Kapitel 15

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Was zuvor geschah...
Chloe findet sich am Tag nach dem gewissen Ereignis, was Alles zerstört hatte in einer Art Krankenhaus wieder. Sie trifft dort auf eine Frau Namens Eliza, wechle leugnet, dass Beca jemals existiert hätte. Mal wieder wird Chloe mit der Möglichkeit konfrontiert das Alles zu vergessen und die Vergangenheit hinter sich zu lassen, den Schmerz zu vergessen.
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Beca

Ich saß in einem Hotelzimmer in einem Motel, irgendwo in der Nähe von Seattle oder so. Es war ganz schön weit weg, das war mir klar. Noch in der Nacht war ich in den erstbesten Flieger gestiegen. Es machte mir Angst, aber irgendwas in meinem Kopf sagte mir, dass es das Richtige war. Weiteren Kontakt hätte ich denke ich nicht ertragen können. Das Ganze war einfach zu viel für mich, für uns beide. Mir war klar, dass ich es nicht für immer aushalten könnte sie nicht zu sehen, aber für den Moment, die nächsten Wochen, Monate oder vielleicht sogar Jahre war es das Richtige. Naja, wer wusste das schon so wirklich.

Natürlich ging mir die Frage die letzten Stunden nicht aus dem Kopf, wie es ihr ging,. Das machte mich irgendwie verrückt, aber das war doch auch normal oder?

12 Stunden hatte ich sie nun schon nicht gesehen. So kurz nach einem solchen Ereignis war das schon eine ganz schön lange Zeit. Aber das musste ich nun aushalten, alles andere wäre wahrscheinlich viel schlimmer. Jetzt musste ich erstmal den ganzen Scheiss verarbeiten. Dabei konnte ich sie, wie sehr ich sie auch liebte, nicht gebrauchen. Sie sollte mich nicht so sehen. Ich würde mich nur dafür schämen, wie zerstört ich war. Ich wollte doch immer die Starke sein, auch wenn ich innerlich ganz anders aussah. Das würde ich jetzt nicht mehr überspielen können. Ich merkte, wie ich kurz davor stand druchzudrehen.

Wieder zurück in alte Fehler zu verfallen, was nicht passieren durfte.
Mir war bewusst, dass im Badezimmer so ein Einmal-Rasierer herumlag. Mir lief ein Schauer über den Rücken, bei dem Gedanken zurück in die Vergangenheit zu gehen.
Vor zwei Stunden hatte ich dieses Zimmer betreten, hatte immer wieder den Weg zum Bad eingeschlagen und dann doch Nichts getan.
Dieses Mal würde ich endlich stark genug sein. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich ganz genau, wie schwierig es wäre in ihrer Gegenwart stark zu sein, weshalb ich den Kontakt nicht wieder aufnahm. Auch wenn das der Horror der Gefühle werden würde.

Wusste sie wohl, dass es mir gut ging? Hatte sie vielleicht grade die gleichen Gedanken?
Das letzte Mal, als ich sie gesehen hatte, lag sie bewusstlos am Boden. Irgendwie fühlte ich mich schlecht, sie in so einer Lage einfach alleine gelassen zu haben.
Aber das war doch irgendwo auch mein gutes Recht oder?
Wir litten schließlich beide!

Natürlich war es nicht richtig, sie dafür leiden zu lassen, was er zwei Jahre getan hatte. Sie konnte ja Nichts dafür, aber ich doch auch nicht.
Ich fuhr mir durch die Haare. Dieses Zimmer war in diesem Moment einfach viel zu klein und sie Luft zu stickig. Ich hatte das Gefühl, meine Gedanken stauten sich in diesem kleinen Raum.
Stumpf stand ich auf und zog mir meine Jogging-Sachen an. Luft und Sport. Warum nicht.
Sowas hilft doch immer.

10 Minuten später stand ich in engen Sportklamotten und mit einem Zopf vor der Eingangstür. Ich steckte mir die Kopfhörer in die Ohren und sah mich um.
Die Leute in der Umgebung sahen mich verwirrt an. Wahrscheinlich weil in dem Motel sonst nur Alkoholiker und Spielsüchtige schliefen. Was Besseres konnte ich mir nicht leisten.
Ich spürte ihre betrunkenen Blicke auf meinem Arsch, als ich mich in Bewegung setzte.
Ich kannte mich nicht wirklich in Seattle aus, als rannte ich einfach drauf los.
Am Anfang war es noch eine „normale" Geschwindigkeit. Vor einem großen Wald beschleunigte ich meinen Schritt aber. Die Musik dröhnte in meinen Ohren und ließ mich schweben. Ich wurde schneller und schneller.

Meine Gefühle verschwanden mit der Zeit, unterdrückt von dem stechenden Schmerz in meiner Brust. Ich konnte nicht anhalten. Irgendwann war auch der Schmerz nur noch ein blasser Schrei. Der Boden unter meinen Füßen verschwamm, doch es war mir egal.

Es gab nur noch mich und die Musik, meine Umgebung war unwichtig, wertlos.
Ich ignorierte alles um mich herum, die Natur und den Schmerz. Mein Schritt wurde schneller. Mein Gehirn sagte mir ich müsste aufhören, mein Körper sagte mir er könnte es so nicht mehr lange aushalten, doch mein Herz sagte mir ich müsste weitermachen. Ich konnte nicht stoppen.
Denn ich fühlte mich endlich mal wieder frei.

Zukuft

Beca
Die Tür knallte und ich drehte mich um. Ich konnte die Bellas dort in der ersten Reihe erkennen. Für einen kurzen und doch sehr langen Augenblick fühlte ich mich zu ihnen hingezogen, wollte wieder Amys gute Laune und Aubreys Ernsthaftigkeit spüren.
Doch als eine von Ihnen in meine Richtung schaute, trat ich nur weiter in den Schatten zurück und zog mir meine Kapuze noch ein bisschen tiefer ins Gesicht.
Ich wollte zu ihnen, das wollte ich wirklich, doch ich konnte einfach nicht. Viel zu gut hatte ich mich trotz all der Schmerzen in den letzten Monaten gefühlt.

Mir ging es offensichtlich besser ohne sie und ich hasste mich dafür, denn trotz Allem könnte ich niemals aufhören sie zu lieben, könnte sie nie vergessen.
Erst jetzt bemerkte ich, dass zwei der Bellas fehlten. Aubrey und Chloe.
Chloe war ja vielleicht gar nicht gekommen, was ich mir, auch wenn es in meinem Herzen wehtat dies überhaupt zu denken, doch gewünscht hätte.

Ich wollte sie nicht sehen, auch wenn mein Herz etwas anderes sagte.
Die Beerdigung war nicht besonders spannend, ich hatte sowas schon immer doof gefunden.
Aber was brachten diese Feiern den Toten denn überhaupt noch?
Freunde und Verwandte, sowie eine menge Menschen, die man wahrscheinlich nie gekannt hatte, versammeln sich zum gemeinschaftlichen Heulen. Wozu war das gut?
Ich persönlich hatte nicht so viele Probleme mit dem Tod, irgendwann sterben wir doch sowieso alle, die einen halt früher, die anderen später. Gelebt hat man trotzdem solange sich Menschen an dich erinnern.

Natürlich ist es auch traurig, wenn jemand stirbt, vielleicht nicht grade der Tod, sondern eher, weil man ihn nie wieder sehen würde. Es ist schrecklich wie die Leute sich Gedanken darüber machen, was ihre letzten Worte zu der Person gewesen waren, wie sie sich dafür hassen, sie als Letztes angeschrien zu haben.
Sein Tod war ein grässlicher Tod gewesen, er war so unschuldig, er hatte das nicht verdient.
Dennoch sollte man als Angehöriger sein Leben weiterleben, man musste schließlich tun, was der Tote nie tun konnte. Man lebt für ihn mit. Das ist das Größte Geschenk, was man einem Toten geben konnte.

Genau das würde ich mir von ihnen wüschen und keine unnötigen Heulpartys.
Schließlich bin ich glücklich, wenn meine Familie gücklich ist.
Wenn ich eine Beerdigung bekommen würde, sollte dort gesungen, gelacht und getanzt werden, so wie ich es zu meiner Lebzeit getan hatte.
Meine Freunde sollten sich doch glücklich von mir verabschieden, wenn ich ein letztes Mal den Gastgeber spielte.

Zwischendurch wurde ich immer wieder von irgendwelchen heulenden Verwandten angesprochen.
Ich ignorierte meistens was sie sagten, schließlich hatte kaum Einer ihn wirklich gekannt. Dennoch fragten sie mich immer wieder, wie es bloß dazu hatte kommen können, während Andere mich fragten, was für ein Mensch er überhaupt gewesen war. Ich meine, wenn man ihm anscheinen doch so Nahe gestanden hatte, dass man heulend aus seiner Beerdigung sitzen musste, wusste man doch wohl wie er drauf gewesen war oder nicht?! Bevor man wie ein Schlosshund heulte, sollte man sich doch wenigstens Gedanken darüber machen, ob man ihn überhaupt vermissen würde.
Ich verstand sowas einfach nicht...
Warum taten Menschen das?

Er verdiente so Etwas nicht. Er verdiente keine künstlichen, Masken tragenden, undankbaren Menschen. Er war so herzlich gewesen und hatte so viel getan.
Ein Schauer lief mir über den Rücken, bei dem Gedanken, WAS er für mich getan hatte. Ohne mich würde er jetzt nicht dort zwischen diesem Holz liegen.
Eigentlich hatte ich mich damit abgefunden, dass er wegen mir tot war, Keiner konnte wirklich Etwas dafür, aber in diesem Moment hatte ich wirklich mit den Tränen zu kämpfen. Dabei hatte ich mir vorgenommen auf keinen Fall auf dieser Beerdigung zu weinen. So war ich nicht. Das passte nicht zu meiner Natur.

Dennoch weinten diese ganzen Menschen nur wegen mir, sie mussten leiden, damit ich Leben konnte.
Das Ganze machte mich irgendwo tief da drin doch fertig, war kurz davor meine Fassade zu brechen, doch ich ließ die Tränen nicht zu, niemals. Ich weinte nicht.
Die Beerdigung wandte sich nun endlich dem Ende zu, länger hätte ich es bestimmt nicht mehr ausgehalten. Mittlerweile verließen schon einige Gäste die kleine Kapelle.
Die Bellas wanderten quatschend an mir vorbei, bemerkten mich nicht, als wäre ich nur ein vorbeiziehender Schatten. Sie sahen weniger verheult und eher geschockt aus.
Ich hatte kein Problem damit, dass ich für sie quasi unsichtbar war, ich hätte sowieso nicht mit ihnen sprechen können. Sie sahen irgendwie auch glücklich aus, sie schienen sich zu freuen, dass sie endlich wieder vereint waren. Natürlich wollte ich irgendwie auch diese Freude spüren, doch ich wollte ihnen diesen Moment nicht zerstören.

Sie waren ganz bestimmt besser ohne mich dran.
Von mir würde es garantiert keine erfreulichen Nachrichten geben, denn den Kontakt konnte ich noch nicht wieder aufnehmen.
Es war besser so.

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Tut mir leid, dass es so spät kommt, aber dafür ist es auch eines der längsten Kapitel überhaupt:)
Ich hoffe es gefällt euch.
Lasst mir ne Review da, dann kommt das nächste Kapitel vielleicht auch früher.
lg Örmel.

BROKEN. (Fortsetzung von Is this love?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt