14.

194 11 2
                                    

Diese Träume lassen mich einfach nicht in Ruhe. Ich drehte mich auf die Seite und versuchte weiter zu schlafen. Das klingt einfacher als gedacht. Nach einer gefühlten Ewigkeit guckte ich auf die Uhr.
05.08 Uhr. Also lag ich seit 04.45 Uhr wach im Bett und starrte die Decke an. Nach ein paar Stunden wurde ich dann noch wieder müde  und schlief ein.
Brrr,brrr. Mein Wecker weckte mich nach zwei Minuten. Zuerst verstand ich gar nicht warum er geklingelt hat, doch dann kam es mit wieder in den Sinn. Marie und ich mussten heute unseren Vortrag zuende machen. Also wieder raus aus meinen schönen warmen Bett und ab unter die Dusche, Haare föhnen, anziehen, was essen und warten. Lena schlief noch und Papa war nicht da. Das kümmerte mich aber nicht weiter. Soll er doch machen was er will. Es klingelte und ich machte die Tür auf. "Hey Marie." Sagte ich müde und ohne Elan. "Morgen." Sie umarmte mich herzlich und fröhlich. "Ich habe schon eine mega tolle Idee." Sagte sie gut gelaunt und ging schnell die Treppe hoch, mir vorran. "Hmm." Sagte ich trocken. "Ist alles gut?" Fragte sie und drehte sich auf der Treppe um. Ich rannte gegen sie. "Ja! Lauf doch einfach." Beim reden wurde ich immer leiser. Sie drehte sich wieder um und ging weiter. Heute setzte sie sich auf meine Stuhl. Ich wich auf dem Weg zum Stuhl aus und setzte mich auf mein Bett. "So kenne ich dich gar nicht." Fing Marie plötzlich an. Sie wollte gar nichts mehr von ihrer tollen Idee sagen. "Hmm." Ich setzte mich in den Schneidersitzt und legte mir ein Kissen an den Bauch. "Was ist los Leo?" Stocherte sie nach. "Meine Mutter ist vielleicht tot." Langsam kamen mir die Tränen und ich versuchte sie zu verkneifen. "Bist du jetzt zufrieden?" Hing ich ran und brach in Tränen aus. Sie sagte nichts und guckte mich nur verdutzt an. "Ich hau einfach ab." Sagte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Was? Nein!" Marie war erschrocken. "Hier hält mich doch eh nichts her. Warum nicht einfach weglaufen?" Sagte ich mit vollen Ernst. "Wo willst du denn hin? Und was ist mit Lena?" Fragte sie uns setzte sich vor mich auf mein Bett. Ja sie hatte Recht. Lena braucht mich. Und eine Bleibe hätte ich auch nicht. Höchstens bei Oma, aber die würde es Papa wieder sagen und dann würde er mich abholen. "Ja du hast ja Recht. Fangen wir jetzt an?" Fragte ich ein bisschen traurig. "Ja sofort." Sie kramte etwas aus ihrer Tasche. "Ta, da." Sagte sie und hielt mir einen Spiegel vor mein Gesicht. "Ein Spiegel wow." Sagte unbeeindruckt. Es war ein kleiner normaler Spiegel. Er war klein, rund und hatte keinen Griff. "Guck richtig rein." Sagte sie verblüfft.  Langsam hielt ich sie für verrückt. Es war ein Spiegel. Ich sah mich und nichts anderes. Trotzdem versuchte ich tiefer rein zu blicken. Ich sah in meine Augen. "Jetzt wiederhole das was du gerade noch zu mir gesagt hast." Kam leise von Marie. "Ich werde weglaufen. Was hält mich denn noch hier?" Sagte ich und guckte mir immernoch tief in die Augen. Darin sag ich jetzt Angst. Ein Schlag ging durch meinen ganzen Körper. Ich zuckte vom Spiegel zurück und guckte Marie erschrocken an. Sie nahm den Spiegel wieder weg. "Was war das?" Fragte ich sie. "Das was du wirklich fühlst. Du kannst nicht weglaufen." Antwortete sie mir und legte ihre Hand auf mein Knie. "Das würdest du nicht übers Herz bringen." Sagte sie beruhigend. "Na schön. Fangen wir an." Voller Elan sprang ich auf. Ich weiß auch nicht wo diese Begeisterung her kam. Vielleicht wollte ich einfach Ablenkung. "Gut. Also meine Idee war es, da es ein grünes Plakat ist, es am Rand mit ein bissen gelb und orange zu betupfen. Also so als Rand." Sie zeigte mit ihrer Hand auf das Plakat und umrandet es. Nachdenklich guckte ich es an. "Ja das ist gut. Na dann los." Ich schnappte mir die Farbe und wir fingen an.
"So wir sind fertig. Mit dem Rand." Ich wischte mir symbolisch den Schweiß von der Stirn. "Suchen wir jetzt den Text raus?" Fragte Marie, die neben dem Plakat hockte und Farbe im Gesicht hatte. Ich guckte sie an und musste lachen. "Was ist?" Fragte sie. "Wollen wir dich vorher waschen gehen?" Fragte ich lachend. Sie guckte in den Spiegel an meiner Wand und musste auch lachen. "Ja ich gehe das mal schnell abwaschen." Lachend ging sie aus meinem Zimmer zum Bad. Ich stand auf und setzte mich vor meinen Schreibtisch, wo der Laptop lag. Ich klappte ihn auf und machte ihn an. Sofort ging ein Lied an. Rollercoaster von Julian le play. Ich hatte das noch vom letzten mal an und vergessen aus zu machen. Die erste Strophe fing an. (Für alle, die es nicht kenne. Es ist das Lied oben👆💋) So schnell wie möglich wollte ich es aus machen, aber der er war noch am Hochfahren und ich konnte ihn nicht bedienen. Ich konnte es weder aus noch leiser machen. Warum musste ausgerechnet dieses Lied kommen? Was ist das für ein beschissener Zufall. Als Marie wieder rein kam erschien das Fenster des Liedes auf meine Bildschirm. "Ich mag das lieb. Mach lauter." Sie fing schon an im Zimmer zu tanzen." Ich drückte energisch auf 'Stop'. "Nein." Sagte ich wütend. Sie kam zu mir und setzte sich auf einen Hocker. Wir suchten drei Stunden lang Informationen über sie Sonne raus. Zum Schluss hatten wir raus, dass sie 149.600.000 km von uns entfernt und der Radius 695.700 km betrug. Na gut. Wir haben dann noch einen Text kopiert und ein bisschen umgeschrieben. Den klebten wir in die Mitte des Plakates. Drum herum klebten wir noch Bilder von der Sonne und ihrem Aufbau. Damit war unser Plakat auch fertig.
"Wie teilen wir das auf? Ich würde vorschlagen ich mach die Einleitung, den Durchmesser und den ersten Teil des Textes." Sagte ich und ließ mir den Text nochmal durch. "Ja ist gut. Dann sage ich die Entfernung zur Ende, den zweiten Teil des Textes und den schluss Teil." Sagte sie einverständlich. Ich nickte und schreib mir meine Stichpunkte auf. "Ach weißt du was ich gelesen habe?" Fragte Marie nach einiger Zeit. "Nein." Sagte ich und wurde ganz aufmerksam. "Der Circus bleibt noch in der Stadt. Sie wissen erstmal nicht wohin und bleiben noch ungefähr acht Wochen hier." Sie zwinkerte mich an. Ich musste grinsen wie ein Honigkuchenpferdchen. "Und." Versuchte in uninteressiert zu sagen und verkniff mir mein Lächeln. So schwer war es nicht. Nach dem Vorfall von gestern fällt es nicht mehr schwer. "Oh Äh... Ich habe es total vergessen. Sorry." Sie fasste sich schuldig an ihren Hinterkopf. "Ist schon gut." Ich guckte auf den Boden. "Wollen wir einen Film gucken und Popcorn machen?" Fragte sie begeistert. "Ja gerne. Was wollen wir gucken?" Fragte ich und überlegte selber. "Pitchperfekt!" Sagten wir beide gleichzeitig und mussten lachen. Zusammen gingen wir runter und machten Popcorn. Papa war im Arbeitszimmer und bemerkte uns nicht. Doch als die Popcörner anfingen zu popen kam er in die Küche, um zu gucken was wir machten. "Ach Hallo Marie." Sagte er und guckte sie an. Er blieb in der Tür stehen und guckte nun mich an. "Ich muss morgen zu einem Termin. Komm einfach nachher nochmal runter bevor zu schlafen gehst." Sagte er und ging dann wieder, ohne auf eine Antwort von mir zu warten. Marie guckte mich an. Ich zuckte mit den Schultern. "Ich glaube es ist fertig." Gerade wollte ich die Mikrowelle auf machen, da hält Marie mich zurück. "Nein warte noch. Es popt noch." Sagte sie und wir mussten lachen. Das war schon ein bisschen kindisch, aber dafür ist eine beste Freundin da. "Jetzt." Sagte sie und ich machte die Mikrowelle auf. Vorsichtig holte ich die Tüte raus und kippte den Inhalt in eine Schale. Zusammen ging wir wieder in mein Zimmer und ich setzte mich auf mein Bett. Marie machte die DVD rein und ganz mir die Fernbedienung. Dann setzte sie sich neben mich. Gleich das erste Lied sang ich wieder mit und das voller Elan. "Wow. Ich wusste gar nicht, dass du so gut singen kannst." Sie guckte mich verblüfft an und sofort verstummte ich. "Danke." Ich grinste übertrieben. Damit war das Thema erstmal erledigt.
Als der Film vorbei war musste sie leider schon gehen. Wir standen unten im Flur. "Du musst im Circus singen. Dann kannst du bei Erik sein." Sagte sie beim raus gehen als Spaß und lachte. Ich lachte ironisch und machte die Tür zu, als sie draußen war.
"Ach Leo. Komm bitte mal." Ich wollte gerade wieder nach oben, als Papa vor mir stand und wir ins Arbeitszimmer gingen. "Was ist denn Papa?" Fragte ich. "Wegen des Termins morgen." Er machte eine kleine Pause und räusperte sich. "Ich muss morgen die Leiche identifizieren." Mehr bekam er nicht raus und er musste sich echt zusammenreißen, dass er nicht anfängt zu weinen. Ich sah in seine glasiegen Augen. Ich sah Trauer, Angst und Schmerz in ihnen. "Wann?" Fragte ich leise und mit einem Frosch im Hals. "Vormittag. So gegen 9." Er gab mir einen Brief. "Was ist das?" Fragte ich und hielt ihn hoch. "Ein Zettel für Lena. Gib ihn ihr bitte." Sagte er und guckte runter. "Was steht da drin Papa?" Fragte ich wütend nach. "Sie soll nicht wissen, das...Also das mit Mama. Es ist ein Brief von ihr, den ich geschrieben habe. Ich werde ihr jede Woche so einen schreiben." Sagte er und brachte es nicht übers Herz mich dabei anzusehen. Ohne noch ein Wort zu sagen drehte ich mich um und ging aus dem Raum. Langsam schlich ich die Treppe hoch und hielt kurz vor Lenas Zimmer, ohne rein zugehen. Ich stand einfach davor. Wie soll ich mich verhalten, wenn sie von den Briefen erzählt. Das kann ich nicht. Ich drehte wieder um und ging in mein Zimmer. Ich legte den Brief auf meinen Nachtschrank und zog meinen Pyjama an. Ich machte das große Licht aus und das kleine Nachtschrank-Licht an. Mit meinem Handy setzte ich mich in mein Bett. Vielleicht hatte Marie recht. Vielleicht fange ich wirklich im Circus an und vergessen das hier alles. So wie in meinem Traum. Ach nein. Das ist quatsch. Ich muss jetzt echt anfangen ihn zu vergessen. Schließlich kann ich Lena auch nicht allein hier lassen.
Ich machte das kleine Licht aus und legte mich hin. Ich hoffte nur, ich habe nicht wieder so einen scheußlich Traum. Also einfach nichts fühlen. Nichts fühlen. Du darfst nichts fühlen...

The circus boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt