15.

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Ganz ohne einen Traum in der Nacht wachte ich, zum ersten mal seit Tagen, wieder erholt und ausgeruht auf.
In fünf Tagen ist Weihnachten. Das Geschenk für Marie habe ich schon vor einem Monat geholt. Sie wünschte sich schon so lange einen typischen Weihnachtspulli, aber ihre Eltern kaufen ihr sowas nicht. Deswegen fiebere ich schon seit drei Wochen auf diesen Tag hin.
Doch ich glaube es wird nicht mehr so wie früher. Es wird ein schweigen unterm Weihnachtsbaum.
Zum ersten Mal ging ich wieder ausgeschlafen nach unten in die Küche. Papa war schon los und Lena saß ganz allein in der Küche. "Weißt du wo Papa ist?" Fragte Lena. "Er guckt schon mal nach einem schönen Weihnachtsbaum." Log ich. "Achso. Guck mal ich habe einen Brief von Mama bekommen." Stolz hielt sie ihn in die Luft. "Oh schön." Versuchte ich glücklich zu sagen. "Zeig mal her." Ich streckte meine Hand nach dem Brief aus und Lena gab ihn mir.

Liebe Lena,
ich weiß nicht ob Papa dir schon die ganze Sache erklärt hat. Wir hatten einen Streit und ich wohne jetzt bei Oma. Ich kann leider nicht so oft vorbei kommen, weil Oma mich braucht und ich viel arbeiten muss. Ich komme erstmal nicht wieder nach Hause. Ich habe dich ganz doll lieb und bis zum nächsten Treffen.

Mit lieben Grüßen
Deine Mama♡

Mir lief eine Träne über die Wange. Schnell wischt ich sie weg. Ich gab Lena den Brief zurück und machte mir Cornflakes. "Kommt Mama zu Weihnachten?" Lena grinste schon fröhlich. Reis dich zusammen Leo. Fang jetzt nicht an zu weinen! "Nein ich glaube nicht." Geht doch. Du hast es... oh nein da geht es los. "Leo warum weinst du? Möchtest du Mama nicht wieder sehen?" Fragte sie traurig. "Nein. Ist schon gut. Ist die Pupatät." Antwortete ich und holte mir ein Taschentuch. "Wollen wir heute was machen?" Fragte ich sie. "Ja gerne! Können wir in die Stadt gehen?" Sie grinste mich an. "Ja klar. Fahren wir zum Mittag da hin?" Ich räumte meine Schüssel weg. "Ja. Können wir in die Pizzeria, wo wir schon mal gegessen haben?" Fragte sie so süß. Ich konnte einfach nicht nein sagen. "Ja du kleine Nervensäge." Sagte ich obwohl es mich an die komische Situation mit Erik erinnerte. Ich verwuschelte ihre Haare und ging mit ihr ins Wohnzimmer.

*Eriks Sicht?

"Hier ist dein Geld. Heute ist es leider nicht so viel. Danke trotzdem." Mama gab mir das Geld und einen Kuss auf die Stirn und ging wieder aus meinem Wohnwagen. Ich zählte es nach. 1, 2, 3, 3.20, 3.40. Es war nicht die Welt, aber ich war für jeden Cent dankbar. Ich legte es in meine geheime Geldbox und schloss sie wieder zu.
Bis zur nächsten Show war es noch eine und eine halbe Stunde. Ich ging geradewegs auf Nadines Wohnwagen zu und klopfte sauer dagegen. Sie öffnete die Tür. "Ach Erik. Was machst du denn hier?" Fragte sie verführerisch. Ich ging in ihren Wagen. "Was war das vorhin?" Fragte ich wütend. "Was meinst du?" Sie stellte sich mit Absicht dumm. Vor lauter Wut drückte ich sie gegen die Wand. "Du weißt ganz genau was ich meine. Ich meine den Kuss im Zelt." Beim reden drückte ich meine Zähne aufeinander. "Das hat dir doch auch gefallen." Sie wollte wieder los aus meinem Griff. Ich drückte sie noch fester gegen die Wand. "Nein! Begreif es endlich. Ich bin in jemand anderen verliebt und du hast sie mit deiner Aktion vergrauelt." Sagte ich immer noch wütend. "Du tust mir weh." Kam nur von ihr. Ich ließ sie los. Und sie ging richtige Bett. "Ups. Der kleine Erik ist verliebt. Ist ja süß." Sagte sie gehässig. "Das tut mir aber leid."
"Spar es dir einfach." Ich ging nochmal auf sie zu und stand sehr nah vor ihr. "Sie ist jedenfalls besser als du es jemals sein wirst. Und obendrein bin ich in sie verliebt so wie in dich nie war." Diese harte Ansage musste einfach sein, auch wenn ich es gleicht bereuen wurde, denn sie gab mir eine Ohrfeige. Ich hoffte sie hat es jetzt kapiert.
Wütend ging ich raus und traf dort auf Daniel. "Was ist denn mit dir passiert?" Er zeigte auf meine Wange und lachte. "Halts Maul." Sagte ich angepisst und ging an ihm vorbei. "Du solltest es vielleicht überschminken." Hörte ich ihn noch entfernt rufen. Er lachte und ging auch einfach weiter. Ich drehte mich nochmal um und sah Nadine, wie sie in ihrer Tür stand. Sie guckte mich auch wütend an.
In meinem Wohnwagen krampte ich schnell einen Spiegel und meine Show-Schmike raus. Ein rot leutender Handabdruck war auf meiner Wange zu sehen. Vor meinem Wagen hörte ich schon Luca rufen. "Hey Erik. Komm mal raus." Schnell und unsauber überschminkte ich meine Wange. Ich schmiss die Schminke und den Spiegel zurück in die Schublade und ging raus, wo Luca schon auf mich wartete. "Wir müssen trainieren." Er wollte gerade seinen Arm um mich legen, nahm ihn aber wieder weg. "Hast du Make-up auf deiner Wange?" Fragte er und fasste sie an. Ein leichtes Zischen vor Schmerz entwich mir. Ich nahm meinen Kopf bei Seite. "Nein." Sagte ich. Ich ging weiter Richtung Trainingswagen. "Na klar. Was hast du gemacht?" Fragte Luca besorgt. "Nichts." Ich zog meinen Schritt an und legte einen Zahn zu. "Hey jetzt warte doch mal." Luca rannte mir hinterher und hielt mich am Arm fest. "Lass mich in ruhe." Sagte ich wütend und schlug seinen Arm weg. "Was hast du da gemacht, verdammt?" Wiederholte er sich besorgt. "Nadine hat mich geschlagen, ok?" Schrie ich ihn an. "Nein nicht ok! Warum?" Fragte er. "Ich habe ihr endlich mal richtig klar gemacht, dass das mit uns beiden nichts mehr wird. Und dann das." Ich zeigte auf meine Wange. "Die ist doch süß. Zumindest als Betthase." Er zwinkerte mir zu. "Aber nicht wenn man verliebt ist!" Schrie ich ihn an. Er guckte mich erstaunt an. "Aber nicht dieses Mädchen aus dem Publikum, oder?" Fragte er. "Doch. Genau die." Ich machte mich schon auf noch eine Ohrfeige gefasst, doch die kam nicht. "Es hat dich echt erwischt ja." Er fing an zu lachen. "Das ist gar nicht witzig." Ich schlug ihm auf seinen Arm. "Komm." Sagte er und ging in die andere Richtung, in die wir ursprünglich gegangen sind. "Wohin?" Fragte ich und blieb stehen.
"Wir gehen das richtig überschminken." Er machte eine Handbewegung und ich folgte ihm in seinen Wohnwagen. Er schloss die Tür auf und wir gingen rein. "Setzt dich." Er zeigte auf den Stuhl, der neben dem Tisch am Fenster stand. Ich setzte mich hin. Luca kramte in einer Schublade. Kurz darauf hielt er seine Schminke in der Hand. "Hier. Mach deine ab." Er hielt mir ein Abschminktuch hin und ich schminkte mich ab. Mit einem geschickten Wurf warf ich es in den Mülleimer. "Hey feier' dich nicht so! Das hätte gar nicht passieren müssen." Sagte er wütend. Grob fing er an mich zu schminken. "Au." Sagte ich leise. "Was meinst du mit: Das hätte nicht passieren müssen?" Fragte ich verwirrt. Luca überdeckt die letzte rote Stelle des Handabdrucks und legte die Sachen wieder weg. "Wenn einfach dieses Mädchen nicht wäre." Sein Ton wurde traurig und zu gleich wütend. "Dieses Mädchen hat auch einen Namen!" Sagte ich wütend und stellte mich drohend vor ihn. Er sagte nichts mehr und drehte sich einfach um. Er ging raus. Ich ihm hinterher und schloss die Tür hinter mir. "Luca?" Rief ich ihm nach. Schlagartig drehte er sich um. "Du hattest recht." Gab ich zu. "Wo mit?" Fragte er und kam langsam auf mich zu. "Ich werde sie vergessen müssen." Sagte ich traurig. "Ich sage es nur ungern," Luca kam auf mich zu und legte seinen Arm um mich, "Aber ich habe es dir gesagt."

The circus boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt