Ich sah zu der Uhr über mir, es war gerade mal 13 Uhr. "Ich könnte schon wieder etwas essen", du klopftest dir auf den Bauch.
"Im Ernst?"
Du zucktest nur mit den Schultern: "Wahrscheinlich alles wegen der Muskeln."
"Träum weiter, Jack."
"Lass und wetten."
Ich hielt mich am Beckenrand fest: "Ich will nicht mit dir wetten."
"Weil du weißt, dass du verlierst?", dein Grinsen wurde breiter.
"Nein."
"Ach komm schon, Elli." Ich drehte mich von dir weg, ich hatte jetzt echt keine Lust auf deine Spielchen.
Ein kleines Mädchen schwamm direkt auf uns zu: "Hallo." Ich brauchte einen kurzen Moment, bis ich bemerkte, dass sie uns meinte.
"Äh, hallo", murmelte ich.
"Seid ihr neu hergezogen?", sie lächelte, sodass man ihre Zahnlücken sehen konnte.
Du kamst dicht an mich heran, bis ich deine harte Brust an mir spürte: "Nein, wir sind nur auf der Durchreise."
Das Mädchen sah zu dir hoch: "Schade, hier kommen selten neue Leute." Ich musste mich mehr drauf konzentrieren nicht von dir wegzurücken, als dass ich dem Kind Aufmerksamkeit schenkte.
Ich lächelte :"Das kann ich mir gut vorstellen."
"Seid ihr zusammen?", sie sah zwischen mir und dir hin und her.
Du grinstest: "Ja, sind wir."
"Wie heißt ihr?"
"Ich bin Elli und das ist Jack", sagte ich.
"Ich bin Melanie", ihre Zahnlücken kamen wieder zum Vorschein.Ich wusste nicht was ich mit diesem kleinen Mädchen anfangen sollte, da ich kaum Erfahrungen mit Kindern hatte. Eigentlich war ich mein ganzes Leben lang allein gewesen, weil sich niemand um mich gekümmert hatte. Doch du, Jack, hast mich erneut überrascht. Ich habe keine Ahnung warum du immer gewusst hast was zu tun ist und manchmal kam es mir auch ein wenig unrealistisch vor.
"Hast du Lust springen zu gehen?", du lächeltest ihr zu.
Melanie grinste: "Ja, aber meine Eltern haben gesagt, ich soll nicht zu euch schwimmen, aber das ist mir egal."
Ich runzelte die Stirn: "Warum haben sie das gesagt?"
Sie zuckte nur mit den Schultern: "Sie kennen euch nicht." Ich schluckte, wenn es etwas gab, das ich hasste, dann waren es Vorurteile.
Du legtest eine Hand auf meine Schulter: "Sie können uns ja kennenlernen und außerdem sind wir doch ganz nett, oder?"Wie konntest du nur so ruhig bleiben? Ich hätte am liebsten sofort das Schwimmbad verlassen, da mir das zu blöd wurde. Aber anstatt zu gehen, wolltest du die Eltern eines Kindes kennenlernen, die wir sowieso nie wieder im Leben sehen würden.
"Ich glaube, das wäre keine gute Idee", murmelte ich.
Melanies Lächeln erstarb: "Warum?"
"Wir müssten eigentlich schon längst wieder weg", ich sah dich hoffnungsvoll an, doch du lachtest nur.
"Wir gehen vorher noch mit dir springen, Melanie, keine Sorge."
"Ich bin als Erstes auf der anderen Seite!", sie schwamm los.
"Komm, Elli!"
"Ich werde nicht springen."
"Hast du etwa Höhenangst?"
"Nein, Jack."
"Hast du Angst deinen BH zu verlieren?", du grinstest.
"Nein, du Arsch."
"Dann steht uns ja nichts mehr im Weg", du packtest meine Hand und zogst mich durch das Wasser. Ich versuchte mich aus deinem Griff zu lösen, doch es war unmöglich. "Wenn du mehr-"
Ich beendete deinen Satz: "Muskeln hättest, könntest du dich wehren, ich weiß." Jetzt lachtest du nur noch lauter und ich beschloss dich zu ignorieren. Wir hatten Melanie schnell eingeholt, da sie kaum über Wasser bleiben konnte, doch du bliebst hinter ihr und hast sie gewinnen lassen, herzzerreißend.
"Ich habe gewonnen", jubelte sie.
"Nächtes Mal mache ich es dir nicht mehr so leicht", du ließt mich los.
Sie grinste: "Ich mache eine Arschbombe."
"Soll ich auch eine machen?", du stiegst aus dem Wasser.
"Ja!", rief Melanie.
"Soll Elli auch eine machen?", du sahst zu mir runter. Ich würde mich nicht vom Rand wegbewegen.
"Vergiss es", ich funkelte dich böse an.
"Doch Elli, komm schon", Melanie streckte mir die Hand entgegen.Wie konnte man nur so voller Leben sein? Sie wirkte so fröhlich. Bei dem Gedanken, dass dieses Mädchen irgendwann auch mal so leiden würde, wie jeder, zog sich mein Magen zusammen. Es gab so viel Schlimmes auf der Welt und jeder würde irgendwann davon mitbekommen, egal ob bei sich selbst oder bei anderen. Ich wollte weder springen, noch aus dem Wasser, damit jeder meine Unterwäsche sehen konnte, doch ich reichte ihr meine Hand. Ich bewunderte Kinder schon immer dafür wie gekonnt sie alles ignorierten, oder hatten sie einfach keine Ahnung was vor sich geht? Auf jeden Fall sind sie ehrlicher als die meisten Menschen, ehrlicher und offener als ich.
"Na gut." Und wieder hatte ich das Gefühl, dass uns alle anstarrten, aber das war mir mittlerweile egal, sollen sie halt dumm glotzen. Ich sah an mir herab, natürlich zeichnete sich alles ab, was dich zum Grinsen brachte. "Wag es ja nicht, eine Bemerkung zu machen", ich deutete mit dem Finger auf dich und du drehtest dich lachend weg. Melanie machte ihre Arschbombe und dann sollte ich springen.
"Ich wette, dass Elli keine Arschbombe macht", du sahst zu Melanie.
"Ich sage sie macht eine."Danke, Jack. Jetzt musste ich auch noch mehr oder weniger eine Arschbombe in Unterwäsche machen, während uns alle anstarrten. Auch wenn ich es nie zugegeben hätte, manchmal war es gut, dass du mich ein wenig zu Dingen gezwungen hast, dass du mich dazu gebracht hast, zu leben.
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Einsam fällt Sterben leichter
Teen Fiction"Das Leben ist vergänglich, Jack", murmelte ich und zog ein letztes Mal an meinem glühenden Stummel. "Wie eine Schachtel Zigaretten", du sahst mich traurig an. "In etwa so wie eine Packung, ja." "Und dann?", deine Augen waren glasig. Ich lächelte: "...