20.

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Er ließ mich wieder los.
"Das folgende ist nicht ernst gemeint. Lena lauscht an der Tür und sie soll Respekt kriegen, dass sie sowas nie macht." Sagte Papa leise und wartete meine Antwort ab. Ich nickte und grinste ihn erleichtert an.
"Was hast du dir dabei gedacht?! Bist du völlig wahnsinnig? Was hätte alles passieren können! Du bist ja ein super Vorbild für Lena! Was soll sie jetzt nur von dir denken? Ab in dein Zimmer und morgen gehst du nicht aus dem Haus!" Er Brüllte mich an als ob es nicht nur für Lena wäre. Ich war ein bisschen unsicher, ob er es wirklich so meinte.
"Wow das klang echt überzeugend." Sagte ich leicht unsicher, um zu gucken, ob er es wirklich ernst meinte.
"Es ist ja auch nicht ausgedacht. Ich habe mir wirklich Sorgen gemacht." Sagte er mit trauriger Stimme und gesenktem Blick.
"Aber ich wollte morgen was mit Marie machen. Das kann ich doch trozdem oder?" Fragte ich selbstverständlich lachend.
"Nein. Lena würde sonst denken ich ziehe meine Strafen nicht durch. Es tut mir leid Schätzchen." Er wollte mich in den Arm nehmen, doch ich schlug seine Arme weg.
"Spar es dir einfach." Sagte ich enttäuscht und ging aus der Küche. Lena sprang von der Tür weg und guckte mich ängstlich an. Ich beachtete sie nicht weiter und ging in mein Zimmer.
Morgen wollte Marie mit mir nach einem Kleid für die Jugendweihe ihrer Schwester gucken. Seit drei Wochen fieberten wir schon auf diesen Tag hin und jetzt soll ich nicht hin dürfen? Weinend ging ich in mein Zimmer, schlug die Tür hinter mir zu und fiel in mein Bett. Mein Kopf in das Kissen gepresst, weinte ich mir die Seele aus dem Leib. Nach kurzer Zeit guckte ich wieder nach Oben. Lena stand mitten in meinem Zimmer und guckte mich an.
"Wir können morgen was zusammen machen." Sagte sie süß und mitfühlend.
"Hast du etwa gelauscht du kleine süße Maus." Langsam setzte ich mich auf und grinste sie an. "Papa wurde ganz schön laut." Sagte sie.
"Also hast du gelauscht, ja?" Sagte ich und zog sie zu mir ran. Ich setzte sie auf meinen Schoß und kizelte sie ab. Sie kicherte und zappelt rum.
"Ja, ja habe ich." Nach kurzer Zeit hörte ich auf.
"Was würde ich nur ohne dich machen?" Fragte ich sie und umarmte sie fest.
"Du darfst niemals wegziehen." Flüssterte sie mir ins Ohr.
Früher habe ich immer gesagt, dass ich mit 18 ausziehe und um die Welt reise. Doch so wie es momentan aussieht wird das nichts. Erstmal muss die Schule beendet werden. Um später reisen zu können muss ich einen guten Job gekommen, bei dem man viel Zeit zum reisen hat und auch gut Geld verdient um alles bezahlen zu können. Daher ist mir die Schule sehr wichtig und ich lerne in jeder freien Minute, die ich habe. Damit bin ich Klassen Beste geworden, aber das ist für mich ehr nebensächlich. Mir geht es darum ein gutes Abitur für einen guten Job zu kriegen.

Minuten vergingen und Papa rief uns zum Abendbrot. Lena rannte schon runter. Ich lief ihr hinterher. Kurz bevor ich in die Küche kam hörte ich Lena.
"Hallo Barbara." Sagte sie erfreut, wobei ich mit nicht sicher war ob es ernst gemeint war.
"Guten Abend, Lena." Sagte sie in einem schmierigen Ton. Ab diesem Moment war meine Stimmung wieder ganz weit unten. Mit einer der Situation entsprechenden Fresse betrat ich die Küche. Ich ignorierte Barbara nicht, denn Papa hätte mich wieder warnende angeguckt. Ein leises "Abend." kam von mir.
"Einen wunderschönen guten Abend, Leonie." Sagte sie über freundlich. Leonie, Leonie. Als ob wir uns nicht kennen würden und sie nicht wüsste ob sie mich überhaupt ansprechen darauf.
Ich guckte nur verdutzt und setzte mich einfach auf meinen Stuhl.
Das Abendbrot verlief ruhig, bis eine unangenehme Frage aufkam.
"Ich habe gehört du bist weggelaufen?" Fragte Barbara neugierig. Schnell guckte ich von meinem Teller zu Papa. Ich guckte ihn böse an. Warum musste er es ihr erzählen? Noch halb erschrocken guckte ich Barbara an.
"Nein ich war nur spazieren." Sagte ich scheinheilig.
"Ach, so nennt ihr das heutzutage? Interessant." Sagte sie ironisch.
"Dann können wir ja morgen was schönes machen, Thomas. Lena hat ja jetzt einem Babysitter." Hing sie noch ran und kuschelte sich verliebt an Papa. Damit hat sie es zu weit getrieben. Langsam wurde ich echt wütend. Papa merkte das und lenkte schnell vom Thema ab. Das kann er besonders gut.
"Ja morgen wäre gut." Sagte er und lächelte Barbara an. Autsch. Das tat weh. Barbara grinste mich triumphierend an. Ich lächelte ironisch.
Das ganze restliche Abendbrot kuschelte Barbara mit Papa. Na ja. Ehr versuchte sie sich an Papa ran zu kuscheln, doch er wollte essen. Allerdings wollte er ihr es nicht sagen und somit war es noch peinlicher für sie.
Nachdem ich fertig mit essen war räumte ich meinen Teller weg und wollte wieder in mein Zimmer.
"Willst du nicht auf uns warten?" Fragte Barbara leicht eingeschnappt. Ich war schon an der Küchentür und drehte mich nochmal halb um.
"Wenn du schon so fragst. Nein." Versuchte ich freundlich zu sagen. Meine Aussage ließ sie verstummen und ich ging triumphierend in mein Zimmer.
Ich bekam gar nicht mit wie Barbara ging, denn sie sagte mir nicht mal tschüß. Sehr erwachsen. Ohne noch darüber nach zu denken oder an morgen zu denken, schlief ich ein.

Brrr, brrr. Mein Wecker klingelte schon um neun. Ich habe wohl vergessen ihn gestern noch auszuschalten.
Verschlafen drückte ich auf "Aus" und setzte mich auf. Ich gähnte und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Daraufhin ging ich runter in die Küche. Papa war schon wach und umgezogen.
"Ab wann bist du denn weg?" Fragte ich um eine vernünftige Konversion für diese Uhrzeit anzufangen.
"Ich warte noch bis Lena wach ist und dann würde ich Barbara abholen." Antwortete er mir. "Ich bin warscheinlich erst heute Abend wieder zurück." Hing er noch ran. Wenn Papa so lange weg ist, wird es ihm ja nicht auffallen, wenn ich mal eine Stunde weg bin.

Nein, mach das nicht.

Ach sei leise! Dich und deine "Ratschläge" braucht keiner.

Du wirst noch an meine Worte denken. Verlass dich darauf.

Ach komm jetzt sei leise. Vielleicht hatte meine innere Stimme recht und ich werde es noch bereuen.

Ja, habe ich.

Aber! Wenn ich nicht gehe war meine ganze Vorfreude und das lange Suchen nach einem passenden Termin um sonst gewesen.
Papa guckte mich verwirrt an. Scheiße! Habe ich gerade laut gedacht?
"Warum bist du eigentlich schon wach?" Fragte er. Erleichtert guckte ich ihn an. Schnell aber verkrampfte mein Gesicht wieder.
"Ich...äh...äh...Ich wurde von den Sonnenstrahlen und dem Gesang der Vögel geweckt." Sagte ich poetisch. Danach viel mir auf, dass das keine gute Begründung war, denn es war grau und nass draußen. Und Vögel waren auch keine zu hören.
"Aha..." Sagte er und guckte mich an, als sei ich völlig behindert. Scheinheilig fing ich an zu lachen. "Das war nur ein Witz. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen." Sagte ich dabei. Er guckte mich misstrauisch an.
"Was? Ich kann in letzter Zeit nicht gut schlafen." Sagte ich wieder normal.
"Ach das kenne ich." Sagte er und guckte in seine Zeitung, die er sich vor unserem Gespräch geholt hat. Nervös guckte ich auf die Uhr, wann Lena endlich kommt. In einer Stunde muss ich los und ich muss noch Duschen.

Ich habe doch gesagt, es ist keine gute Idee.

Doch ist es! Ich schaffe das schon. Hoffentlich. Nach fünf Minuten kam Lena endlich in die Küche.
"Guten Morgen Lena. Schüss Papa!" Sagte ich und stand hektisch auf. In meiner Bewegung ihn um zudrehen und aus der Küche zu drücken unterbrach er mich.
"Ich mache Lena noch Essen." Sagte er. Ich rollte meine Augen.
"Sag' mal, willst du mich loswerden?" Fragte Papa leicht verwirrt.
"Ich doch nicht." Ich schupste ihn weiter aus der Küche. "Und viel Spaß!" Rief ich ihm noch hinterher. Die Haustür ging zu und Lena und ich waren alleine.
"Wo willst du hin?" Fragte mich Lena erpresserisch.
"Nirgendwo." Sagte ich lachend. Wobei mich das Lachen verriet.
"Ich sage Papa nichts." Sagte Lena und setzte sich an den Tisch.
"Danke. Du bist die Beste." Sagte ich und rannte gerade auf der Küche.
"WENN ich heute in deinem Zimmer Fernsehen gucken darf." Hing sie erpresserisch ran. Ich hielt mich am Rahmen der Tür fest und drehte mich um.
"Niemals." Sagte ich.
"Gut dann wird Papa es wohl jetzt erfahren." Lena stand auf und ging langsam zu dem Telefon, das in der Küche lag. Sofort rannte ich auf das Telefon zu und schnappte es mir, bevor Lena zugreifen konnte.
"Wie denn?" Fragte ich und hielt Sicherheitsabstand zu Lena und meinen Arm ausgestreckt. Mit einem Grinsen im Gesicht, holte sie ihr Handy aus ihrer Schlafanzug Hosentasche. Warum haben die Dinger eigentlich Taschen?
"Bitte nicht!" Flehte ich sie an.
"Zimmer. Ich. Deins. Dann können wir weiter reden." Sagte sie und war dabei Papa in ihren Kontakten zu finden. Die dürfte allerdings bei ihrem Alter noch nicht so lang sein.

The circus boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt