Kapitel 23

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Flashback
Eliza:

Der Tag war mal wieder unglaublich stressig gewesen. Seitdem meine Praxis kurz vor dem Aus stand, war jeder Tag stressig. Alle meine Patienten verließen mich, es lief einfach nicht mehr so, wie vor ein paar Jahren.
Grade war ich auf dem Weg zu meinem Lieblingscafè, um mir ein kurzes Abendbrot zu gönnen, das brauchte ich zwischendurch einfach mal.
Plötzlich hörte ich jemanden meinen Namen rufen.
Ein Mann mittleren Alters sah mich an. In seinem Blick lag etwas, so als würde er mich schon Ewigkeiten kennen, dabei sah ich ihn grade zum Ersten Mal. Irgendwie machte er mir Angst, obwohl er nichtmal schlecht aussah, wenn man mal ignorierte, dass er ungefähr 15 Jahre älter war.
Er sah gebildet aus, wie ein Lehrer oder Professor oder so, aber irgendwas in seinem Blick sagte mir, dass er nichts Gutes im Schilde führte.
„Was wollen sie?", fragte ich gerade heraus. „Geld habe ich nicht, da kann ich Ihnen nichts anbieten."
„Ich will nichts von ihrem nicht vorhandenen Geld, ich möchte Ihnen genau damit helfen."
Ich war verwirrt. Wollte er mich für irgendwelche kriminellen Machenschaften benutzen oder einfach nur Geld spenden?
„Wie genau meinen Sie das?", fragte ich. Ich mochte es einfach nicht, wenn man irgendwelche Spielchen mit mir trieb, ich musste immer Alles wissen.
„Können wir das vielleicht woanders besprechen?"
Ich nickte.

Wie ich es vorher geplant hatte, landeten wir in meinem Lieblingscafé. Wir saßen in der hintersten Ecke, er hatte mir meinen Kaffee ausgegeben.
Er hatte mir alles erzählt, mir gesagt, wie leid ihm seine Tochter doch tat.
So ganz konnte ich ihn jedoch noch nicht verstehen.
Dass er wollte, das sein kleines Mädchen glücklich war, war verständlich.
Doch ich hörte ganz klar die Homophobie in seiner Geschichte. Menschen wie er kotzten mich an.
Wie konnte man bloß die Liebe hassen?
Dennoch bot er mir einen großen Batzen Geld an und das brauchte ich nunmal mehr denn je.
Vielleicht würde es seiner Tochter ja sogar helfen, wieder glücklich zu werden, wer wusste das schon. Vielleicht redete ich mir das auch nur ein, damit ich mich nicht so schlecht fühlen musste.
Normalerweise war ich kein Mensch für Lügen, dennoch konnte ich dem Angebot nicht widerstehen. Ich schlug ein.
„Gerne helfe ich Ihnen, Mr Mitchell."

Chloe:
Ich wollte Beca helfen, irgendwie.
Wir hatten uns grade wieder, da sollte es nicht an bloßem Hass und Unverständnis kaputt gehen.
Ich wusste, wie es sich anfühlte, wenn die Eltern einen nicht verstanden und ihre Unterstützung ausblieb.
Ich bin damals gut damit klargekommen, hab mich verabschiedet und bin gegangen.
Zum Geburtstag höre ich mal was von ihnen, den Rest des Jahres kommen sie ganz gut ohne mich klar.
Leider ist Becas Vater da ein bisschen hartnäckiger. Obwohl das Väter wahrscheinlich so an sich hatten, sie wollten immer ihre kleine Prinzessin behalten und falls diese endlich erwachsen wurden, konnten sie nicht loslassen. Das war so eine Art Vater-syndrom, bei den einen war es nunmal krasser, als bei den Anderen.
Beca wollte nicht, dass ich mich einmischte, aber ich musste irgendwas tun. Ich wollte nicht als Angsthase zuhause rumsitzen und hoffen, dass er mir nichts antut.
Ich ging zu meinem nächsten Termin bei Eliza, wimmelte Beca damit ab, dass ich dorthin müsste, sonst würde ich Probleme bekommen.
Ich stellte Eliza zur Rede, fragte sie aus.
Sie beantwortete mir jede einzelne Frage, entschuldigte sich mehrmals und fragte immer wieder, was sie für uns tun könnte.
„Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich hätte wissen müssen, was ich dir damit antue. Es tut mir so leid."
Ich war sauer, ja. Aber ich konnte in ihrem Blick sehen, dass ihre Entschuldigung wirklich ernst gemeint war. Sie hatte das so nicht gewollt.
„Kann ich euch irgendwie helfen? Ich will es wieder gut machen, auch wenn das wahrscheinlich unmöglich ist."
„Wir müssen irgendwie ihren Vater loswerden. Sie hat große Angst vor ihm."
Bei dem Wort „loswerden" kam mir etwas in den Kopf. Vielleicht musste man nicht ihn, sondern seine Meinung loswerden. Klar war die Homophobie da so eine Sache, aber es gab doch keine Krankheit, die man nicht irgendwie heilen konnte.
Ich fasste einen Entschluss.
Ich hatte keine Lust mehr ein Leben aus verstecken spielen und wegrennen zu führen.
Entweder alles oder halt gar nicht.
Ich ließ mir von Eliza seine Adresse geben und fuhr einfach hin.
Vor der Haustür überlegte ich einen Moment. Mir war klar, dass ich Beca vielleicht nie wieder sehen würde, wenn ich diese Haus betrat, aber ich wollte nur ein Leben mit ihr.
Wenn ich noch länger gewartet hätte, wäre ich wahrscheinlich wieder umgedreht.
Ich strich mit meinem Daumen über das Klingelschild „Mitchell", stand in Druckbuchstaben darauf, dann klingelte ich.

Beca:
Chloe musste weg, zu dieser Eliza.
Also hatte ich nichts besseres zutun, als gelangweilt in ihrem Bett rumzuliegen.
Ich wollte diesen Ort nicht verlassen, ich hatte Angst, ich könnte vielleicht nie wieder zurück.
Also lag ich dort, in ihrem Bett, wartete darauf sie wieder in meinen Armen halten zu können. Ich sog mit jedem Atemzug ihren Geruch ein.
Ihr Bett war gemütlich.
Ihre Wohnung war schön.
Dennoch schien es nicht so, als würde sie sich dort wirklich zuhause fühlen, wirklich eingerichtet war es nicht.
Aber was ging mich das eigentlich an?
Es war die Zeit gewesen, in der ich sie alleine gelassen hatte.
Ich hatte kein Recht darauf, irgendwas zu hinterfragen.
Tief in mir drin war dieser große Hass gegen mich selbst, weil ich so feige gewesen war.
Ich hätte wissen müssen, dass wegrennen niemals eine Option war.

BROKEN. (Fortsetzung von Is this love?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt