"Mit oder ohne Sprudel?", fragtest du mich.
"Mit."
"Ohne wäre besser, wegen deines Hustens."
Ich rollte mit den Augen: "Warum fragst du dann überhaupt?"
Du zucktest mit deinen Schultern: "Höflichkeit."
"Dass ich nicht lache."
Du deutetest auf das stille Wasser und die Verkäuferin stellte es vor dich: "Eins fünfzig." Du holtest den 500 Euro Schein heraus und ich musste mich beherrschen, um nicht komplett loszubrüllen.Beim Bäcker eine Flasche Wasser mit einem 500 Euro Schein bezahlen zu wollen zählte auf jeden Fall zu den verrückten Dingen dazu. Wie du da standest und verlegen auf das Geld in deiner Hand starrtest und ich neben dir versuchte nicht zu lachen, unvergesslich. Ich konnte mir zu gut vorstellen was diese Frau an der Theke gedacht haben muss, bei unserer Erscheinung. Wo hatten sie die denn rausgelassen?
Die Frau sah zwischen mir und dir hin und her: "Ich schenke euch das Wasser." Ich hustete erneut, das war ja witzig.
"Oh, ähm, danke", stottertest du. Ich nahm die Flasche und verließ den Laden.
"Das werde ich nie vergessen", ich öffnete das Wasser und trank einen Schluck.
"Jetzt haben wir wenigstens gelernt, wie man Wasser bekommt, ohne zu bezahlen", dein Grinsen war nicht zu übersehen.
"Auf jeden Fall gut zu wissen", ich lachte.Mit dir schien alles immer so leicht. Jeder Ort wurde mit dir zum Schönsten der Welt, jede Sorge war vergessen, jede Angst wie ausgelöscht und meine Gedanken spielten verrückt. So verrückt wie wir waren, so krank und furchtlos. Es gab nur eine Sache, die mir Angst machte und das war weder der Tod, noch dich zu verlieren. Ich war mir egal, also was kümmerte mich das was aus mir wird? Was mir Angst machte war dich allein zu lassen, von dir zu gehen und nie wieder zu kommen.
"Komm", du nahmst meine Hand.
"Wohin?"
"Elli, ich habe doch gesagt, dass ist keine Frage für uns."
"Aber warum laufen wir dann in Richtung der Züge?"
"Wir sind noch viel zu nah bei der Psychiatrie."
Ich blieb stehen: "Du willst nicht ernsthaft nochmal fahren, oder?"
Du liefst weiter mit deinem dämlichen Grinsen im Gesicht: "Wir hatten vorhin keine Gelegenheit das zu beenden." Du zeigtest auf mich und dich.
"Träum weiter du Arsch. Du ergreifst jede Situation, die du kriegen kannst, nicht wahr?"
"Und das nimmst du mir übel?", du drehtest dich zu mir um.Nein, natürlich nicht. Kein einziges mal habe ich es ausgesprochen, aber ich wollte es auch, wollte dich, Jack.
"So übel, dass ich fast kotzen muss", ich schloss zu dir auf.
"Aber nur fast."
"Ich ignoriere dich ab jetzt."
"Ich wette, dass du das keine Minute aushältst."
"Werden wir ja sehen."
"Ha, da war es schon, du hast mir geantwortet", du lachtest.
"Das zählt nicht."
"Doch Elli und wie das zählt."
"Nein."
"Lass uns wetten", du sahst mir in die Augen.
"Was haben sie denn zu bieten?", ich rümpfte die Nase.
"Was hätten sie denn gerne?"
"Also wenn du so fragst", ich trank noch einen Schluck und reichte dann dir die Flasche, doch du schütteltest den Kopf.
"Das bedeutet nichts Gutes, wenn du das sagst."
"Hey, du hast mir nicht mal zugehört."
"Ich höre dir immer zu Elli, solange du beschließt mit mir zu reden."
"Stimmt, ich könnte aufhören mit dir zu sprechen, aber dann würde ich nicht halb so viel Scheiße hören wie jetzt."
"Und das wäre schlecht?", du lachtest.
Ich leerte meine Flasche: "Vielleicht höre ich gern Scheiße."
"Meine Scheiße?"
"Bilde dir ja nichts ein."
"Du willst nur nicht zugeben, dass du mich magst."
"Falls du es schon vergessen hast, ich kann dich nicht ab."
"Da waren wir aber schon mal weiter", deine Schritte wurden schneller und ich schüttelte den Kopf.
"Idiot."
"Also, wetten wir?"
"Um was willst du denn wetten?"
"Um dich als meine Freundin."
Ich wollte nicht lachen, doch trotzdem tat ich es: "Das willst du nicht."
"Hast du Angst, dass du verlieren könntest?", in deinen Augen blitzte etwas Undefinierbares auf.
"Darauf könnte ich antworten, wenn du mir sagen würdest, um was es geht."
"Ich wette, du schaffst es nicht, mich die nächste Fahrt über zu ignorieren."
"Was bekomme ich, wenn ich es schaffe?"
"Kannst du dir aussuchen."
"Dann sag ich es danach", ich lächelte dich an.
Du sahst mich verblüfft an: "Von mir aus, aber wenn du verlierst, sind wir ein Paar."
Ich reichte dir meine Hand: "Einverstanden."
"Es geht los, wenn wir im Zug sind."Ob ich aufgeregt war? Ja. Ob ich extra verlieren wollte? Nein. Ich hatte nicht vor dich gewinnen zu lassen, Jack. Das hättest du wohl gerne gehabt.
Wir stiegen in den nächsten ICE, der weg von hier fuhr und ich tat so als würde ich allein fahren, doch aus dem Augenwinkel konnte ich dein Lächeln die ganze Zeit sehen. Der Zug rollte an und ich widmete die volle Aufmerksamkeit einer Stange vor mir.
"Was würde ich jetzt für ein Stück Kuchen geben."Ach, schummeltest du also? Es war nie davon die Rede, dass du es mir verschweren dürftest. Doch ich blieb hart und verkniff mir ein Lachen, da hättest du dir schon etwas Besseres einfallen lassen müssen.
Mir war klar, dass du durchgehend auf meinen Rücken starrtest, aber ich drehte mich nicht zu dir um. Ich schaute nach draußen, wie schnell die Landschaft an uns vorbeizog. Es ertönte eine Stimme aus dem Lautsprecher und sie sagte genau dasselbe wie vor wenigen Minuten in dem anderen Zug. Du liefst zu einer Toilette und ich ging in die selbe Richtung. Wir schlossen uns beide ein, jedoch nicht zusammen. Ich lauschte an der Tür, alles war leise.
Es überkam mich ein seltsames Gefühl. Die ganze Zeit war ich bei dir gewesen und jetzt? Für diesen kurzen Augenblick von dir getrennt zu sein fühlte sich an wie tausende Stiche in meinem Herzen. Als wäre ich nicht vollständig, als würde irgendwas fehlen, als hätte mir jemand das Wertvollste, das ich besitze, genommen.
DU LIEST GERADE
Einsam fällt Sterben leichter
Teen Fiction"Das Leben ist vergänglich, Jack", murmelte ich und zog ein letztes Mal an meinem glühenden Stummel. "Wie eine Schachtel Zigaretten", du sahst mich traurig an. "In etwa so wie eine Packung, ja." "Und dann?", deine Augen waren glasig. Ich lächelte: "...