Kapitel 22

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Wir hatten uns wieder vertragen! Es war einfach zu schön gewesen, als ich wenige Tage später die alte Sekretariatstrulla mit meiner Zimmerverlegung nerven und zurück zu Lou ziehen durfte. Es fühlte sich gut an, es war, wie endlich wieder daheim anzukommen.

Jo, diese alte Schweinebacke, hatten wir für die nächsten Tage völlig links liegen gelassen. Zwar kam es mir manchmal echt spanisch vor, wenn Lou ihn wieder parallel zu mir an völlig anderen Orten gesehen hatte als ich, aber das ließen wir nicht noch einmal an unsere gute Zwillings-Freundschaft heran. Sollte er sich doch teleportieren, klonen oder was auch immer tun - uns hätte es einfach von Anfang an egal sein müssen.

Heute war unsere Versöhnung bereits eine Woche her und alles war nun wieder beim Alten. Uns stand eine große Schulfete in der Aula bevor, es war tatsächlich ein kleiner Maskenball, zu dem wir alle mit bunten Masken und festlicher Kleidung empfangen wurden.

Meine Maske bestand aus himmelblauem Stoff mit Löchern für Augen, Mund und Nase. Nebenbei fanden sich noch todhässliche Kleberreste darauf, denn meine Idee, Federn und Sternchen anzukleben, ging leider völlig nach hinten los. Doch, Louisa sei Dank, immerhin hatten die gefühlten fünf Kilo Glitzer letztendlich gehalten.
Schnell streifte ich am Abend meine Jeans und mein Top vom Leib und schlüpfte in das blaue, lange Kleid, welches ich mir noch letzten Sommer spendiert hatte. Anschließend wartete ich auf Lou, die sich selbst noch umziehen musste, und ließ mir von ihr die Haare zurückstecken. Ihr half ich schließlich auch noch beim Frisieren, und voilà - wir waren im Partnerlook gekleidet und bereit für den Ball!

"Oh Mann, ich bin total aufgeregt! Was glaubst du? Mit wem wirst du tanzen?", meinte meine geliebte Schwester, während wir auf Absatzschuhen zur Aula torkelten.

"Keine Ahnung, aber solange es nicht Jo, diese Flachzange, ist, soll es mir egal sein", lachte ich. "Komm, nun lass uns reingehen!"

Die laute Musik dröhnte bereits aus den Lautsprecherboxen, und in der Aula herrschte reges Treiben. Einige Schülerinnen und Schüler waren an den Essensständen, andere auf der Tanzfläche, wiederum andere plauderten miteinander an den Stehtischen. Der Saal war ordentlich geschmückt, und jede Märchenprinzessin dürfte hier glücklich werden, besonders wenn man darüber nachdachte, dass das hier eine schulische Pflichtveranstaltung war.

Plötzlich räusperte sich jemand hinter uns, während wir uns munter in der Halle umsahen. Verwirrt drehten Lou und ich uns um, und erblickten zwei verkleidete Jungen, die einen Knicks vor uns machten.

"Wollen die tanzen?", fragte Louisa verdattert und zeigte unbeholfen mit dem Finger auf die beiden, woraufhin sie nickten und eine auffordernde Geste machten.

Wir ließen es uns einfach gefallen, schnappten uns beide einen von den Jungen und tanzten quer durch den Saal. Ich als Tanztalent trampelte natürlich alle paar Sekunden meinem Partner auf die Zehen, es schien ihn jedoch nicht zu kümmern.
Schließlich passierte dann das, was ich bereits befürchtet hatte - der Junge fing mich nach einer Pirouette sanft auf und kam mir mit seinem Gesicht immer näher.

"Stopp, mach mal langsam! Ich will erst wissen, wen ich küsse!", stoppte ich ihn entsetzt und hielt ihn weg.

Obwohl bei ihm Panik ausbrach und er sich vermutlich aus dem Staub machen wollte, riss ich ihm seine schwarze Maske vom Kopf und schrie wütend auf, als feststellte, dass Jos Gesicht gerade geschätzt zehn Zentimeter Abstand zu meinem hatte.

"Luna! Luna, Luna, Luna!!!", hörte ich meine Schwester nun von hinten kreischen, ehe sie auf ihren Absätzen mit Jo am Kragen angestolpert kam. Aber Moment mal, Jo war doch bei mir?!

Energisch schubste ich meinen Tanzpartner auf Abstand und betrachtete noch einmal das Gesamtbild. Es standen tatsächlich zwei von denen vor uns...

Mein Zwilling stotterte geschockt: "Aber... Wie... Hä?"

Die Jungs grinsten über beide Ohren und klatschten sich ab: "Mission erfüllt!"

"Lou? Das sind auch Zwillinge...", fasste ich alles verwirrt zusammen.

"Das ist Jonas, mein eineiiger Zwilling. Und ich, ich bin Johannes", stellte einer von den beiden sie vor.

"Ach, ist ja ganz toll, und wieso wissen wir das erst jetzt? Und wer hat jetzt wen hier gedatet und angeflirtet?", schnaubte ich und zog mir die Maske vom Gesicht.

"Ein bisschen Spaß muss sein." Johannes zwinkerte mir vergnügt zu: "Und ich, ich habe Interesse an dir, Lunchen. Na?"

"Louisa ist eher mein Geschmack", gab Jonas breit grinsend zu. "Also, wie wär's mit uns, Louisa?"

Als hätten wir uns abgesprochen, fingen Lou und ich an, tierisch zu lachen: "Kein Interesse, ihr Vollidioten." Sofort machten wir auf dem Absatz kehrt und ließen die Jungs blöd aus der Wäsche gucken.

"Was haben die auch bitte erwartet? Ich weiß nicht einmal, wie die das geschafft haben, dass die den Unterricht nicht gemeinsam mitmachen mussten." Fassungslos fing ich an zu kichern und schwang einen Arm über die Schulter meiner Schwester.

"Diese Männerwelt werde ich nie verstehen... Aber ganz ehrlich, du bist mir wichtiger als so ein Kerl."

Ich lächelte sie an: "Falls mein ewiges Singledasein doch nicht so ewig sein sollte, wird mein Freund trotzdem nicht über dir stehen. Wir sind Zwillinge, das ist etwas Besonderes. Und das dürfen wir nicht vergessen. Geschwisterliebe ist eine Liebe, die immer bleibt."

Liebe Hoch 2- Zwillingschaos Am InternatWo Geschichten leben. Entdecke jetzt