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*Leonies Sicht*

"Hey ich muss dir noch was sagen." Kam von Erik. Ich drehte mich zu ihm. Wir saßen uns im Schneidersitzt gegenüber.
"Was ist?" Fragte ich freundlich. Ich wollte mich davon ablenken, dass ich ihn morgen verlieren würde. Ich habe mich mit noch nie jemanden so gut verstanden, wie mit Erik. Also zumindest mit keinem Jungen.
"Heute ist Heiligabend." Sagte er fröhlich.
"Oh ja stimmt." Sagte ich enttäuscht, weil ich auf etwas anderes gehofft habe.
"Ich habe gar kein Geschenk für dich." Hing ich erschrocken an.
"Es wäre schön, wenn du hier bleibst." Sagte er und guckte mir in die Augen.

"Erik? Leonie? Kommt ihr bitte mit helfen?" Rief eine, mir nicht vertraute, Stimme. Ich drehte mich um und sag Eriks Mutter vor dem großen Zelt stehen.
Erik sprang auf, ich tat es ihm gleich.
"Was sollen wir überhaupt machen?"Fragte ich als Erik mir von dem Dach half.
"Wir helfen mit den Weihnachtsbaum schmücken. Und schon mal alles vorbereiten für den Weihnachtsmann." Bei dem Wort Weihnachtsmann zwinkerte Erik mir zu. Das erinnerte dich an Zuhause. Ich hoffe Lena gefällt das diesjährige Weihnachtsfest trozdem.

Wir kamen im Zelt an, wo schon der riesige Weihnachtsbaum stand. Um die Spitze zu schmücken musste ich auf eine kleine Leiter steigen. Erik hielt sie fest.
Das Schmücken dauerte nicht lang. Jeder hat mit geholfen. Sogar Nadine hat mit gemacht. Danach waren nur noch Erik, Luca, Nadine und ich im Zelt. Nadine warf mir allerdings einen bedrohlichen Blick zu, als Luca Erik und mir einen Mistellzweig über den Kopf hielt.
Erik und ich sahen uns erschrocken an. Erik fing an zu lächeln. Ich guckte zu Nadine, was Erik auffiel. Sie kniff ihre Augen zusammen und schüttelte leicht ihren Kopf.
"Achte nicht auf sie." Sagte Erik und guckte mich an. Er legte eine Hand an meine Tallie und zog mich an sich ran. Die andere Hand legte er an meine Wange. Wir kamen uns so nah dass ich seinen Atem hören konnte. Ich schloss meine Augen. Gleich geschah das, was ich mir, seit dem ersten Circus Besuch, erträumt habe. Ich spürte seine Nähe nur noch Millimeter trennten uns. Seine Lippen berühmten meine. Langsam lösten wir uns wieder von einander. Dabei guckte ich ihm in die Augen. Sie strahlten und guckten auch in meine.
"Endlich." Sagte er und grinste mich an.
Luca freute sich neben uns. Nadine hat das Zelt mittlerweile verlassen. Ich habe sie zumindest nicht mehr gesehen.
Wir drei verließen das Zelt auch, dabei nahm Erik zögerlich meine Hand.
"Na dann viel Spaß noch euch beiden." Luca ging zu seinem Wohnwagen und zwinkerte uns zu. Erik ließ meine Hand los und legte seinen Arm um mich.
Wir beide wussten, das das eine dumme Idee war. Sie würden morgen weiter fahren und ich würde hier bleiben.
Ja es gab diese eine Lösung, doch das schaffe ich nicht. Mein Lampenfieber ist zu hoch.
Wir ignorierten das Thema erstmal. Wir hatten Angst es anzusprechen. Aber spätestens morgen würde es angesprochen werden müssen. Das wusste wir beide.

Es war bald wieder Zeit für das Abendbrot. Erik und ich haben die ganze Zeit geredet. Ich fühlte mich geborgener als vorher.
Wir gingen in das Zelt. Erik nahm wieder meine Hand.
"Bist du sicher? Sollen sie es wissen?" Ich blieb vor dem Zelt stehen.
"Ich habe die ganze Zeit darauf gewartet. Natürlich bin ich sicher." Sagte er und hielt meine Hand immer noch fest.
Wir gingen in das Zelt. Ich spürte, dass ich rot wurde. Die ganzen Blicke, die jetzt auf mir lagen. Ich konnte ihre Gedanken spüren.

Man ist sie naiv.

Wir fahren doch morgen weiter.

Sie kann nicht einfach so mitkommen.

Wow. Eine Beziehung für einen Tag.

Erik guckte mich an. Ich glaube, er konnte auch meine Gedanken lesen. Ich wollte hier raus.
"Haben wir einen Fernseher auf dem Kopf?" Fragte Erik in die Runde. Ich lachte, weil er mich verstand ohne, dass ich etwas sagte.
Wir setzten uns an den Tisch.

Nach dem Essen stand ich auf. Ich weiß nicht warum aber ich sprach einfach los.
"Hey, ich weiß, ihr fahrt morgen wieder los. Ich hätte dann keine Bleibe mehr. Ich fühle mich echt wohl hier bei euch. Dafür möchte ich mich erstmal bedanken. Aber ich wollte noch etwas anderes sagen. Ich weiß, ich kann hier nicht mehr bleiben. Zumindest nicht ohne etwas zu machen. Aber wenn ich singen würde, dürfte ich dann bei euch bleiben?" ich guckte Erik an, der mich strahlend ansah. Jetzt stand er auch auf.
"Sie würde mehr Geld einbringen und könnte dann mit uns reisen. Sie braucht auch keinen extra Wohnwagen. Sie kann bei mir mit schlafen." Erklärte Erik.
"Ist sie denn gut?" Fragte Luca. Zögerlich guckte ich Erik an. Er nickte mir zu. Anschließend guckte ich wieder zu Luca.
"Definiere gut." Sagte ich selbstbewusst und mit starkem Blick. Er lächelte und wir setzten uns wieder.
"Warum nicht." Fing Eriks Vater an. "Wir würden natürlich mehr Umsatz machen, wenn sie denn wirklich gut ist. Dazu müssen wir dich hören. Hättest du ein Problem damit, uns ein Test Konzert zu geben?" Fragte er mich.
"Nein, das klingt super." Sagte ich dankbar.
"Jedoch müssen wir nochmal über deinen Schlafplatz reden." Sagte er und guckte Erik an. Der lachte nur.

Wir räumten das Geschirr weg. Die Kleinen mussten draußen vor dem Zelt warten. Die Eltern Beschäftigten sie dort. Im Zelt waren Erik und ich. Ich half Erik das Weihnachtsmann Kostüm anzuziehen. Er machte einen kleinen Stimmentest, dann holte ich die Kinder rein. Sie rannten vor den Weihnachtsbaum und stellten sich in eine Reihe.
"Ho, ho, ho. Hallo Kinder." Sagte Erik mit tiefer gespielter Stimme. Ich musste mir mein Lachen echt verkneifen.
Die Kinder freuten sich über den Weihnachtsmann und sagten ihre Gedichte fleißig auf.
Erik machte seinen Job richtig gut. Die Kinder nahmen ihm den Weihnachtsmann wirklich ab. Nach der Bescherung kam Eriks Vater zu mir.

"Wir räumen schnell die Manege freu und dann singst du uns etwas vor, ok?" Fragte er mich.

"Ja, ja na klar." Eigentlich hatte ich echt Angst. Ich wollte das nicht machen. Aber mir blieb nicht anderes übrig. Ich wollte bei Erik bleiben. Ich könnte mir jetzt nicht vorstellen ohne ihn zu leben. Ich hätte dann niemanden mehr.

Erik nahm meine Hand und wir gingen zu dem DJ-Pullt. Er gab mir ein Mikrofon in die Hand.

"Sing einfach wie vorhin, dann wirst du sie überzeugen." Sagte er mit beruhigender Stimme.
"Aber was ist, wenn ich..." ich hatte bedenken und wollte mich drücken.
"Denk nicht an die anderen." Als er das sagte riefen mich schon die anderen. Ich ging in die Manege und stellte mich in die Mitte. Das Licht ging an. Es blendete mich. Wie in meinem Traum, stand ich ganz allein im Scheinwerferlicht. Um mich herum war alles dunkel. Ich konnte nichts erkennen. Ich hörte diese Stimme
"Weniger Licht." Erik drehte das Licht dunkler. Das Licht wurde erträglicher. Nun konnte ich die Familie sehen. Sie saßen in der ersten Reihe, ganz nah an mir dran. Sie starrten mich an und warteten darauf, dass es los geht. Wie vorausgesehen bekam ich panische Angst und brachte kein Wort raus. Panisch guckte ich mich um. So schnell wie nur möglich wollte ich aus dieser Situation. Mit kleinen Schritten und ganz langsam lief ich zurück. Ich wollte raus aus dem Scheinwerferlicht und raus aus der Manege. Die Leute tuschelten schon. Hinter mir hörte ich Schritte. Jemand kam angerannt und legte seine Hände an meinen Rücken. Er schob mich wieder in die Manege. Ich drehte mich um und dieses Mal konnte ich ihn erkennen. Es war Erik.
"Hey, hey. Alles gut. Ich bin hier. Leo. Du schaffst das. Ich glaube an dich." Erik gab mir einen Kuss auf die Stirn und schob mich sanft zurück in die Manege, zurück ins Scheinwerferlicht. Ich schloss meine Augen, wie er es mir gesagt hat und fing einfach an zu singen.

Der letzte Ton erklang. Langsam öffnete ich meine Augen. Alle klatschten begeistert in die Hände.
"Wow. Du hast echt eine tolle Stimme, Leonie. Ich denke wir sind uns alle einige. Du darfst bei uns bleiben." Der Circus Direktor kam zu mir und schüttelte mir die Hand.
"Wirklich? Danke! Wie kann ich das nur wieder gut machen?" Fragte ich erleichtert.
"Bring uns ein paar neue Zuschauer." Er lächelte mich an.
"Ich denke das bekommt sie hin." Sagte Erik, der jetzt auch in der Manege stand. Er stand neben mir und legte einen Arm um mich. Ich guckte ihn an und er gab mir einen Kuss.

The circus boyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt