Kapitel 4

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Kapi 4


31.10.'14

Halloween. Heute Morgen hatte ich einen wichtigen Entschluss gefasst. Ich würde meine Höhle, mein dunkles Haus verlassen. Ich musste etwas ändern, mich von ihr ablenken oder ich würde noch richtig krank werden.

Denn krankhaft, so war mein Verhalten mittlerweile. Und das wollte und konnte ich nicht. Ich musste raus. Denn egal wie oft ich mir einredete nicht krank zu sein, mein Verhalten war es.

Entschlossen stieg ich aus meinem Bett, wanderte ins Bad, zog mich an und stylte meine Haare. Ich versuchte sie und auch mich extra schick zu machen. Vielleicht würde ich heute ein Date haben, mich ablenken. Wer wusste das schon...


Ein paar Stunden später lief ich gedankenverloren durch die Straßen. Die Leute zogen nur so an mir vorbei. Einige verkleidet, andere nicht. Verwirrend war das Ganze,  sehr sogar. Ich merkte, wie ich versuchte ihr Gesicht aus den vielen Menschen herauszufiltern, wie sehr ich mir wünschte, sie zu finden. Nichts. Entnervt rieb ich mir die Schläfen. Vergiss sie! Vergiss sie! Immer wieder schrien die Stimmen in meinem Kopf, immer wieder versuchten sie es und immer wieder wurden sie von ihrem strahlendem Lächeln unterbrochen. Meine Schritte wurden schneller, immer schneller. Ich versuchte ihr zu entkommen, vor den Bildern in meinem Kopf zu fliehen. Erst als ich anfing ihre Stimme zu hören, blieb ich stehen. Ich sah mich um. Verwirrt. Bildete ich mir das nur ein, oder hatte ich grade ihr wundervolles Lachen vernommen? War ich nun völlig verrückt? Wie von selbst trugen mich meine Füße um das Haus, an den Fenstern entlang. Ich hörte sie, dort drin. Meine Augen wanderten an dem altem Holzrahmen entlang. Sollte ich einen Blick riskieren? Meinen Kopf noch ein kleines Stück zur Seite neigen? Was sollte denn schon passieren? Ich riskierte einen Blick. Mit dem Wissen, dass dies mich nun wirklich krank machen würde. Mein Herz verkrampfte sich vollkommen, als ich zwei sich küssende Menschen erblickte. Tränen schossen in meine Augen. Ich knallte mit dem Rücken gegen die Hauswand und ließ mich schluchzend daran hinabgleiten.

Die Stimmen waren nun vollkommen in den Hintergrund gelangt. Es gab nur noch mich, die Tränen und den Kuss. Schluchzer schüttelten meinen Körper. Die Zeit verging und der Himmel färbte sich schwarz. Immer noch lehnte ich an der Hauswand, unfähig mich zu bewegen. Ich kam nicht mit dieser Situation klar. Ich hatte es nicht erwartet. Ich dachte sie könnte mir gehören.


Irgendwann Abends, ich konnte nicht genau sagen wann, mein Zeitgefühl war verloren, knarrte eine Tür. Die Beiden kamen aus dem Haus. Meine Starre löste sich endlich, sofort sprang ich auf und kroch hinter den nächsten Busch. Wenigstens soweit konnten meine Gedanken noch arbeiten. Ich folgte ihnen mit meinem Blick. Die Beiden unterhielten sich angeregt, lachten und die Tränen kehrten in meine Augen zurück. Wie von selbst stand ich auf, konnte mich nicht kontrollieren, wie ein Roboter ging ich hinter ihnen her, als sie den Garten verließen. Unfähig mich selbst zu kontrollieren. Ihre Haare, zu einem kleinen Zopf gebunden, soweit das möglich war, wippten bei jedem Schritt auf und ab. Meine Hände wollten hinein greifen, meine Beine wollten zu ihr rennen, sie mit mir ziehen, dahin wo sie hingehörte, nach Haus. Doch meine Schritte blieben langsam und ich im Schatten versteckt. Wie ein Nichts, ein Niemand. Keine Bedeutung für sie. Aus meinerTrauer wurde mit einem Schlag Wut. Warum?! Warum war ich hier und er bei ihr? Warum durfte er sie bei sich haben und ich nicht? Mein Schritt beschleunigte sich wieder. Ich wollte es tun, aus dem Schatten kriechen und mich an seine Stelle stellen, doch bevor ich ihn erreichte, meine Hände um seine Kehle schließen konnte, bogen die Beiden ab.


Ein großes Gebäude erstreckte vor uns, als ich ihnen um die Ecke folgte. Eine alte Fabrik oder sowas. Wilde Lichter flackerten immer wieder durch die Fenster. Ich musste meinen Blick abschirmen. Die Beiden, händchenhaltend, betraten grinsend (natürlich konnte ich das nicht so gut erkennen, da ich hinter ihnen lief, aber den Mundwinkeln nach zu deuten..) das Gebäude. Laute dröhnende Musik drang zu mir vor, als sie die große Doppeltür öffneten. Ich blieb einen Moment stehen, überlegte. Ließ dann doch meine Füße entscheiden, die mich schnurstraks zur Tür trieben. Na was auch sonst?


Als ich das Gebäude betrat drangen mir sofort Rauchschwaden und der Geruch von sehr viel Alkohol entgegen und ein verrückter maskierter Kerl sprang mich von derSeite an. Wie kindisch einige Leute doch waren.. Ich zuckte kurz zusammen, ließ mich aber nicht ablenken und ging einfach weiter, verkniff mir einen genervten Kommentar. Der Bass dröhnte in meinen Ohren , es lief ein Song von Katy Perry oder so, halt irgendwas, was man immer und überall hört. Interessierte mich aber auch nicht. Ich konzentrierte mich wieder auf sie, direkt vor mir. Der künstliche Nebel beschränkte meine Sicht und auch die ganze kindische Halloween Dekoration, von Blut, abgehackten Händen, bis hin zu Monsterspinnen, drohte mich von dem wunderschönen Blondschopf ein paar Meter weiter abzulenken. Doch schon nach einem kurzen Kopfschütteln meinerseits, sah ich nur noch sie, alles andere war nicht mehr da. Hintergrund, der nicht wichtig für unsere Liebe war. Wir betraten einen großen Raum, wohl eher eine Halle, den Tanzsaal wahrscheinlich. Überall waren maskierte oder verkleidete Dummköpfe unterwegs. Ich konnte mir noch nie erklären, was die anderen an diesem Fest so toll fanden und warum es so schön sein sollte sich in einem dummen Kostüm zum Affen zu machen. Die Leute tanzten wie verrückt in ihren Hexenkostümen und dem Kram. Irgendwie hatten sie alle so viel Spaß. Und ich nicht.


Die Blondhaarige und ihr Begleiter hielten vor einem kleinen Stand am Rande der großen Tanzfläche. Ich hielt mich c.a. 10 Meter entfernt von ihnen im Schatten eines anderen Standes auf. Ich konnte nicht so genau entziffern, was es bei dem Stand so gab, aber es sah irgendwie nach Masken und Kostümen und sowas aus. Ihr Lachen drang klar zu mir durch, als sie begeistert auf einen Gegenstand zeigte. Alle anderen Geräusche um mich herum waren in den Hintergrund geraten, es war als wären wir ganz alleine in dieser großen Halle. Nur sie, unsere Liebe und ich. Naja, wenn er nicht da wäre. Die Wut kam wieder hoch. Sie sah so glücklich aus, als ihr Begleiter sie umarmte und ihr kaufte, was sie wollte. Dies ließ mein Herz bersten und schmelzen zugleich. Ich wollte, dass sie glücklich ist. Sie sah so wunderschön aus, wenn sie lachen konnte. Aber ich sollte dieser Mensch neben ihr sein, ich sollte sie glücklich machen! Warum nicht ich? Mein Magen verkrampfte sich. Er küsste sie, mein Eigentum, einfach so! Die Wut wurde größer, stärker. Er durfte das nicht.. Meins.. Sie war allein Meins! Entschlossen ließ ich meinen Körper machen was erwollte, ich ließ meine Füße gehen, immer schneller und mein Hände zum Würgen bereit.


Bevor ich dort sein konnte, drehten sie sich vom Stand weg, einfach so. Sie verschwanden in der tanzenden Masse.

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Sorry für die lange Wartezeit, aber hatte ziemlichen Weihnachtsstress und so...

Dafür ist hier das nächste Kapitel und diesmal sogar etwas länger ;)

BROKEN. (Fortsetzung von Is this love?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt