"Meinst du, dass du uns Handtücher besorgen kannst?", fragte ich dich.
"Bekomme ich hin."
Ich sah dich unsicher an: "Gut." Darauf hast du nicht geantwortet, sondern bist einfach losgelaufen. Ich hielt mit dir Schritt: "Ist alles in Ordnung?"
"Ja, Elli.""Du bist sauer."
"Nein, nur traurig."
"Tut mir leid", gab ich leise von mir.
"Du brauchst dich nicht entschuldigen Elli, für gar nichts", damit bist du dann in der Dusche für Männer verschwunden.Ich fühlte mich schlecht und ich hatte auch jeden Grund dazu. Dir weh zu tun fühlte sich genauso schmerzhaft für mich an und ich kann nicht sagen, ob der Gedanke dich zu verletzen, oder das Wissen dich allein lassen zu müssen unerträglicher war.
Ich lief wie vor den Kopf gestoßen zu den Duschen und ließ heißes Wasser über meinen Körper laufen. Eine Frau sah mich lächelnd an. Die erste positive Reaktion auf mein Aussehen.
"Brauchst du Duschgel oder Shampoo?", sie hielt mir zwei Packungen entgegen.
"Danke", ich nahm das Angebot an, auch wenn ich nicht viel Shampoo brauchen würde.Ich hatte keine Glatze, aber dennoch hat die Chemotherapie dafür gesorgt, dass ich keine Haare mehr hatte. Nachdem ich mich dazu entschlossen hatte, keine Therapien mehr über mich ergehen zu lassen, wuchsen sie wieder nach. Sie waren auch jetzt noch kurz, aber eben nicht komplett weg. Weder eine Chemotherapie, noch eine Strahlentherapie konnten mir helfen, sie würden lediglich mein Leben verlängern, aber das wollte ich nicht. Ich meine, was hatte ich für einen Grund zu leben? Ich hatte niemanden, der mich vermissen würde, bis du kamst, Jack.
Ich machte mich fertig und dankte der Frau nochmal, dann ging ich aus der Dusche.
Du standst schon lächelnd da: "Hier."
"Du hast wirklich welche bekommen?", ich nahm das Handtuch entgegen und schlug es um mich.
"Ja, ich war schon immer gut in so etwas", du grinstest und ich war froh, dass du dich wieder gefasst hattest.
"Wie viel Uhr haben wir?"
"Ich glaube so etwa fünf", du zucktest mit den Schultern.
Ich sah an dir herab, du hattest dich bereits abgetrocknet: "Dein Verband geht ab."
Du griffst erschrocken an deinen Arm: "Das mache ich wieder fest."Ich hätte dich gerne gefragt was passiert ist, aber ich wollte dich nicht drängen, ich habe mir eingeredet, dass es unwichtig ist und du mir deshalb nichts erzählt hast, aber natürlich stimmte das nicht, das wusste ich. Ich hatte so viele Fragen an dich, Jack, aber ich habe nicht eine davon gestellt.
Dazu habe ich nichts gesagt, ich bin einfach zu unserem Spind gegangen und du hast aufgeschlossen. Wir zogen uns beide an und ich ekelte mich wegen der nassen Unterwäsche, das war echt unangenehm, alles klebte an einem. Du hast die zwei kleinen Handtücher mit in die Tüte gestopft und dann standen wir wieder an der Stelle, wo wir zuvor eingebrochen waren.
"Welchen Ausgang nehmen wir?", du sahst mich fragend an.
"Den normalen, bitte." Ich hatte mir die Schachtel Zigaretten unter den Nagel gerissen und als wir das Gebäude verließen, sah ich dich an.
"Feuer?", du zogst es gleichzeitig aus der Tasche. Du hast mir die Kippe angezündet, aber ich sah dabei nur dich an, ich spürte deinen Widerwillen und trotzdem hast du es getan, du hast mir dabei geholfen mein Leben schneller zu beenden. Ich rauchte und fühlte mich augenblicklich besser. "Wohin jetzt?", dieses mal kam die Frage von dir.
"Ich dachte, das wäre die falsche Frage."
Du hingst dir die Tüte über die Schulter und sahst zu den kleinen Gassen: "Ja, sie ist auch falsch, aber ich hätte gerne eine Antwort."
Ich pustete in die Luft: "Ich will heute hier bleiben."
Du hast mich überrascht angeschaut, aber dann gelächelt: "Dann müssen wir nochmal einkaufen gehen." Wir liefen wieder zu dem kleinen Supermarkt und kauften ein paar Brötchen, Käse und Wasser, allerdings dieses Mal ohne Gefühle. Der komplette Laden war, bis auf die Verkäuferin, leer. An der Kasse starrte ich zu den Kippen. Du seufztest: "Welche willst du?"
"Mir egal." Nachdem die Kassiererin fertig war, gabst du mir die Packung und ich begann hysterisch zu lachen.
"Was ist, Elli?"
Ich zeigte dir die Schachtel, auf der ein Bild mit einer Raucherlunge abgebildet war und las den Satz darunter vor: "Rauchen kann zu tödlichem Lungenkrebs führen." Und dann hast du etwas Unerwartetes getan, du hast mich einfach in den Arm genommen. Ich war zuerst ein wenig überrumpelt, aber dann umarmte ich dich auch.Ich weiß nicht warum, aber mir war zum Weinen zumute. Es war so ein emotionaler Moment, obwohl niemand sprach, obwohl niemand etwas anderes tat als nur da zu stehen. Zu diesem Zeitpunkt war es sicher, dass der Krebs mich besiegen würde, aber ich war mir auch sicher, dass er uns nicht trennen würde, er würde diese Erinnerungen nicht auslöschen können.
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Einsam fällt Sterben leichter
Fiksi Remaja"Das Leben ist vergänglich, Jack", murmelte ich und zog ein letztes Mal an meinem glühenden Stummel. "Wie eine Schachtel Zigaretten", du sahst mich traurig an. "In etwa so wie eine Packung, ja." "Und dann?", deine Augen waren glasig. Ich lächelte: "...