gibt mit ihm zur Tür. Gemeinsam mit den Jungs gingen wir zu dem Trainingswagen.
"Können wir kurz reden?" Fragte Erik und hielt mich an meinem Arm fest. Daniel und Luca gingen schon in den Wagen und wir blieben draußen stehen.
"Was ist denn?" Fragte ich neugierig.
"Na ja ich habe ja gesagt, wir würden hier noch für ein paar Monate bleiben, richtig? Bitte sei nicht sauer. Möglicher Weise fahren wir schon übermorgen weiter." Sagte er und fasste sich schuldig an den Hinterkopf.
"Was?! Und wann wolltest du mir das denn sagen?" Schrie ich ihn an.
"Also eigentlich habe ich es dir ja jetzt gesagt..." Sagte er und lächelte mich verschämt an. Mit diesen Spruch hat er es übertrieben. Ich holte aus und gab ihm eine schöne Backpfeife. Ohne noch etwas zu sagen drehte ich mich um und ging weg. Erik hielt mich am Arm fest.
"Bitte bleib hier. Sei nicht sauer." Sagte er.
"Lass mich los und nenn' mir nur einen Grund warum ich das nicht sollte." Vorderte ich ihn auf und er ließ mich los.
Zügig ging ich in seinen Wagen und packte meine Sachen.

*Eriks Sicht*

Sie zog voll durch. Die haben ich verdient.
Ohne noch etwas zu sagen drehte sie sich um und ging weg. Ich hielt sie an ihrem Arm fest.
"Bitte bleib hier. Sei nicht sauer." Flehte ich sie an.
"Lass mich los und nenn' mir nur einen Grund warum ich das nicht sollte." Vorderte sie mich auf und ging dann weiter. Schitt!
Das ganze Training lang überlegte ich ob ich es doch lieber nicht gesagt hätte. Aber das wäre noch schlimmer gewesen.
Mitten ihm Training spricht Luca mich an.
"Hey was ist los? Du machst so einen betrübten Eindruck." Sagte er außer Atem. Er machte noch einen Liegestütz und stand dann auf..
"Nichts alles gut." Log ich mich und ihn an. Luca guckte mich verwundert an aber ließ mich die restliche Trainings Einheit in Ruhe. Die ganze Zeit musst ich noch an Leo denken. Die einzige Möglichkeit wäre wenn sie Teil der Show wäre. Dann könnte sie bei uns bleiben.
Das Schlechte daran ist: allein wir trainieren schon unsre ganzes Leben. Den Vorsprung würde sie nicht mehr einkriegen.

"Hey Erik, kommst du nachher mit Pizza holen?" Fragte mich Daniel nach dem Training.
"Äh nein. Ich habe noch etwas vor." Sagte ich und ging dabei aus dem Wagen. Mit schnellen Schritten ging ich auf meinen Wagen zu, wo ich hoffte Leo anzutreffen. Doch ohne Erfolg. Sie war nicht in dem Wagen. Ich befürchtete Schlimmes, da keinerlei Sachen mehr von ihrer rum lagen. Heute morgen lag ihr Pullover noch auf dem Bett und ihre Jacke über dem Stuhl. Ihr Rucksack ist auch weg. Schnell rannte ich wieder raus auf den Hof. Ich begegnete Nadine. Sie war vielleicht nicht dir beste Ansprechpartnerin, aber sie war die Einzige.
"Hey Nadine, hast du zufällig Leo gesehen? Die Kleine, die immer mit beim Essen war..." Fragte ich sie und versuchte noch freundlich zu wirken.
"Warum sollte ich dir helfen? Was hätte ich davon?" Fragte sie erpresserisch. Es ging um Leo. Für sie würde ich alles tun.
Was willst du?" Fragte ich kalt. Sie überlegte kurz, gab dann aber schnell eine Antwort.
"Einen Kuss. Aber nicht irgendeinen. Nein! Wann ich will und so lange wie ich will." Sagte sie und grinste mich an. Ich musste nicht lange überlegen. Es ging hier um Leo. Ich würde alles für sie tun.
"Abgemacht." Sagte ich und gab ihr meine Hand. Sie gab mir auch ihre und lachte dabei.
"Also? Wo ist die lange gegangen?" Fragte ich hektisch. Nadine zeigte in Richtung Parkplatz.
"Ich freu mich schon auf den Kuss, Süßer." Sagte Nadine und ging dann weg. Ohne auf noch weiter auf Nadine zu hören rannte ich los. Ich rannte so schnell, dass ich fast über meine eigenen Beine stolperte. An der Straße angekommen sah ich Leo auf der anderen Seite stehen. Sie stand mit ihrer gepackten Tasche an der Bushaltestelle. Genau in diesem Moment kam der Bus um die Ecke gefahren.
"Leo!" Rief ich, in der Hoffnung sie würde es noch hören. Ich wollte noch zu ihr Rennen und sie aufhalten, doch der Bus schnitt mir den Weg ab.
Jetzt war es soweit. Ich habe sie verloren. Nur weil ich so ein egoistisches Arschloch bin. Ich werde sie nie wieder sehen. Sie sollte noch wissen, dass sie die Erste war, in deren Gegenwart ich total aufgeregt war und schwitze Hände bekam. Das alles konnte ich ihr nicht mehr sagen.
Ich versuchte sie noch im Bus zu sehen, doch die Lidl-Werbung war über den ganzen Bus verteilt. Ich hatte keine Chance. Irgendwas sagte mir, ich solle stehen bleiben bis der Bus weg gefahren ist. So tat ich es auch.

*Leonies Sicht*

Ich packte meine Sachen. Warum fiel mir das nur so schwer? Ich bekam eine Träne in mein Auge. Sie floss gerade wegs meine Wange runter. Schnell wischte ich sie weg und konzentrierte mich drauf nicht noch eine Träne zu produzieren. Das geling mir auch recht gut. Meine Tasche war fertig gepackt und ich setzte sie mir auf. Ich guckte mich nochmal um, ob ich nicht doch etwas vergessen habe. Dann ging ich zur Tür. Ich fasste die Türklinke an. In diesem Moment schossen mir so viele Gedanken durch den Kopf.

Gehst du wirklich?

Du liebst ihn doch!

Aber ist es genug?

Wo willst du hin?

Gehst du wieder nach hause?

Opferst du doch alles für ihn?

Würde er wollen, dass du gehst?

Oder würde er wollen, dass du bleibst?

Ich zögerte, drückte dann aber doch die Türklinke runter. Ich ging aus seinem Wohnwagen und schloss die Tür wieder leise. Ich rannte schnell die Treppe runter. Dabei lief mir noch eine Träne über die Wange. Ich weiß nicht wo ich hin wollte. Ich wollte erstmal von diesem Platz hier weg. Das war sicher.

"Leonie, richtig?" Hörte ich eine weibliche Stimme hinter mir. Ich drehte mich um. Vor mir stand das Mädchen, das Erik im Zelt nach der Aufführung geküsst hat.
"Ja." Sagte ich trocken.
"Wo willst du denn hin?" Fragte sie und kam die letzten Meter auf mich zu.
"Äh ich geh wieder nach Hause. Ihr müsst morgen weiter." Sagte ich und versuchte dabei glücklich zu klingen.
"Ja das stimmt. Ich will dich auch gar nicht weiter aufhalten. Komm gut nach Hause." Sagte sie mit einem großen Lächeln im Gesicht. Es sah schon fast übertrieben aus. Ich versuchte auch ein gespielten Lächeln raus zubringen. Das sah bestimmt besser aus als es sich angefühlt.
Schwungvoll drehte ich mich um und ging zügig zu der Straße. Zum Glück war genau dort eine Bushaltestelle. Ich ging auf die andere Seite und guckte wann der Bus kommt. Ich guckte auf mein Handy.

11:28 Uhr

Dann guckte ich auf den Fahrplan.

11:26 Uhr

Das kann auch nur mir passieren. Nur weil diese komische Nadine neugierig war und alles ganz genau wissen wollte. Der nächste Bus kommt 11:59 Uhr.
Ich nahm meine Tasche ab und schmiss sie auf den Boden, gegen die Mauer. Anschließend setzte ich mich auf die Tasche und lehnte mich gegen die Mauer. Dabei steckte ich mir meine Kopfhörer in die Ohren. Ich machte mir Musik an und guckte auf den Circus.

The circus boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt