Wir verließen den Laden und alles wirkte wie ausgestorben.
"Hier", ich reichte dir die Tüte.
"Oh, wie aufmerksam."
"Du wolltest Alkohol kaufen, jetzt kannst du ihn auch tragen."
"Keine Sorge, ich widerspreche dir nicht."
"Würde ich an deiner Stelle auch nicht." Wir liefen in eine andere Gasse mit alten Laternen.
Du liefst vor, weil der Weg zu schmal war um nebeneinander zu laufen: "Elli, schau mal."
"Wie soll ich denn etwas sehen, wenn du direkt vor mir stehst?" Du tratst einen Schritt zur Seite. Ein kleines Schwimmbad erstreckte sich vor uns: "Was hat dieser Ort denn noch alles?"
"Ich will schwimmen gehen", du wolltest schon loslaufen, doch ich hielt dich zurück.
"Nackt?"
"Mit dir liebend gerne", dein dämliches Grinsen war wieder da.
"Idiot."
"Ach komm schon, Elli. Unterwäsche ist doch dasselbe."
"Okay, von mir aus." Ich lief auf das Gebäude zu.
"Warum läufst du zum Eingang?", fragtest du mich.
"Ich dachte du willst schwimmen."
"Ja, aber einfach durch den Eingang zu marschieren, wäre zu leicht für uns."
"Du willst in ein Schwimmbad am Arsch der Welt einbrechen?"
"Es geht nur um das Prinzip etwas Verbotenes zu tun."
"Der Eintritt kostet zwei Euro, wenn es hoch kommt", ich lachte.
"Das ist schön", du gingst um das Gebäude herum und suchtest einen Hinterausgang.Ich lief dir hinterher und ich konnte es nicht fassen. Das war so lächerlich.
Hinter der Schwimmhalle waren noch mehr Felder und ich lachte dich schon aus, weil das hier umsonst war, doch dann fandst du wirklich eine Tür. "Die ist abgeschlossen", du sahst zu mir.
"Warum wohl? Also wenn ich der Besitzer des Schwimmbads wäre, hätte ich offen gelassen." Du ignoriertest meinen Kommentar und untersuchtest währenddessen die Tür.
"Hast du eine Haarspange?"
"Du willst doch nicht ernsthaft wie in so einem schlechten Film damit das Schloss knacken, oder?"
"Ja oder nein, Elli?"
"Nein, ich bin nicht so ein Mädchen, das viel auf ihr Äußeres legt."
"Das ist ein altes Schloss."
"Toll, Jack. Wahrscheinlich weil keiner damit rechnet, dass hier jemand einbrechen würde. Lass uns einfach den Eingang nehmen", ich wandte mich zum Gehen, doch dann klackte etwas.
Ich drehte mich um und du hieltest grinsend das rostige Schloss in die Höhe: "Wir haben jetzt unseren eigenen Eingang."
"Wie hast du das gemacht?"
"Wie gesagt, Elli, das ist ein sehr altes Schloss." Ich betrachtete dich kritisch, sagte aber nichts und trat dann ein. Wir waren in einer Art Abstellkammer gelandet.
"Noch so eine tolle Idee?", ich drehte mich zu dir um.
"Ja", du schlangst deine Arme um mich und zogst mich an dich. Mein Herz schlug, als wollte es einen neuen Rekord aufstellen und dann küssten wir uns.Dieses mal küsste ich dich nicht, und du nicht mich. Dieses mal waren wir es beide, was sich gleich tausend mal besser anfühlte. Dieses Gefühl nicht an morgen denken zu müssen, dieses Wissen, das gestern keine Rolle mehr spielt war unglaublich. Wir lebten im Hier und Jetzt. Du hast nichts an mir verändert, Jack, aber du hast mich Dinge fühlen lassen, du hast ein totes Mädchen dazu gebracht sich lebendig zu fühlen.
Niemand sagte etwas, wahrscheinlich wollte keiner den Moment zerstören. Es fühlte sich an als würde die Luft zwischen uns elektrisieren und ich genoss diesen Moment, ich hoffe du hast es auch so empfunden. Dein Blick wanderte durch den dunklen Raum, dann gingst du in eine Ecke und versuchtest die Klinke herunter zu drücken, was auch funktionierte.
Ich kam hinter dich und wir schauten durch den Schlitz: "Ich würde mal sagen Volltreffer."
Du lächeltest: "Sieht so aus." Ich drängte mich an dir vorbei, um zu den Umkleiden zu gelangen. "Ähm, Elli."
Ich sah dich an: "Was denn?"
"Du brauchst dich nicht umziehen, zumindest wüsste ich nicht was", du lachtest und schlosst die Tür hinter dir.
Ich merkte, dass ich erötete, wobei das bei mir wahrscheinlich gar nicht auffiel: "Ja, wir können aber trotzdem so tun als wären wir normal, und deswegen ziehe ich mich jetzt in einer Umkleidekabine um."
"In Ordnung keine Blume. Ich suche derzeit ein Schließfach für unser Wasser mit Gefühlen." Ich lief schmunzelnd auf die Umkleide zu und schloss ab. Nie hätte ich gedacht, dass ich mal in Unterwäsche in einem Schwimmbad schwimmen würde, in welches ich zuvor eingebrochen war. Froh darüber, dass ich meine komplett schlichte, schwarze Unterwäsche trug, zog ich meine Jacke, die Jeans und mein Tshirt aus. Die Socken stopfte ich in meine Schuhe und öffnete dann die Tür. "Hier", mein Blick folgte deiner Stimme.
Du sahst mich lächelnd an, anscheinend gefiel dir der Anblick: "Schau mich nicht so an."
Deine Augen funkelten: "Wie soll ich dich nicht ansehen?" Ich schüttelte den Kopf und legte meine Klamotten in den Spind. "Du brauchst nicht so zu tun, als würdest du mich nicht ebenso anschauen", du lachtest.Und ja, Jack, du hattest recht. Es fiel mir schwer nicht auf deinen breit gebauten Oberkörper zu starren, aber ich versuchte mein Bestes. Hatten die in der Psychiatrie etwa ein Fitness Center? Zumindest sah dein Körper sehr durchtrainiert aus und vielleicht habe ich mir auch vorgestellt, wie es wäre daran einzuschlafen, die Vorstellung ließ mich zusammenzucken.
Erst jetzt fiel mir der blaue Verband an deinem Unterarm auf: "Was ist da passiert?"
"Ach, halb so wild", du kratztest dich am Kopf. Ich sah auf deine karierte Boxershort, die würde auf keinen Fall als Badehose durchgehen.
"Dann sag es mir halt nicht", ich schmiss den Spind zu und lief in die Richtung, in der ich das Becken vermutete. Dein Seufzen war nicht zu überhören, als du mir folgtest.Ich war immerhin deine Freundin, warum hast du mir also so vieles verschwiegen? Ich weiß, dass ich nicht besser war, ich habe dich auch oft genug angelogen, habe dir immer nur die halbe Wahrheit erzählt, aber ich tat es, um dich zu schützen. Und vielleicht befriedigte mich der Gedanke, dass du das Gleiche für mich machtest.
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Einsam fällt Sterben leichter
Roman pour Adolescents"Das Leben ist vergänglich, Jack", murmelte ich und zog ein letztes Mal an meinem glühenden Stummel. "Wie eine Schachtel Zigaretten", du sahst mich traurig an. "In etwa so wie eine Packung, ja." "Und dann?", deine Augen waren glasig. Ich lächelte: "...