Kapitel 19

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was bisher geschah:
Beca brach sich den Fuß beim Joggen und achte draufhin im Krankenhaus auf. Im Krankenhaus traf sie auf ihren Vater, der ihr Hilfe anbot.

Chloe:

Nach 5 weiteren Tagen in diesem unerträglichen Gebäude durfte ich dann endlich in eine eigene Wohnung ziehen. Zwar wurde ich jeden Tag mindestens fünfmal von Eliza angerufen und musste täglich die Sitzung besuchen. Dennoch fühlte ich mich besser. Ich war auf eine gewisse Weise frei. Ich wurde nicht mehr durchgehend beschattet und bei jeder Mahlzeit beobachtet. Eliza hatte während der Sitzungen immer wieder gesagt, das ich eines Tages gehen dürfte, doch irgendwie konnte ich es ihr zu der Zeit nicht glauben. Aber jetzt war es so. Konnte ich jetzt stolz sein?
Sie sagte immer, sie wäre stolz auf mich und meine Fortschritte. Dabei hatte ich Beca immer noch nicht vergessen können und ich würde es wahrscheinlich auch nie tun. Warum war es denn so wichtig, dass ich gesund wurde? Sollten die Anderen doch über mich denken, was sie wollten. Hauptsache ich war glücklich mit meiner Fantasie. Mit der Zeit hatte ich in der Therapie nur noch monoton geantwortet, ihr etwas vorgespielt. Ich hatte mich wie ein Roboter gefühlt. Es war unerträglich sie zu verstecken und hatte sich dennoch zum alltäglichen entwickelt. Momentan konnte ich mich aber wirklich nicht beklagen. Mal abgesehen von meinem gesundheitlichen Zustand war alles gut. Ich hatte eine Wohnung und bekam Geld um über die Runden zu kommen. Arbeiten sollte ich noch nicht, sagte Eliza. Meine Tage bestanden daraus nervös auf meinem Bett zu sitzen oder auf mein Handy zu starren. Ich zählte die Tage bis zur Beerdigung, denn irgendwas sagte mir, das diese ein großer Schritt in die richtige Richtung war. Ein Schritt zurück. Menschen aus der Vergangenheit wiedersehen, wichtige Menschen.

Mir war zu diesem Zeitpunkt bewusst, dass es Alles war, was ich wollte. Zurück. Ich wollte vergessen, was passiert war und was mir erzählt wurde. Wieder zurück zu der Zeit vor dem Unfall. Zurück in meine Fantasiewelt, zurück zu ihr.
Auch wenn ich sie lange nicht gesehen hatte, wusste ich, dass die Bellas mir helfen konnten. Das hatten sie schonmal getan. Warum sollten sie es nicht wieder tun.

Grade saß ich auf meinem Bett und spielte nervös mit einer roten Haarsträhne. Mal wieder hatte ich mein Handy mit entsperrtem Bildschirm in der schwitzigen Hand. Starrte es über Stunden nur an. Öffnete und schloss mein WhatsApp immer wieder. Ich konnte es nicht weglegen, wurde die Hoffnung nicht los, dass sie mir irgendwann schreiben würde und diesen ganzen Spuk auflösen würde. Das war doch Alles falsch, wie ein verdammter Albtraum.
Mein Hintergrund ließ mich lächeln. Beca und ich lagen einander in den Armen, tanzend.
Wie konnte ich mir so Etwas denn nur einbilden? Wie konnte ein solches Bild existieren, wenn Beca angeblich gar nicht existierte?
Ich tanzte dort doch nicht mit mir selbst, oder?
So gestört konnte ich doch nicht sein...





Beca:

Mein Vater hatte mich einfach nicht gehen lassen. Nun hockte ich bei ihm und dem verdammten Stiefmonster auf dem Sofa. Ich wollte nicht dort sein, wäre am Liebsten woanders.
Aber das war so typisch!
Er war nie da, wenn ich ihn brauchte und wenn ich einmal allein sein wollte tauchte er plötzlich auf, einfach so. Er machte einen auf heile Familie, nach so langer Zeit, als wäre nie was gewesen.
Als wäre ich noch ein Kind. Als wäre es nie passiert, als hätte er mich nie verstoßen.
Es schmerzte, daran zurückzudenken. Damals war eine Welt über mir zusammen gebrochen. Ich hatte immer gedacht, er liebt mich so, wie ich bin.
Damals konnte er sich nicht damit abfinden, dass seine einzige Tochter, sein Mäuschen, nicht perfekt war.

Ich konnte mich noch sehr gut an den Moment erinnern, als ich ihm von Chloe erzählt hatte. Aber wie sollte ich auch den Tag vergessen, an dem auch der letzte Kontakt zu meiner Familie abbrach.
Zuerst wirkte er geschockt, dann wirkte er angewidert und zuletzt konnte man ganz deutlich das Schamgefühl in seinen Augen erkennen. Bis zu dem Augenblick wusste ich nicht, dass ein einfach Blick einen Menschen so sehr verletzen konnte.
Er schämte sich für mich, für seine eigene Tochter.
Nach dem ersten Schock hatte er angefangen auf mich einzureden, hatte immer wieder gesagt, es sei doch nur eine Phase und dass ich sie doch einfach vergessen sollte.
Ich hatte es über mich ergehen lassen, ohne ein Wort zu sagen, am nächsten Tag ging ich auf die Uni und kam nie wieder zurück zu ihm.
Ich schwänzte die Literaturkurse und ging ihm aus dem Weg. Sowas konnte ich nicht mehr meinen Vater nennen.

Da er sich die ganze Zeit, Jahre, nicht bei mir gemeldet hatte, dachte ich wirklich, er hätte es aufgegeben, doch hier war er. Als wäre er nie weggewesen, als hätte er nie meine kleine große Welt zerstört. Er führte sich auf wie der beste Vater aller Zeiten.
Und so ein grummelndes, nerviges Gefühl da unten in meinem Bauch, sagte mir, dass er mich in absehbarer Zeit auch nicht in Ruhe lassen würde.
Es war kalt hier, ich zog mir die kuschelige Decke ein bisschen weiter über meinen dünnen Beine. Der Stoff der Decke war so weich, so Etwas war ich schon gar nicht mehr gewohnt.
Vor dem Knöchelbruch hatte ich so gut wie gar nicht geschlafen und wenn dann gleich ohne Decke und Kissen oder irgendwo im Welt, wenn mein Körper nachgab. Angenehmen Schlaf hatte ich erst hier wieder bekommen. Das war aber auch das einzig Gute an diesem Ort.
Wenn ich so darüber nachdachte, war es gut, dass mein Vater nicht wusste, was Alles vorgefallen war, sonst würde er Chloe noch umbringen.
Er wusste nur, was er sehen konnte, und das war eine fast magersüchtige Beca mit einem gebrochenen Knöchel.
Sollte er doch denken, was er wollte, ich würde ihm definitiv nichts erzählen...

Genervt fasste ich mir an den Kopf. Er brummte, schon den ganzen Tag. Das ganze Nachdenken hier alleine machte es nicht besser.
Dennoch konnte ich nicht anders, als mir den Kopf darüber zu zerbrechen, wie ich hier wieder herauskommen könnte. Leider würde mein Vater mich in nächster Zeit nicht mehr loslassen, da war ich mir sicher.
Den ersten Tag hatte ich es noch mit Abweisung versucht und mich zurückgezogen, hatte versucht meine Stimmung nach außen zu tragen. Mittlerweile wurde ich etwas Besserem belehrt und spielte einfach mit. Es brachte mir so viel mehr, so zu tun, als würde es mir hier gefallen, so zu tun, als hätte ich diesen Mann lieb.

Das Türschloss knackte und ein müdes Stöhnen erklang. Das Steifmonster war da. Anscheinend hatte sie einen harten Arbeitstag gehabt, das sagte zumindest ihr Stöhnen.
Rachel gab ein fröhliches „huhuuuuuu!" von sich. Wie machte diese Frau das bloß? Da hatte die einen harten Arbeitstag hinter sich, schleppte tonnenschwere Einkaufstaschen mit sich rum und konnte trotzdem noch gut gelaunt sein. Ihre blondierten Haare kamen hinter dem Türrahmen hervor und daraufhin ihr immerwährendes Lächeln.
„Naaa, wie war dein Tag, Maus?"Ich musste mir ein Augenrollen unterdrücken. Immer nannte sie mich Maus, seitdem sie mich kannte, und ich hasste es. Ich hasste es so sehr. Am Liebsten würde ich ihr jedesmal, wenn sie mich so nannte, an den Kopf werfen, wie sehr ich sie hasste und dass sie sich nicht wie meine Mutter aufspielen sollte.
Ich durfte und konnte mir das hier, dieses Dach über meinem Kopf und diese Beziehung mit meinem Vater, einfach nicht verspielen, deshalb ließ ich es einfach über mich ergehen.
„Naja, ich hab mich halt ein bisschen ausgeruht.", sagte ich mit einem gespielten Lächeln auf dem Gesicht. Sie legte mir eine Hand aufs Bein. Ihre viel zu langen, viel zu teuren Gelnägel kratzten über meine kaputten Knie.

„Das ist gut. Du musst wieder zu Kräften kommen.", sagte sie lächelnd. Sie tat so, als wäre sie wirklich besorgt. „Dein Vater kommt in etwa einer Stunde nach Hause, bis dahi kümmere ich mich ums Essen. Ruh du dich einfach weiter aus."
„Dein Vater." wie sehr ich es hasste, wenn sie so über ihn sprach. Nach Allem, was er mir angetan hatte war er nicht mehr mein Vater, außerdem konnte er mich nicht mehr Tochter nennen, nur weil ich auch Interesse an Frauen habe. Naja er war ja immernoch der Meinung, dass es nur eine Phase war, dass sein Mädchen, sein kleiner Schatz, nicht Bisexuell sein konnte. Ich sah Rachel an und nickte lächelnd. Ich versuchte Dankbarkeit in meinem Blick widerzuspiegeln.
Egal, wie sehr ich sie hasste, ihr Essen war trotzdem immer gut und ich hatte vermisst, dass jemand für mich kochte.
Nachdem sie das Zimmer verlassen hatte, verkroch ich mich wieder unter meiner Decke und gab ein leises Stöhnen von mir. Nett sein war so anstrengend...

Wie angekündigt stand eine Stunde später das Essen auf dem Tisch und mein Vater kam nach Hause. Freudestrahlend nahm er mich in den Arm, widerwillig musste ich die Umarmung erwidern.
Warum gab es überhaupt sowas wie Umarmungen, wenn man sowieso Niemanden hatte, bei dem man es gerne tat? Man wurde doch nur verletzt, wenn man Zuneigung zuließ...
Ich ließ die Ganze Prozedur über mich ergehen, die Begrüßung, das Essen und die Gespräche über den ach so tollen Tag. Natürlich versuchte mein Vater mal wieder Informationen über die letzten Wochen aus mir herauszubekommen, doch wie immer schwieg ich. Als ich spät Abends dann im Bett lag, war ich unglaublich glücklich endlich schlafen zu dürfen.
Doch wie jeden Abend, wenn ich versuchte zu schlafen, liefen mir die Tränen.
Nachts musste ich immer nachdenken, die Stille brachte sie zurück.
Sie war da und raubte mir den Schlaf.
Nach ein paar Stunden weinte ich mich in den Schlaf.

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sooo meine Lieben, die Örmel hats vor ca. 4 Wochen geschafft ihren Laptop zu schrotten und hatte seitdem keine Chance weiterzuschreiben, also riesiges Sorry!
Aber jetzt bin ich wieder da und so motiviert wie noch nie!
Ich werde ab jetzt alles geben, meinen Plan seit dem Start dieser Story zu vollenden und die Story noch vor pp3 beenden. Mal schauen ob ichs packe:)
Wie immer würde ich mich über Rückmeldung freuen <3
lg eure Örmel ;-)

BROKEN. (Fortsetzung von Is this love?)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt