Kapitel 18

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Was bisher geschah:

Chloe wird in einer Art Heim untergebracht und mus jeden Tag zu einer Sitzung mit Eliza. Ihr wird gesagt, sie wäre krank und würde sich Beca nur einbilden....

Beca

Die letzten Tage hatte ich immer wieder versucht es durchs Rennen zu verdrängen. Die konstanten Schmerzen in meinem Körper verdrängten die Schmerzen in meinem Herzen.
Ich merkte zwar, wie ich abnahm und meine Handgelenke immer dünner wurden, doch ich ignorierte es einfach. Ich ließ es mir aber auch nie bestätigen. Ich traute mich nicht mehr auf die Waage zu steigen und hatte niemanden, mit dem ich darüber reden konnte, also ließ ich es einfach passieren. Auch wenn ich schwächer wurde machte ich weiter, aufhören konnte ich zu dem Zeitpunkt nicht mehr.
Essen tat ich zu der Zeit auch nicht viel, ich bekam einfach nichts runter. Wenn ich versuchte ein einfaches Brot zu verdauen landete ich irgendwann vor der Toilette. Immer wurde mir schlecht, als wäre das Essen ein Fremdkörper in meinem Magen.

Aber trinken konnte ich gut, zwar war es kein Wasser, aber wenigstens Trinken.
Alles Mögliche war in den letzten Tagen meine Kehle hinunter geflossen. Von Bier bis Wodka war alles dabei. Das Brennen im Hals beruhigte mich ungemein.
Leider wurde mein Geld langsam knapp und ich konnte es bald nicht mehr bezahlen.
Meine Ersparnisse waren weg und das Zimmer zu teuer. Arbeiten kam mir grade nicht in den Sinn, in diesem Zustand würde mich sowieso niemand nehmen.
Irgendwie war mir das Ganze aber auch egal, sollten sie mich doch raus schmeissen, mein Leben hatte sowieso keinen Sinn mehr.
Eigentlich müsste ich mir jetzt einen Job suchen oder zurück fahren um meine Familie nach Geld anzubetteln, aber Beides schien momentan nicht die Richtige Lösung zu sein.

Ich konnte nicht zurück. Also vertrieb ich meine Zeit irgendwie mit dem Laufen und hoffte meine Unterkunft behalten zu können ohne bemerkt zu werden. Grade, mal wieder mit einer Flasche Wodka intus, spielte ich mit dem Gedanken wieder loszurennen. Es war zwar schon dunkel, aber das störte mich nicht mehr. Ich hatte meine Ängste schon lange abgelegt.

Die Joggingsachen hatte ich die letzten Tage schon gar nicht mehr ausgezogen, wodurch ich nur die große Treppe hinuntertorkeln und das Hotel verlassen musste.
Durch den Schwindel, der mich umgab, rempelte ich wohl Irgendwen an. Ich nahm bedeckt eine Beschimpfung wahr, doch für eine Entschuldigung war ich viel zu verwirrt und neben mir.
Es war mir egal, wie das Alles wohl auf andere wirken musste, in diesem Moment musste ich endlich laufen, die Schmerzen in meinem Herzen waren wieder zu groß, Chloe spukte vor meinem inneren Auge umher.
Laufen war das, was mich jetzt vergessen lassen würde, was mich glücklich macht und was ich wirklich brauchte.
Ich rannte los und schon beim ersten Schritt schmerzten meine Lungen. Ich spürte, wie meine dünnen Fußgelenke mit jedem Schritt immer mehr nachgaben unter dem Gewicht meines Körpers.
Aber was würde es auch ändern, wenn ich mir die Fußgelenke brach?
War doch sowieso egal...

Ich versuchte mich allmählich mehr auf die Umgebung, als auf die Schmerzen meines Körpers zu konzentrieren und fing an die Waldluft zu genießen.
Hier war, das hier war, wo ich sein wollte, mein Zuhause. Dafür brauchte ich keine Nähe, keine Liebe.
Mit jedem Atemzug strömte die Luft beißend durch meine brennenden Lungen.
Mein Bauch grummelte, ich hatte Hunger, schon seit Tagen und doch konnte ich nichts essen.
Das musste sich krank anhören und ich wusste, dass es krankhaft war.
Ich wusste auch, dass mein Körper dies nicht ewig mitmachen würde, aber das war mir egal.
Chloe würde sich jetzt unglaubliche Sorgen um mich machen und mir Vorwürfe an den Kopf werfen.

Ich hatte ihre Worte schon im Kopf: „Wenn du so weitermachst, landest du noch im Krankenhaus!"
Ein Lächeln wanderte bei dem Gedanken an eine sich aufregende Chloe über mein Gesicht. Sie war einfach zu süß, wenn sie aufgebracht war. Es war offensichtlich, dass ich diese Momenten und vor allem sie vermisste und das stresste mich ab. Ich wollte sie nicht vermissen. Ich wollte gar keine Gefühle mehr. Wofür war das denn gut?
Da war andere Schmerz doch viel angenehmer. Für mich zumindest schon. Also rannte ich. Durch eine leichte Steigung musste ich meinen Schritt für kurze Zeit verlangsamen, was an der Anstrengung aber nichts änderte. Sobald ich über den Hügel hinweg war, gab ich nur noch mehr Gas und stürmte den Abgrund hinunter. Ich wusste, wie gefährlich es war mit einer solchen Geschwindigkeit einen steilen Abgrund hinunter zu rennen und ich war auch nicht vollkommen furchtlos. Dennoch unterdrückte die Angst alles andere und gab mir Freiheit. Die letzten meter stolperte ich eher hinunter. Ich atmete erleichtert auf, kurz bevor ich das Ende erreichte, dabei schaute ich in den wunderschönen Sternenhimmel. Der Boden war zwar holprig, doch ich ignorierte es einfach. Ich starrte die Sterne an, das Schönste, was ich in der letzten Zeit zu Gesicht bekommen hatte. Doch mein Blick konnte nicht lange an den Sternen hängen. Ein lautes Knacken durchzuckte die sonst so angenehme Stille des Waldes. Taubheit schoss durch mein Bein und riss mich zu Boden. Meine Atmung wurde schwer, ich traute mich nicht ein Bein anzusehen. Ich spürte keinen Schmerz, dennoch konnte ich mich nicht aufrichten. Mein Knöchel fühlte sich komisch an, irgendwie kaputt.Es dauerte nicht lange, bis mein Blickfeld von Schwärze eingenommen wurde und mich die Ohnmacht überkam. Es war ein angenehmes Nichts, endlich mal kein Schmerz.

Ich wachte in einem hell beleuchteten Raum auf. Das ungemütliche Bett verriet mir, dass ich mich in einem Krankenhaus befand.Nachdem ich ein paar Mal hektisch geblinzelt hatte, konnte ich meine Umgebung wahrnehmen. Ich starrte direkt in die tadelnden Augen meines Vaters. Was machte er denn hier?! Wie zur Hölle hatte er von meinem Standort erfahren. Mein Vater schaffte es immer wieder mich zu finden, dabei dachte ich, er hätte mich schon längst aufgegeben. Er hatte noch kein Wort gesagt und ich war bereits genervt. In seinen Augen konnte ich Sorge, Enttäuschung und einen Schimmer von Wut erkennen. Ich wusste ganz genau warum er wütend war. Er hatte immer gesagt ich sollte mich nicht bewusst in Gefahr begeben und bei Problemen zu ihm kommen. Aber konnte er sich denn nicht denken, warum ich nicht zu ihm gekommen war? Ich hätte mit ihm ganz sicher nicht über Chloe reden können, er war schon immer dagegen, gegen sie gewesen.

„Beca... Was hast du schon wieder angestellt?", sagte er tadelnd und legte seine raue Hand an meine Wange, aus Reflex stieß ich sie weg.

„Hatte ich dir nicht gesagt...", setzte er an, bevor ich ihn wütend unterbrach: „Dad, du hast mir Nichts mehr zu sagen nachdem du mich einfach im Stich gelassen hast. Und jetzt geh, es ist alles gut. Ich brauche deine Hilfe nicht!"

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Sorry, dass es solange gedauert hat, aber der Stress sitzt mir momentan tief in den Knochen
Lasst doch bitte Rückmeldung da:)
lg Örmel

BROKEN. (Fortsetzung von Is this love?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt